In China ist der Kurzfristkredit üblich
ds Frankfurt – Putzmeister, Schwing, Kion, Pfaff: Chinesische Unternehmen kaufen sich bei deutschen Mittelständlern ein, um sich Know-how und Marken für ihren riesigen Heimatmarkt zu sichern. Derweil werden deutsche Mittelständler auch in China immer aktiver: Sie gründen Werke, um ihre Produkte für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt auch gleich in der Volksrepublik herzustellen. Neben unternehmensstrategischen Fragen ist dabei auch die Finanzierung der Investition im Reich der Mitte zu klären – was nicht immer einfach ist.Langfristige Finanzierung von Investitionsvorhaben über mehr als ein Jahr sei in China in der Regel nur über besicherte Investitionskredite oder für Staatsunternehmen erhältlich, sagt Michael Lamla, Head of Corporate Banking bei der Agricultural Bank of China (ABC), im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Möglich ist es natürlich, das Geld, das für die Investition in Fernost nötig ist, hierzulande in Euro aufzunehmen, nach China zu bringen und dort in Renminbi zu wechseln. Doch für solche Onshore-Finanzierungen sind Genehmigungen nötig, und es bleibt das Währungsrisiko. Eine Alternative zur Aufnahme von Yuan sind Offshore-Corporate-Bonds, die aber nur für Weltkonzerne mit bekanntem Namen und externem Rating in Frage kommen und nicht für Mittelständler. Bislang haben unter anderem Renault, Ford, Caterpillar und BP sogenannte Dim-Sum-Bonds begeben. Problem Goldene BilanzregelWenn deutsche Mittelständler in China Renminbi bekämen, dann nur schwer in der gewünschten Fristigkeit, sagt Lamla. Konzerne, die bei der Finanzierung die hierzulande übliche Goldene Bilanzregel beachten wollten, der zufolge langfristiges Vermögen langfristig zu finanzieren ist, hätten es in China nicht leicht. Zudem wünschten sie auch beim Kredit einen Vertrag nach deutschem Recht und in deutscher Sprache.Laut Lamla unterhält die ABC, die seit Oktober 2013 hierzulande eine Banklizenz hat, Kundenbeziehungen zu etwa der Hälfte der Dax-30-Unternehmen, die im Chinahandel tätig sind. Begleiten will die Frankfurter Niederlassung der Chinesen mit rund 30 Beschäftigten auch den gehobenen deutschen Mittelstand bei dessen Geschäften im bevölkerungsreichsten Land der Welt.Ein Problem für die Konzerne sei neben der Finanzierung auch das Cash-Management in China, sagt Lamla. Unternehmen, die in China schnell wachsen wollten und dort bereits mehrere Töchter akquiriert oder Gemeinschaftsunternehmen gegründet hätten, “haben so viel zu tun, dass sie das Cash-Management als Allerletztes interessiert”, sagt er. Das räche sich, denn da in der Regel jede chinesische Tochter ihr eigenes Kreditinstitut mitbringe, leide die Transparenz. “Wer in China fünf Tochtergesellschaften hat, hat dort in der Regel auch fünf verschiedene Banken”, sagt Lamla.Während deutsche Konzerne Yuan für ihre China-Pläne brauchen, saugen sich umgekehrt Firmen aus dem Reich der Mitte mit Euro und Dollar voll. So haben kürzlich Baosteel sowie China State Shipbuilding Corporation (CSSC) jeweils 500 Mill. Euro im Westen aufgenommen. Und China Great Wall Asset Management habe gerade einen in Dollar denominierten Bond begeben.