In Transformation nur eine „4+“
In Transformation nur eine „4+“
Studie von Kearney und dem IW legt Defizite vor allem der KMUs in Deutschland offen
md Frankfurt
Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) und der Unternehmensberatung Kearney stellt deutschen Unternehmen ein schlechtes Zeugnis für die Transformation aus. In der repräsentativen Erhebung schätzen 43% der befragten 513 Unternehmen dringende Veränderungen – ausgelöst durch die Megatrends Digitalisierung, Nachhaltigkeit und demografischer Wandel – als nicht oder eher nicht relevant ein. Um die beunruhigenden Ergebnisse der Studie in Zahlen zu packen, hat Kearney einen Transformationscore entwickelt. Der für 2024 ermittelte Durchschnittswert für ganz Deutschland liegt bei 0,35, wobei die Skala von null bis eins reicht – in einer Schulnote ausgedrückt also eine „4+“.
Deutschland fällt im Ländervergleich zurück
Im internationalen Vergleich, vor allem mit China, falle Deutschland weiter zurück, betonte Marc Lakner, Partner und Managing Director von Kearney in der Region DACH (Deutschland, Österreich, Schweiz). "Teilweise können sich die Unternehmen nicht transformieren, teilweise wollen sich die Unternehmen nicht transformieren“, so Lakner in einem Pressegespräch. Während Letztere kein Interesse an Weiterentwicklung haben, sei bei anderen die Ambition und der Fortschritt gering, da Ressourcen fehlen und kein großes Vertrauen in die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands gesetzt werde. Wieder andere wollten zwar, sehen sich aber für Transformationsprozesse von öffentlicher Hand nicht genügend unterstützt.
Traditionsbranchen hinken hinterher
Nur jedes zehnte Unternehmen in Deutschland geht die Transformation laut der Studie ambitioniert und erfolgreich an. Dabei habe sich gezeigt: Je höher der Transformationscore, desto erfolgreicher sind die Firmen. Gemäß der Erhebung treiben vor allem der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern, wachsende Anforderungen von Lieferanten und Kunden sowie die Aussicht auf Wachstum und neue Märkte die Transformation – allerdings trifft das vor allem auf Großunternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern zu; kleinere hinken deutlich hinterher. Die befragten Unternehmen wurden in drei Transformationsprofile eingeteilt: Leader, Follower und Nachzügler. Während deutschlandweit nur 11% zu den transformationsoffenen und erfolgreichen Leadern gehören, bilden die Follower mit 47% und die Nachzügler mit 43% die weitaus größeren Gruppen. „Leader sind vor allem in Großunternehmen der Tech-, Energie- und Pharmaindustrie zu finden“, so Lakner. Große deutsche Traditionsbranchen wie Automotive, Industrials (Bau, Elektro, Maschinenbau) und Chemie sowie kleinere Pharmafirmen kämen dagegen beim Wandel kaum voran.
"Nur so stark wie das schwächste Glied“
Nun müsse die Masse mobilisiert werden, und das Mindset der kleinen und mittelgroßen Unternehmen müsse sich ändern, meint Lakner, "denn wir sind nur so stark wie das schwächste Glied“. An einem Standort wie Deutschland hänge der Erfolg großer Konzerne auch an der Transformationsbereitschaft jener KMUs, mit denen sie zusammenarbeiten.