Industriegeschäft von GE schrumpft

Auftragseingang bricht im zweiten Quartal ein - CEO Immelt hält dennoch an Jahreszielen fest

Industriegeschäft von GE schrumpft

scd New York – Die Orderflaute vom Jahresanfang hat sich für General Electric im zweiten Quartal noch ausgeweitet. Konzernweit schrumpfte der Auftragseingang um 2 %. Bereinigt um das von Alstom zugekaufte Energiesegment und Wechselkurseffekte sackte das Volumen der neuen Aufträge sogar um 16 % ab, wie der Siemens-Wettbewerber vor dem Wochenende mitteilte. Im ersten Quartal hatte der Rückgang beim Ordereingang im Industriegeschäft auf vergleichbarer Basis nur 11 % betragen. Auch Umsatz und Ergebnis blieben um Zukäufe und Sondereffekte bereinigt unter den Vergleichswerten der Vorjahresperiode.Nach einem halben Jahr hinkt GE mit einem organischem Umsatzrückgang von 1 % dem Ziel für 2016 von 2 bis 4 % Wachstum meilenweit hinterher. Das Unternehmen, das noch dieses Jahr von Fairfield (Connecticut) nach Boston (Massachusetts) umziehen will, schätzt, dass der Industrieumsatz im zweiten Halbjahr organisch um 5 % zulegen kann. Das wäre eine dramatische Trendwende, nachdem sich die Erlöse zuletzt von Halbjahr zu Halbjahr immer schlechter entwickelt hatten. Im ersten Halbjahr 2015 legten sie noch um 4 % zu. Im zweiten Halbjahr betrug das Wachstum noch 1 %. Nun folgte ein Rückgang um 1 %.Chief Executive Officer Jeffrey Immelt bestand am Freitag dennoch darauf, dass sich das organische Umsatzwachstum im zweiten Halbjahr beschleunigen werde. Der Ausblick auf die weltweite Wirtschaft sei “weder besser noch schlechter” als zum Anfang des Jahres, beteuerte er. GE ignoriert damit offenbar die jüngsten Einschätzungen der meisten Ökonomen, die vor allem Europa und Großbritannien nach dem Votum der Briten zum Ausstieg aus der Europäischen Union eine deutliche Konjunkturabschwächung im zweiten Halbjahr prognostizieren. Der Internationale Währungsfonds hat die weltweite Wachstumsprognose zuletzt um 0,1 Prozentpunkte auf 3,1 % gesenkt. Damit müsste GE trotz des hohen Anteils des schrumpfenden Öl- und Gasgeschäfts im Rest des Jahres deutlich stärker wachsen als die Weltwirtschaft, um die eigenen Ziele nicht zu verfehlen. Honeywell senkt AusblickKonkurrent Honeywell International hat am Freitag ebenfalls einen organischen Umsatzrückgang berichtet. Zugleich korrigierte der Mischkonzern dabei auch das Jahresziel nach unten. Statt bis zu 2 % Erlössteigerung wird nun sogar ein 1-prozentiger Erlösrückgang befürchtet.GE kann zwar auf einen rekordhohen Auftragsbestand verweisen, der zum 30. Juni 320 Mrd. Dollar betrug. Allerdings ist dieser relativ ungleich verteilt. Knapp die Hälfte des Auftragsbestands ist mit 156 Mrd. Dollar in der Luftfahrtbranche zu finden. Zuwachs gab es zuletzt in der Medizintechnik. Der Ordereingang legte hier um 4 % zu, der Umsatz ebenfalls und das Ergebnis um 11 %. Am schwächsten entwickelten sich einmal mehr die Sparten Öl und Gas sowie Transport, die beide prozentual zweistellig sinkende Erlöse und Auftragseingänge berichteten.Morgan-Stanley-Analyst Nigel Coe geißelte den Auftragseingang als “außergewöhnlich schwach”. Entsprechend groß sei die Herausforderung, die Wachstumsziele im zweiten Halbjahr noch zu erreichen. Das habe auch Auswirkungen auf die Einschätzungen für 2017. Die GE-Aktie gab am Freitag bis zum frühen Nachmittag in New York um 2,3 % auf 32,59 Dollar nach.