Infineon-Aktionäre bemängeln Dividendenpolitik

Vertreter von Kleinanlegern aber uneins - Vorstand hält am Gewinnausschüttungskonzept fest

Infineon-Aktionäre bemängeln Dividendenpolitik

sck München – Auf der ordentlichen Hauptversammlung von Infineon haben einige Aktionäre das Management kritisiert, eine zu geringe Dividende zu zahlen. Der Finanzvorstand (CFO) Dominik Asam und Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) hielten dagegen.Seine Kollegin von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Daniela Bergdolt, reicht hingegen die Ausschüttung nicht aus. “Der Schritt bei der Dividende könnte etwas größer sein”, sagte sie vor rund 2 800 Teilnehmern, die 65,4 (i.V. 53) % des Grundkapitals präsentierten. Infineon sei “stabiler geworden”, argumentierte die DSW-Vertreterin. Ein anderer Redner schlug in die gleiche Kerbe: “Die Dividende ist nicht ausreichend.”Die Verwaltung schlug vor, die Dividende für das zurückliegende Geschäftsjahr 2015 (30. September) um 2 Cent auf 0,20 Euro je Aktie – also um 11 % – zu erhöhen, während der Konzernnettogewinn um 19 % auf 634 Mill. Euro hochschnellte. Damit würde Infineon 225 (204) Mill. Euro oder 35 (38) % des Überschusses ausschütten. Risiko Qimonda-RechtsstreitDie Kleinaktionäre waren jedoch geteilter Meinung über die Gewinnverwendung. Im Gegensatz zur DSW war der SdK-Sprecher ganz auf der Linie des Vorstands. Er bezeichnete die Höhe der Dividende als “angemessen”, wenngleich er ebenfalls einräumte, sich eine Ausschüttungsquote von 40 bis 50 % zu wünschen. Aber: “Die Dividendenpolitik findet unsere volle Zustimmung”, sagte Bauer. Er stellte die Risiken heraus, die die Liquidität des Unternehmens belasten könnten. Darunter nannte er den anhaltenden Rechtsstreit mit dem Insolvenzverwalter der früheren Konzerntochter Qimonda. Der Qimonda-Abwickler Michael Jaffé fordert von Infineon insgesamt 3,4 Mrd. Euro Schadenersatz, da seiner Meinung nach der Konzern dem früheren Speicherchiphersteller bei dessen Ausgründung zu wenig Kapital bereitgestellt habe. Infineon streitet diese Ansprüche ab. Vor dem Landgericht München läuft dazu seit über fünf Jahren ein Zivilverfahren.Vorstandschef Reinhard Ploss zufolge wartet man immer noch auf das Ergebnis eines vom Gericht bestellten Gutachters. Infineon sei zwar an einer “vernünftigen” Lösung interessiert, gehe aber durch alle gerichtlichen Instanzen, falls dies erforderlich sei, sagte er auf dem Aktionärstreffen.Im September 2014 legten beide Seiten ihre Auseinandersetzung über Lizenzen bei. Infineon berappte seinerzeit dafür 260 Mill. Euro und erhielt im Gegenzug sämtliche Qimonda-Patente. Derweil bekräftigte der CFO die Dividendenpolitik von Infineon. So soll Infineon in der Lage sein, auch in konjunkturell schwächeren Marktphasen einen Teil der Gewinne auszuschütten. Asam bezeichnete dies als eine “kontinuierliche” Strategie, gestand aber ein, dass das einen “etwas konservativen” Ansatz impliziere.Trotz dieser kontroversen Diskussion billigten die Infineon-Aktionäre mit deutlicher Mehrheit den Dividendenvorschlag. Dem Tagesordnungspunkt stimmten 99,7 % des anwesenden Grundkapitals zu. Der Vorstand wurde mit einer Zustimmungsquote von 99,9 % entlastet.Sämtliche Redner bescheinigten dem Management, eine gute Arbeit geleistet zu haben. Dem SdK-Sprecher zufolge ist die Übernahme des kleineren US-Chipspezialisten Rectifier gut gelungen.—– Wertberichtigt Seite 8