Infineon erhält Freigabe für Erwerb von Cypress

Washington genehmigt 9 Mrd. Euro schwere Übernahme des kleineren kalifornischen Wettbewerbers

Infineon erhält Freigabe für Erwerb von Cypress

sck München – Infineon kann aus Sicht der USA den kleineren Wettbewerber Cypress aus Kalifornien übernehmen. In der Nacht von Montag auf Dienstag teilte Deutschlands größter Halbleiterhersteller mit, dass das zuständige Komitee zur Überwachung ausländischer Direktinvestitionen in den USA (CFIUS) die Übernahme genehmigt habe. Daraus folgt, dass Washington darin keine Gefahr für die nationalen Sicherheitsinteressen mehr sieht. Jetzt fehlt nur noch die Zustimmung der chinesischen Aufsicht. “Wir befinden uns in konstruktiven Gesprächen mit der zuständigen Behörde für Marktregulierung in China”, sagte ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage. Infineon erzielt 29 % ihres Umsatzes in China.Nach dem Börsencrash vom Montag wegen des Coronavirus sorgte die Nachricht dafür, dass sich die Infineon-Aktie zeitweise erholen konnte. Am Dienstag gewann das Papier in der Spitze 6,8 % an Wert, gab aber einen Großteil der Kursgewinne wieder ab und beendete den Xetra-Handel bei 15,99 Euro (+1,1 %). Der Anteilschein von Cypress sprang an der Nasdaq um 46 %. Ende voriger Woche berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass Washington die Freigabe verweigern könnte, da Mitarbeiter von CFIUS Bedenken hätten. Der Infineon-Titel büßte daraufhin 5,5 % an Wert ein (vgl. BZ vom 7. März). Das Papier von Cypress geriet ebenfalls unter Druck.Im Juni vergangenen Jahres hatte der Konzern angekündigt, das kalifornische Unternehmen für 9 Mrd. Euro schlucken zu wollen. Anleger und Aktionäre kritisieren den Kaufpreis als zu hoch. Dieser beträgt das 4,5-Fache des Jahresumsatzes.Mit Cypress steigt Infineon unter die zehn größten Chipkonzerne der Welt auf. Durch den Zukauf erweitert das Dax-Mitglied sein Produktportfolio im Bereich von Hochleistungshalbleiterkomponenten. Zusammen mit Cypress verdrängt Infineon mit einem Marktanteil von 13 % den niederländischen Konkurrenten NXP im Segment Automotive von Platz 1. Cypress ist die größte Übernahme des Konzerns mit Sitz in Neubiberg bei München in der Unternehmensgeschichte. Politisch besser vernetztVor über fünf Jahren hatte Infineon mit dem Erwerb von International Rectifier für umgerechnet 2,3 Mrd. Euro in den USA einen großen Sprung nach vorn gemacht. Die Integration dieses Zukaufs gelang weitgehend geräuschlos. Allerdings scheiterte Infineon später mit dem geplanten Erwerb des Chipspezialisten Wolfspeed am Veto von CFIUS. Die Behörde lehnte dies seinerzeit mit der Begründung ab, dass nationale Sicherheitsinteressen gefährdet seien. Infineon wollte Wolfspeed für 850 Mill. Dollar schlucken. Wie Wolfspeed fertigt auch Cypress Komponenten, die für die Verteidigung relevant sein könnten. Vorstandschef Reinhard Ploss sah darin aber kein großes Problem, obwohl Sicherheitsbedenken in Washington durchaus bestanden.Aus der Erfahrung mit Wolfspeed wollte er es bei Cypress besser machen. Infineon baute einen engeren Kontakt zu Entscheidungsträgern in Washington auf, um abermalige mögliche Bedenken von CFIUS bei weiteren Übernahmeversuchen mittels Zugeständnissen auszuräumen. Zuletzt gab sich Ploss zuversichtlich, dass CFIUS bei Cypress zusagt. Allerdings verzögerte sich der Entscheidungsprozess. So rechnete die Infineon-Führung ursprünglich damit, dass der Neuerwerb zum Jahreswechsel 2019/2020 unter Dach und Fach ist. Zuletzt erwartete Ploss eine Zusage bis spätestens Ende März/Anfang April. Auszuschließen ist nicht, dass das Genehmigungsverfahren in Peking sich aufgrund des Coronavirus hinzieht.Um die relativ teure Übernahme zu finanzieren, erhöhte der Konzern unter anderem sein Eigenkapital durch Ausgabe neuer Aktien und aktivierte seine Hausbanken für mehr Kredite. Infineon deckte 2,15 Mrd. Euro des Kaufpreises über neu geschaffenes Eigenkapital (darunter eine Hybridanleihe). Bankdarlehen von 5,8 Mrd. Euro machen den Löwenanteil aus. Den Rest finanziert das Unternehmen weitgehend mit eigenen Barmitteln.