Infineon erhöht Ausblick
sck München – Infineon profitiert von einer hohen Nachfrage nach Mikrochips. Der Boom bescherte dem Dax-Konzern im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt einen Umsatz- und Gewinnsprung. Das Unternehmen steigerte die Erlöse um ein Fünftel auf 3,2 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis (Segmentergebnis) legte überproportional um fast die Hälfte auf 717 Mill. Euro zu. Die Umsatzrendite wuchs um 4,1 Prozentpunkte auf 22,7%.
Nach Steuern verdiente Infineon 457 Mill. Euro (+79 %). Das entsprach einem Ergebnis je Aktie (bereinigt) von 0,41 (i.V. 0,28) Euro. Analysten hatten im Schnitt mit 0,36 Euro gerechnet.
Auf Rekordkurs
Den schwungvollen Start ins Geschäftsjahr 2022 (30. September) nahmen der scheidende Vorstandsvorsitzende Reinhard Ploss und seine Kollegen im obersten Führungsgremium zum Anlass, ihre Prognose zu erhöhen. Für den laufenden 12-Monats-Berichtsturnus stellten sie einen Umsatzzuwachs auf 13 (11,1) Mrd. Euro in Aussicht. Die Konzernführung peilte bislang 12,7 Mrd. Euro an.
Die Erwartung für die Marge erhöhten sie um einen Prozentpunkt auf 22 (18,7)%. Das entspricht einem Segmentergebnis von 2,86 (2,07) Mrd. Euro – rund 200 Mill. Euro mehr als zuletzt avisiert. Nach 2021 steuert Infineon damit ein neues Rekordjahr an. Im April folgt Produktionsvorstand Jochen Hanebeck auf den langjährigen CEO, der in den Ruhestand geht. Für das laufende Quartal hat das Management einen Umsatz von 3,2 Mrd. Euro und eine Marge von 22 % im Visier. Der erhöhte Ausblick basiert auf einem Wechselkursverhältnis von 1,15 Dollar je Euro. Zuvor waren es 1,20. Die Dollaraufwertung gibt Infineon zusätzlichen Rückenwind.
Aktie verliert über 4 Prozent
Trotz der überzeugenden Zahlen und des zuversichtlichen Ausblicks wandten sich die Anleger von der Aktie ab. Der Titel von Infineon büßte im Xetra-Handel zeitweise 4,4 % auf 35 Euro ein. Das Papier war damit zeitweilig Schlusslicht im deutschen Leitindex. Im November vergangenen Jahres erreichte die Aktie über 43 Euro. Technologiewerte stehen unter anderem aufgrund der Zinswende in den USA unter Druck. Infineon bringt am Markt 46 Mrd. Euro auf die Waage.
Sorgen bereiten den Investoren zudem weiterhin die Folgen der weltweiten Versorgungsengpässe mit Chips. „Insgesamt ist der Halbleiterbedarf nach wie vor deutlich höher als das Angebot. Wir rechnen damit, dass die Liefersituation in einigen Anwendungsbereichen noch weit in das Kalenderjahr angespannt bleiben wird“, sagte Ploss zur Vorlage der Quartalszahlen in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Die Lage werde sich voraussichtlich erst 2023 „normalisieren“. Ungleichgewichte in der Lieferkette bremsten das Wachstum. Das betrifft vor allem den größten Konzernbereich Automotive. Infineon ist dabei, ihre Kapazitäten auszubauen, um mit der Nachfrage nachzukommen. Das Unternehmen plant, im laufenden Geschäftsjahr 2,4 Mrd. Euro zu investieren. Der Fertigungsstandort Villach (Österreich) wurde zuletzt erweitert.
Auftragsstornierungen seien nicht zu erwarten, sagte Marketingvorstand Helmut Gassel in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Saisonal übliche Preisnachlässe zu Jahresbeginn werde es diesmal nicht geben, so Ploss vor den Medienvertretern. Hanebeck räumte ein, dass Auftragsfertiger in China ihre Produktion einschränken müssten, sollte Peking zu weiteren Gegenmaßnahmen (Lockdowns) greifen, um die Omikron-Variante des Coronavirus zu bekämpfen. Die Pandemie sei aber derzeit in den Werken „kein Thema“. Die Volksrepublik (inklusive Hongkong) ist mit einem Anteil von 30 % am Konzernumsatz der größte Einzelmarkt von Infineon.
Geld für Auftragsfertiger
Finanzvorstand Sven Schneider zufolge verhandelt Infineon derzeit mit einigen Auftragsfertigern über zu leistende Vorauszahlungen. Das diene der Sicherung der Angebotsseite, wie er es formulierte. Der CFO nannte dies unter anderem als Grund dafür, dass Infineon trotz der erhöhten Umsatz- und Ergebnisprognose den Ausblick für den freien Cash-flow unverändert ließ. Der Konzern steuert im Geschäftsjahr 2022 eine Summe von rund 1 (1,6) Mrd. Euro an. Im zurückliegenden Quartal wuchs der freie Mittelzufluss auf 378 (313) Mill. Euro.
Derweil reduzierte Infineon ihre Nettofinanzverbindlichkeiten auf 2,4 (3,4) Mrd. Euro. Refinanzierungen halfen. Infineon hatte viel Fremdkapital aufgenommen, um die Übernahme von Cypress zu finanzieren.
Wertberichtigt Seite 8
Infineon | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Quartal* | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Umsatz | 3159 | 2631 |
Segmentergebnis | 717 | 489 |
in % vom Umsatz | 22,7 | 18,6 |
Finanzergebnis | – 45 | – 26 |
Nettoergebnis | 457 | 256 |
Investitionen | 408 | 283 |
Freier Cash-flow | 378 | 313 |
Liquide Mittel, brutto | 4284 | 3334 |
Nettoverschuldung | 2373 | 3369 |
Mitarbeiter (Anzahl) | 52403 | 47058 |
*) Geschäftsjahr endet am 30.9.Börsen-Zeitung |