Infineon erhöht Prognose nach gutem Start ins Jahr
Nach guten Zahlen der Wettbewerber NXP und Texas Instruments hat Infineon mit einem robusten Zwischenbericht und einer angehobenen Prognose am Markt die Hoffnung geweckt, dass die Chipindustrie das durch die Coronakrise verstärkte zyklische Branchentief überwunden hat und sich am Anfang einer neuen Aufschwungphase befindet. Deutschlands größter Halbleiterhersteller erlöste und verdient im zurückliegenden Quartal mehr als von Analysten erwartet. Infineon ist nach eigenen Angaben gut in das neue Geschäftsjahr gestartet. „Trotz des Gegenwinds durch den schwachen Dollar konnten wir im ersten Quartal bei Umsatz und Ergebnis deutlich zulegen“, ließ sich Vorstandschefs Reinhard Ploss in einer Konzernmitteilung zitieren.
Von Oktober bis Dezember steigerte das Dax-Mitglied den Konzernumsatz gegenüber dem vorherigen Dreimonatsabschnitt um 6% auf 2,63 Mrd. Euro. Die Konsensusschätzung lag bei 2,57 Mrd. Euro. Infineon erhöhte zugleich den operativen Gewinn (Segmentergebnis) überproportional um 29% auf 489 Mill. Euro. Die Umsatzrendite wuchs entsprechend um 3,4 Prozentpunkte auf 18,6%. Die Analysten hatten zuvor im Schnitt mit einem Segmentergebnis von 414 Mill. Euro und einer operativen Marge von 16,1% gerechnet. In den Zahlen ist der US-Zukauf Cypress enthalten. Infineon hatte den kleineren Wettbewerber im Frühjahr 2020 für 9 Mrd. Euro übernommen. Vergleich gegenüber den Vorquartal sind in der schwankungsanfälligen Chipbranche üblich. Getragen wurde der Zuwachs vor allem vom Geschäft mit Komponenten für die Autoindustrie und die Energiewirtschaft.
Die Anleger reagierten auf die jüngsten Nachrichten des einstigen Siemens-Ablegers mit Sitz in Neubiberg bei München wohlwollend. Nach anfänglichen Kurseinbußen drehte die Aktie von Infineon im Xetra-Handel ins Plus. Der Titel notierte zeitweise bei 34,54 Euro – ein Kurszuwachs von 2%. Seit dem Börsencrash vom März 2020 hat sich der Wert des Papiers mehr als verdreifacht. Infineon bringt am Markt derzeit 44 Mrd. Euro auf die Waage.
Aufgrund des guten Starts ins Geschäftsjahr 2021, welches am 30. September endet, schraubte das Management seine Prognose für den laufenden 12-Monats-Berichtsturnus nach oben und kündigte an, die Kapazitäten schneller auszubauen. Infineon peilte 2021 nun einen Anstieg des Konzernumsatzes auf 10,8 (i.V. 8,6) Mrd. Euro an. Bisher hatte die Infineon-Führung 10,5 Mrd. Euro im Visier. Davon werde auch die operative Umsatzrendite profitieren: Sie soll im Mittel auf 17,5 (13,7)% zulegen. Der Vorstand ging bislang von 16,5% aus. Der neue Zielwert entspricht einem operativen Gewinn von gut 1,9 Mrd. Euro – das wäre ein Rekord für das im März 2000 an die Börse gegangene Unternehmen. Analysten rechneten bisher für 2021 mit einem Erlöszuwachs auf 10,7 Mrd. Euro und einem Segmentergebnis von 1,79 Mrd. Euro, was einer Marge von 16,7% entspräche.
Beim freien Barmittelzufluss (free Cash-flow) peilt Infineon 2021 nunmehr über 800 (387) Mill. Euro an. Die Konzernführung veranschlagte zuletzt mehr als 700 Mill. Euro.
„Wir erhöhen unsere Investitionen in Fertigungskapazität und ziehen den Starttermin für die neue Leistungshalbleiterfabrik in Villach in das letzte Quartal des laufenden Geschäftsjahres vor“, sagte der CEO. Ploss plant für das laufende Geschäftsjahr mit Investitionen von nunmehr 1,6 (1,1) Mrd. Euro. Zur Bilanzvorlage im November vergangenen Jahres budgetierten er und seine drei Vorstandskollegen noch eine Bandbreite von 1,4 Mrd. bis 1,5 Mrd. Euro. Auto- und Maschinenhersteller klagten zuletzt verstärkt über Engpässe beim Nachschub für Leistungshalbleiter. Infineon baut derzeit ihr österreichisches Stammwerk in Villach (Kärnten) mit modernen Fertigungsbereichen aus.