Infineon fällt bei Anlegern mit Prognose durch
Nach einem Umsatz- und Gewinnsprung hat der Infineon-Konzern am Markt mit seiner Prognose enttäuscht. Die Aktie büßte zeitweise über 4% ein, obwohl Deutschlands führender Halbleiterhersteller die Dividende um die Hälfte erhöhen will. Die bevorstehende Übernahme des kleineren US-Wettbewerbers Rectifier bringt zunächst Belastungen (Integration und Abschreibungen). Das drückt im laufenden Jahr auf den Konzernüberschuss.sck München – Nach guten Wachstumsraten dämpft ein sich abschwächendes Geschäft mit Halbleitern für Industrieanwendungen die Umsatzdynamik bei Infineon. Für das angelaufene Geschäftsjahr 2015 (30. September) rechnet Vorstandschef Reinhard Ploss mit einem Anstieg im Mittel von 8 % bei einer Abweichung von plus/minus zwei Prozentpunkten nach einem Zuwachs von 12 % auf 4,3 Mrd. Euro im abgelaufenen Turnus. Zwei Prozentpunkte Zuwachs dürften aber nur von günstigeren Wechselkursen stammen, ergänzte Finanzvorstand Dominik Asam in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Deutschlands größter Chipkonzern peilt somit einen Umsatz von rund 4,7 Mrd. Euro an, was im Rahmen der Analystenschätzungen liegt.Bei der Rendite und beim Ergebnis lag der Dax-Konzern jedoch hinter den Markterwartungen. Ploss stellte eine operative Umsatzrendite von 14 % in Aussicht, was weitgehend einer Stagnation entspräche, wie Asam es auf der Jahrespressekonferenz formulierte. Der Markt rechnete mit einem Zuwachs auf über 15 %, was der langfristigen Zielrate des Unternehmens entspricht. Auf Basis diese Angaben steuert Infineon im laufenden Turnus ein operatives Ergebnis von über 650 Mill. Euro an. Im zurückliegenden Geschäftsjahr 2014 steigerte Infineon die Rendite um 4,6 Prozentpunkte auf 14,4 %. Das operative Ergebnis sprang um fast zwei Drittel auf 620 Mill. Euro.Für das saisonal schwächere Herbstquartal (Oktober bis Dezember) erwartet die Konzernführung einen Umsatzrückgang zwischen 5 und 9 % bei einer Marge in einer Bandbreite von 10 bis 13 %. Im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt steigerte Infineon den Umsatz um 6 % auf 1,2 Mrd. Euro. Die Marge wuchs auf 16 % nach zuvor 15,3 %. Die Infineon-Aktie verlor nach der Nachricht zeitweise 4,2 % an Wert, dämmte im weiteren Tagesverlauf die Kursverluste etwas ein und ging schließlich mit 7,88 Euro (-2,3 %) aus dem Xetra-Handel. Der Anteilschein war damit Schlusslicht im Dax. Die DZ Bank bestätigte zunächst ihre Kaufempfehlung für das Papier bei einem “fairen Wert” von 11 Euro, kündigte aber an, angesichts des Ausblicks ihre Annahmen anzupassen. Die Nord/LB stufte den Titel hingegen von “Halten” auf “Kaufen” hoch und hob das Kursziel von 9 auf 9,30 Euro an. Der Jahresausblick sei “konservativ” was für die Aktie “Luft nach oben” bedeute. Dividende steigt deutlichFür das abgelaufene Geschäftsjahr will die Verwaltung die Dividende je Aktie um die Hälfte auf 0,18 Euro erhöhen. Das wäre die erste Anstieg nach drei Jahren. Infineon läge damit am oberen Ende der im Mai angekündigten Bandbreite (vgl. BZ vom 7. Mai). Die Ausschüttungssumme stiege auf 203 (i.V. 130) Mill. Euro. Die Ausschüttungsquote fiele allerdings auf 38 (48) % zurück, da Infineon den Überschuss überproportional auf 535 Mill. Euro verdoppelte. In den Monaten Juli bis September drückte eine EU-Kartellstrafe von 83 Mill. Euro auf das Ergebnis, während ein Steuerertrag von 29 Mill. Euro durch die Neubewertung aktiver latenter Steuern für Verlustvorträge entlastend wirkte.Mit dem Dividendenzuwachs trägt Infineon Ploss zufolge der Tatsache Rechnung, dass der Konzern die Investitionsquote von bisher rund 15 % auf 13 % absenkt. Das verbessere den freien Cash-flow. Für das laufende Geschäftsjahr plant Infineon, die Investitionssumme leicht auf rund 700 Mill. Euro zu erhöhen. Im zurückliegenden Turnus waren es 668 Mill. Euro.Allerdings wird sich der freie Cash-flow 2015 zunächst abschwächen. Der Finanzvorstand stellte eine Bandbreite von “0 bis 100 Mill. Euro” in Aussicht nach zuletzt erzielten 317 (i.V. 235) Mill. Euro. Als Grund dafür nannte er u.a. die Finanzierung des Kaufpreises (3 Mrd. Dollar) für die Übernahme des Wettbewerbers Rectifier. Infineon finanziert dies mit Bankkrediten und eigenen Barmitteln. Der im Sommer angekündigte Erwerb soll zum Jahreswechsel vollzogen werden, wenn die zuständigen Aufsichtsbehörden der Transaktion zugestimmt haben. Ploss versicherte, dass Infineon trotz der durch die Übernahme verursachten Mittelabflüsse auch künftig über ausreichend Nettozahlungsmittel verfügen werde. “Unsere Cash-Position wird eine sehr solide bleiben.” Ende September verfügte der Konzern über Nettozahlungsmittel von 2,2 (2) Mrd. Euro. Der Vorstandschef will die Integration von Rectifier möglichst rasch über die Bühne bringen. “Spätestens” im Geschäftsjahr 2017 soll die US-Tochter dann seinen Worten zufolge eine operative Rendite auf Höhe des Konzern-Zielniveaus von 15 % erwirtschaften.Doch zunächst drückt die Erstkonsolidierung von Rectifier 2015 auf das Nettoergebnis des Konzerns. Asam sprach von Integrationskosten in zweistelliger Millionenhöhe. Hinzu kommen Abschreibungen, deren Höhe der Finanzvorstand aber noch nicht beziffern konnte.