Infineon gibt sich entspannt

Halbleiterkonzern verfügt in der Coronakrise über "genügend" Liquidität

Infineon gibt sich entspannt

sck München – Trotz eines Geschäftseinbruchs im Kernbereich Automotive strahlt die Führung von Infineon Zuversicht aus, die Coronakrise ohne große Blessuren gut zu überstehen. Zur Vorlage der Quartalszahlen von Deutschlands größtem Halbleiterhersteller erklärte Vorstandschef Reinhard Ploss, die Lage im Griff zu haben. “Wir verfügen über genügend Liquidität, um die Krise zu meistern”, sagte er in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Die selbstgesteckte Vorgabe von 1 Mrd. Euro plus 10 bis 20 % eines Jahresumsatzes sei “deutlich” erfüllt. Seinen Worten zufolge verfügt das Dax-Unternehmen nach Abzug sämtlicher Transaktionskosten für den jüngst abgeschlossenen US-Zukauf Cypress über brutto rund 3 Mrd. Euro Zahlungsmittel.Aufgrund des überwiegend fremdfinanzierten Kaufpreises von 9 Mrd. Euro für Cypress werden die damit verbundenen Mittelabflüsse im laufenden Geschäftsjahr 2020 (30. September) den freien Cash-flow nach Unternehmensangaben “deutlich” belasten. Das heißt, der freie Mittelzufluss fällt saldiert tief ins Minus. Ohne Cypress strebt Infineon bei diesem Kapitalflussposten Ende September eine Bandbreite von 100 Mill. bis 300 Mill. Euro an. Ende März waren es 108 (i.V. – 358) Mill. Euro. Prognose mit NeuzukaufFinanzvorstand Sven Schneider zufolge kann Infineon die hohen Bankschulden über die Emission von Anleihen zurückzahlen. “Die Märkte sind liquide”, sagte er. Zur Finanzierung der teuren Übernahme des deutlich kleineren amerikanischen Wettbewerbers nahm der Konzern 5,4 Mrd. Euro an Bankdarlehen auf. Den Rest finanzierte Infineon über eine Kapitalerhöhung, die Begebung einer Hybridanleihe und mit eigenen Barmitteln. Laut Schneider gibt es “keinen Anlass für einen Wertminderungsbedarf” bei Cypress. An den Erlös- und Ertragserwartungen für die Akquisition habe sich nichts geändert. “Sowohl Umsatz, operatives Ergebnis als auch der Cash-flow entwickeln sich bei Cypress ordentlich.” Cypress werde erstmals mit den Zahlen fürs laufende Quartal per 30. Juni in die Konzernbilanz von Infineon integriert.Nach der zuletzt wegen der Seuche kassierten Jahresprognose wagte Ploss sich wieder mit einem Ausblick vor, der erstmals Cypress berücksichtigt. So rechnet er damit, dass im laufenden Berichtsturnus der Konzernumsatz auf 8,4 (8) Mrd. Euro steigt, wobei Cypress dazu rund 800 Mill. Euro beiträgt. Ohne den Zukauf wird der Umsatz laut neuer Prognose auf 7,6 Mrd. Euro zurückfallen und damit auf das Niveau von 2018. Inklusive Cypress erwartet Infineon eine Rendite von 12 %. Das entspräche einem operativen Segmentgewinn von 1 (1,3) Mrd. Euro.Die Aktie gewann in der Spitze 6,6 %. Das Papier beendete den Xetra-Handel bei 16,80 Euro (+ 6,2 %).Infineon kündigte derweil an, ihre Sparmaßnahmen als Folge der Pandemie auszuweiten. Zusätzlich zu den Standorten Villach und Regensburg werde von Juni an das Werk in Dresden Kurzarbeit einführen. Das sei zunächst für zwei Monate geplant, sagte der für die operativen Aktivitäten zuständige Vorstand Jochen Hanebeck. Er sprach von einer “Absenkung” der Kapazitäten.Im zurückliegenden Quartal stagnierte der Umsatz bei 2 Mrd. Euro. Das Segmentergebnis brach um 17 % auf 274 Mill. Euro ein. Die operative Marge fiel auf 13,8 (16,7) % zurück. Ursache für den Dämpfer war das schwache Autogeschäft. Die Coronakrise trifft die Autoindustrie hart.