Infineon hält sich solide in schwachem Markt

Umsatz leicht gestiegen - Geringere Kapazitätsauslastung drückt Ergebnis - Bankenkonsortium für Kauf von Cypress steht

Infineon hält sich solide in schwachem Markt

jh München – Große Sprünge sind für die Halbleiterhersteller angesichts der Konjunkturschwäche nicht drin. Der Vorstand von Infineon wertet deshalb schon einen kleinen Umsatzanstieg im vergangenen Quartal als Erfolg – trotz des Ergebnisrückgangs. Verglichen mit dem Vorquartal stieg der Erlös in den Monaten von April bis Juni um 2 % auf 2 Mrd. Euro. Das Segmentergebnis, das verglichen mit dem Betriebsergebnis Sondereffekte ausklammert, sank um 5 % auf 317 Mill. Euro.Infineon schlage sich beachtlich, sagte der Vorstandsvorsitzende Reinhard Ploss in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. “Die Nachfrage war insgesamt solide, größere Wachstumsimpulse blieben jedoch aus.” Auch für die nähere Zukunft erwartet er wenig Schwung. Angesichts der makroökonomischen Risiken herrscht reichlich Unsicherheit: “Wir fahren wie viele andere auf Sicht”, sagte Ploss.Im aktuellen Quartal, dem letzten des Geschäftsjahres (30. September), rechnet der Vorstand mit einer Umsatzentwicklung von -1 bis +3 % verglichen mit dem Vorquartal. In der Mitte der Spanne betrüge die auf das Segmentergebnis bezogene Marge 14,5 %. Zuletzt waren es 15,7 %. Auf dem Ergebnis lasten Leerstandskosten in der Produktion, wie Ploss berichtete. Wegen der geringeren Nachfrage verringere Infineon die Fertigungsmenge.Die sowohl im Februar als auch im März gesenkte Geschäftsprognose bestätigte der Vorstandschef: Der Umsatz soll im gesamten Jahr auf 8 (i.V. 7,6) Mrd. Euro steigen, die Ergebnismarge auf 16 (18,2) % sinken. Das beruhigte offenbar die Aktionäre: Der Kurs des Dax-Titels stieg am Donnerstag um 2,4 % auf 17,42 Euro.In der umsatzstärksten Sparte Automotive hielt sich Infineon im Vergleich mit zahlreichen anderen Zulieferern und Autoherstellern nach starkem Wachstum im Vorjahr zumindest stabil. Der Erlös stieg im dritten Quartal verglichen mit den drei Monaten zuvor um 1 % auf 888 Mill. Euro, die Ergebnismarge gab auf 11 (12,8) % nach. Chips für assistiertes Fahren und Elektroautos treiben das Geschäft an, wie Ploss berichtete. Da Wettbewerber weniger anzubieten hätten, gewinne Infineon Marktanteile. 2018 hatte der Münchner Konzern nach Berechnungen von Marktforschern im Autosegment einen Anteil von 11,2 % und lag an zweiter Stelle hinter dem niederländischen Konkurrenten NXP, der auf 12,0 % kam. Aktionäre stimmen bald abMit der angekündigten Übernahme des kalifornischen Wettbewerbers Cypress Semiconductor will Infineon die eigene Marktposition stärken. Bis Ende 2019 oder Anfang 2020 soll die Akquisition vollzogen sein, wie Ploss bekräftigte. Am 27. August stimmten die Aktionäre von Cypress ab. Infineon habe inzwischen Unterlagen an die Wettbewerbsbehörden versandt. Wegen des komplementären Angebots von Cypress sollte das Thema Marktanteile wenig kritisch sein, fügte Ploss hinzu.Zur Finanzierung der 9 Mrd. Euro teuren Akquisition will Infineon 2,7 Mrd. Euro eigene Mittel beitragen, um die Bonitätsstufe “Investment Grade” zu behalten. Die Kapitalerhöhung mit der Ausgabe neuer Aktien im Juni habe einen Nettoemissionserlös von 1,5 Mrd. Euro gebracht, heißt es nun. Für den restlichen Teil gibt es nach den Worten von Finanzvorstand Sven Schneider mehrere Möglichkeiten: etwa eine Hybrid- oder eine Wandelanleihe sowie eine weitere Kapitalerhöhung. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen. “Wir haben die Zeit, uns das in Ruhe anzuschauen”, sagte Schneider.Für den fremdfinanzierten Teil der Übernahme stehe inzwischen ein Konsortium mit 20 nationalen und internationalen Banken. Zunächst hatten Credit Suisse, J.P. Morgan und Bank of America Merrill Lynch eine Finanzierungszusage gegeben. Der syndizierte Kredit habe eine Laufzeit von fünf Jahren, berichtete Schneider.