Infineon schlägt sich wacker
Im Branchenabschwung hat Infineon bisher besser abgeschnitten als befürchtet. Deutschlands größter Halbleiterhersteller überzeugte die Anleger mit soliden Zahlen fürs Sommerquartal und einem relativ zuversichtlichen Ausblick. Mehrkosten infolge der Marktschwäche drücken aber weiterhin auf die Marge. sck Neubiberg – In einem insgesamt schwachen Halbleitermarkt hat Infineon die Erwartungen der Analysten in Bezug auf das erreichte Jahresergebnis und in Bezug auf die Prognose leicht übertroffen. Nach einem soliden Sommerquartal steigerte Deutschlands größter Chipkonzern den Umsatz im Geschäftsjahr 2018/19 (30. September) um 6 % auf rekordhohe 8 Mrd. Euro.Der operative Gewinn der Konzernsegmente schrumpfte aber geringfügig um 2,5 % auf 1,32 Mrd. Euro. Die operative Umsatzrendite schwächte sich um 1,4 Punkte auf 16,4 % ab. Auf der Jahrespressekonferenz am Unternehmenshauptsitz in Neubiberg bei München nannte Vorstandschef Reinhard Ploss als Gründe für diesen Dämpfer gestiegene Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen sowie “höhere Leerstandskosten” infolge unterausgelasteter Fertigungskapazitäten.Im März musste der Vorstand wegen des Branchenabschwungs seinen Ausblick für 2018/19 ein zweites Mal nach unten korrigieren. Für das Anfang Oktober angelaufene Geschäftsjahr 2019/20 stellte die Konzernführung nun einen leichten Umsatz- und Ergebniszuwachs in Aussicht. Das Dax-Mitglied peilt im Mittel einen Erlösanstieg von 5 % auf 8,43 Mrd. Euro an. Der Segmentgewinn soll auf 1,35 Mrd. Euro zulegen. Das wäre ein kleiner, unterproportionaler Zuwachs von 2,3 %. Das ergibt sich aus Prognose für die Marge. Infineon hält im Mittel 16 % für möglich. Das wäre jedoch ein erneuter Rückgang. Investitionen bleiben hochFinanzvorstand Sven Schneider führte aus, dass die Leerstandskosten im laufenden Geschäftsjahr sich auf 400 Mill. Euro erhöhen dürften nach 300 Mill. Euro im zurückliegenden Berichtsturnus. Dieser negative Effekt drückt seinen Worten zufolge die operative Umsatzrendite um 3 Prozentpunkte. Im zurückliegenden Geschäftsjahr kostete diese Belastung zwei Prozentpunkte. Der für das operative Geschäft zuständige Vorstand Jochen Hanebeck berichtete, dass die Produktionsstandorte Dresden und Kulim (Malaysia) derzeit zu 70 bis 80 % ausgelastet sind. Die Werke in Villach und in Regensburg seien hingegen fast vollständig ausgelastet. Im laufenden Herbstquartal würden die Leerstandskosten noch voll durchschlagen. Dabei seien die zweiwöchigen Werksferien in Dresden und Kulim “berücksichtigt”. Im folgenden Winterquartal werde Infineon diese Mehrbelastungen noch spüren. Für die zweite Hälfte des Geschäftsjahres 2019/20, die im April beginnt, geht die Konzernführung von einer signifikanten Erholung aus. Ploss zufolge basiert dieser zuversichtliche Ausblick auf dem Marktzyklus und auf einer nach wie vor robusten Nachfrage nach Leistungshalbleitern unter anderem in den Wachstumsfeldern Energieeffizienz und Stromversorgung.Mit der Prognose beruhigte Infineon die Anleger. Trotz der nach wie vor angespannten Lage der Branche gewann die Infineon-Aktie in der Spitze 7,9 % an Wert und beendete den Xetra-Handel bei 19,66 Euro (+6,2 %). Das Papier führte damit den Dax an.Der abgeschwächte weltweite Automarkt trifft den Konzern weiterhin. Die größte Sparte Automotive macht 44 % des Konzernumsatzes aus. Im zurückliegenden Geschäftsjahr steigerte das Segment zwar den Umsatz um 7 % auf 3,5 Mrd. Euro, das Ergebnis brach aber um 13 % auf 404 Mill. Euro ein. Aus Sicht des CEO sind die langfristigen Treiber des Geschäfts nach wie vor “intakt”. Er sprach von “strukturellen” Impulsgebern wie der zunehmende Halbleiterbedarf pro Fahrzeug. Daher hält Infineon die Investitionen hoch. Für 2019/20 plant der Vorstand 1,3 (1,5) Mrd. Euro. Davon fließt ein Großteil in den Aufbau der modernen 300-Millimeter-Fertigung in Villach. “Deren Bau setzen wir fort, alles läuft nach Plan”, sagte Ploss. Allerdings verschiebt sich der Produktionsstart der neuen Fabrik in Kärnten auf voraussichtlich Ende 2021. Bislang plante die Konzernführung den Beginn im ersten Quartal 2021.Mit dem Abschluss der 9 Mrd. Euro teuren Übernahme des kleineren US-Wettbewerbers Cypress rechnet Ploss nach wie vor für Ende dieses, Anfang kommenden Jahres. Infineon benötigt dazu noch die Zustimmung der Behörden in den USA und in China.