Infineon setzt auf schnellere Erholung

Nach einem erneuten Umsatz- und Ergebniseinbruch rechnet der neue Vorstandschef mit einer Geschäftsbelebung in der Autosparte

Infineon setzt auf schnellere Erholung

Während die US-Chiphersteller Texas Instruments und AMD zuletzt mit mauen Ausblicken aufwarteten, weckte Infineon an der Börse Hoffnungen auf ein Ende des zyklischen Tiefs. Die Aktie von Deutschlands größtem Halbleiterhersteller sprang zeitweise um über 5 %. Die vom Dax-Konzern erwartete Geschäftserholung beschränkt sich aber zunächst auf die Autosparte. Eine Trendwende auf breiter Front ist noch nicht in Sicht.sck München – Nach abermals schwachen Quartalszahlen hat der Halbleiterhersteller Infineon bei Anlegern die Hoffnung auf ein absehbares Ende des zyklischen Tiefs geweckt. Der seit Oktober amtierende Konzernchef Reinhard Ploss erwartet für den laufenden Dreimonatsabschnitt (Januar bis März) einen Umsatzzuwachs von rund 5 % und einen “leichten” Anstieg des operativen Ergebnisses im Vergleich zum Vorquartal. Bislang rechnete er mit einer Geschäftserholung erst von April an. Nach Bekanntgabe des Zwischenberichts gewann die Infineon-Aktie zeitweise über 5 % an Wert und ging schließlich mit 6,65 Euro (+ 3,9 %) aus dem Xetra-Handel. Das Papier führte damit den Dax bis zum Handelsschluss an.Analysten zeigten sich von den zuversichtlicheren Aussagen des neuen Infineon-Chefs überzeugt. Die US-Bank J. P. Morgan Chase bekräftigt ihre Einstufung für den Titel auf “Overweight”. Warburg Research beließ die Aktie zwar auf “Hold”, erhöhte aber das Kursziel von 5,90 auf 6,20 Euro. Industriesparte schreibt rotGetragen wird Ploss’ optimistischerer Ausblick für das zweite Quartal des am 30. September endenden Geschäftsjahres 2013 vor allem vom Autosegment. Während er für die anderen drei Geschäftsfelder (Industrie, Multimarket und Chipkarten) mit stagnierenden Erlösen rechnet, stellte das Management für die Automobilsparte “deutlich” steigende Umsätze in Aussicht. Ploss begründete dies damit, dass die Autokonzerne ihre Lagerbestände wieder auffüllten. Infineon beliefert u. a. die Autozulieferer Bosch und Continental sowie die Oberklassehersteller Audi, BMW und Mercedes-Benz (Daimler). Das in Neubiberg bei München beheimatete Unternehmen profitiert damit von der unverändert stabilen Lage der deutschen Autoindustrie.Für den Industriesektor zeichnet sich allerdings noch keine Trendwende ab. Der Vorstandschef führte dies auf die Krise der deutschen Solarindustrie und auf die derzeitige Nachfrageschwäche bei Windkraftanlagen zurück. Im Bereich Multimarktes spüre auch Infineon die Schwäche des weltweiten PC-Markts, sagte Ploss in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Im Weihnachtsquartal verbuchten alle vier operativen Konzernbereiche Umsatz- und Ergebnisrückgänge. Während die Autosparte aber noch relativ glimpflich davonkam, brach der Industriesektor regelrecht ein. In der Autosparte schrumpfte der Umsatz um 9 % auf 377 Mill. Euro. Das Segmentergebnis fiel um über die Hälfte auf 20 Mill. Euro. Als Grund nannte Ploss den Abbau der Lagerbestände bei den Autoherstellern. In der Industriesparte brachen die Umsätze indes um ein Viertel auf 138 Mill. Euro ein. Die Sparte rutschte mit einem operativen Verlust von 5 Mill. Euro erstmals seit 12 Jahren in die Verlustzone nach einem Gewinn von 26 Mill. Euro im Vorquartal. In der Chipindustrie sind Vergleiche zum Vorquartal aufgrund des schwankungsanfälligen Geschäfts üblich.Die Schwäche der Kernsegmente hatte zur Folge, dass auf Konzernebene der Umsatz um 13 % auf 851 Mill. Euro zurückfiel. Das operative Ergebnis brach um 62 % auf 44 Mill. Euro ein. Unter dem Strich verdiente Infineon nur noch 19 Mill. Euro nach zuvor 138 Mill. Euro (vgl. Tabelle). Gegenüber dem Vorquartal halbierte sich die Marge auf 5,2 %. Bei Infineon soll auf längere Sicht im Schnitt der operative Gewinn mindestens 15 % des Umsatzes ausmachen. Ab einer operativen Umsatzrendite von 10 % verdient der Konzern seine Kapitalkosten. Dollarschwäche drücktNeben der Auftragsflaute im Industriesektor setzten Infineon zugleich der stärkere Preisdruck und die Dollarabschwächung zu. Im Weihnachtsquartal belastete der ungünstigere Euro-Dollar-Wechselkurs das Ergebnis mit 6 Mill. Euro.Allerdings verzichtet Ploss darauf, die eingeleiteten Sparmaßnahmen nochmals zu verschärfen. Mit vorübergehenden Kapazitätseinschränkungen in der Fertigung und Investitionskürzungen will Infineon im laufenden Geschäftsjahr rund 100 Mill. Euro einsparen.Trotz des zuversichtlicheren Ausblicks für das laufende Quartal bekräftigte der Vorstand seine Prognose für 2013. So stellt sich der Dax-Konzern weiterhin auf einen Umsatzrückgang von 5 bis 9 % ein; die operative Umsatzrendite wird dem Management zufolge auf eine Bandbreite zwischen 5 und 9 % schrumpfen, nachdem die Marge bereits im zurückliegenden Geschäftsjahr 2012 auf 13,5 (2011: 19,7) % eingebrochen war. Auf Basis dieser Erwartung ergibt sich für 2013 ein Umsatz in einer Bandbreite zwischen 3,55 und 3,71 (i. V. 3,9) Mrd. Euro. Beim Segmentergebnis stellt sich die Konzernführung auf eine Range von 178 bis 338 (527) Mill. Euro ein.—– Wertberichtigt Seite 8