Inflation bleibt Bremsklotz für Konsum
Inflation bleibt Bremsklotz für den Konsum
Handelsverband nimmt Lebensmittelhandel in Schutz und geißelt Industriestrompreis
ab Düsseldorf
Angesichts der weiterhin hohen Inflation passt der Handelsverband Deutschland (HDE) seine Umsatzprognose für das laufende Jahr an. Demnach wird der Umsatz nominal um 3% wachsen, real entspricht das allerdings einem Minus von 4%, wie HDE-Präsident Alexander von Preen vor der Presse ausführte. Bislang war der Verband von einem nominalen Erlösplus von 2% ausgegangen, hatte real jedoch mit einem Rückgang um lediglich 3% kalkuliert. „Die Rahmenbedingungen bleiben insgesamt schwierig. Insbesondere die nach wie vor hohe Inflation sorgt dafür, dass die Branche nicht richtig ans Laufen kommt“, beklagte von Preen. Dennoch ist der HDE zuversichtlich, dass der Gipfel der Preissteigerung inzwischen überschritten ist.
Die Entwicklung spiegelt sich in der Umsatzentwicklung von Januar bis Mai. Während der Einzelhandelsumsatz in diesem Zeitraum nominal um 3,2% zulegte, blieb real ein Minus von 5,9%. Besonders krass ist die Differenz dabei im Lebensmitteleinzelhandel. Dort wuchs der Umsatz nominal um 6,6%, real entsprach das jedoch einem Rückgang um 7,3%. Im Nonfood-Geschäft ging der Umsatz nominal um 0,1% zurück, real fiel das Minus mit 4,8% jedoch geringer aus als im Lebensmitteleinzelhandel. Allerdings verwahrt sich der Handelsverband gegen den Vorwurf, Lebensmitteleinzelhändler nähmen die hohe Inflation als Vorwand für ungerechtfertigte Preissteigerungen.
„Der Handel lebt vom Konsum. Dieser leidet massiv unter hohen Verbraucherpreisen und sinkenden Realeinkommen“, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Zwar weisen nach Verbandsangaben die Lebensmittelpreise seit Mai vorigen Jahres monatlich zweistellige Zuwachsraten auf, dennoch sei es den Lebensmittelhändlern nicht gelungen, die gestiegenen Einkaufskosten komplett weiterzuwälzen, erläuterte Genth.
Nach einer Umfrage unter 900 Handelsunternehmen hat sich die Geschäftslage im ersten Halbjahr verschlechtert, zugleich hat der Preisauftrieb die Gewinne der Unternehmen massiv unter Druck gesetzt. Nach den Angaben hat sich bei 55% der Befragten der Gewinn im ersten Halbjahr 2023 verschlechtert, über höhere Gewinne konnten sich dagegen nur 17% freuen. So gut wie erledigt hat sich die Lieferkettenproblematik. Knapp ein Drittel der Befragten macht keine Lieferschwierigkeiten mehr aus und 54% sehen nur noch vereinzelt Engpässe.
Wenngleich der HDE die Bundesregierung für die verschiedenen Entlastungspakete zur Abfederung der gestiegenen Energiekosten ausdrücklich lobt, warnt der Verband nach vorn geblickt vor einseitigen Maßnahmen. Auch die Handelsunternehmen litten unter den hohen Energiekosten, daher dürfe es nicht einseitig zu Erleichterungen für die energieintensiven Industrien kommen. „Ein Industriestrompreis ist ein Irrweg, es muss einen im internationalen Vergleich akzeptablen Marktpreis für alle Unternehmen in Deutschland geben“, forderte von Preen.
Geschäftsaufgabe
Die schwierigen Rahmenbedingungen lassen den HDE befürchten, dass in diesem Jahr 9.000 Unternehmen ihr Geschäft aufgeben. Das ist zwar weniger als zu Pandemiezeiten, als die Zahl der Geschäfte jährlich um 11.000 zurückging. Vor der Pandemie zählte der Handelsverband im Schnitt jedoch nur 5.000 Geschäftsaufgaben pro Jahr.