Innogy kämpft mit Flaute für Windräder
cru Düsseldorf – Die RWE-Tochter Innogy, die kurz vor der Übernahme durch den Konkurrenten Eon steht, senkt ihre Jahresziele für das operative Ergebnis (Ebit) der beiden Sparten für erneuerbare Energien und Vertrieb. Am operativen Konzernausblick ändert sich dank des höheren Ziels für das Kerngeschäft mit den Netzen jedoch nichts. Finanzvorstand Bernhard Günther erwartet für das gesamte Jahr 2018 weiterhin ein bereinigtes Ebit von 2,7 Mrd. Euro und ein bereinigtes Nettoergebnis von mehr als 1,1 Mrd. Euro.”Der kontinuierlich steigende Wettbewerb stellt unser Vertriebsgeschäft weiterhin vor große Herausforderungen”, räumte Günther in einer Telefonkonferenz anlässlich der Neunmonatsbilanz ein. Vor allem in Großbritannien sank die Zahl der Kunden bei der Vertriebstochter Npower, deren Fusion mit dem Vertriebsgeschäft des schottischen Konkurrenten SSE nun auf der Kippe steht, um eine halbe Million auf 4,3 Millionen. Aus diesem Grund und wegen der Kälte in den Niederlanden im ersten Quartal habe Innogy auch den Ausblick für den Gewinn aus dem Vertrieb nach unten angepasst – von bisher 750 Mill. auf jetzt nur noch mehr als 700 Mill. Euro.Für die Ökostromerzeugungssparte rechnet Günther infolge ungünstiger Witterung ebenfalls mit einem niedrigeren operativen Ergebnis (Ebit) von 300 Mill. Euro anstatt der bisher angepeilten 350 Mill. Euro. Ein besonders schwaches Windaufkommen, vor allem in Großbritannien und Deutschland, habe zu einer geringeren Auslastung der Anlagen geführt. Netze retten das ErgebnisEine Verbesserung um 100 Mill. Euro erwartet Innogy dagegen im Ergebnisausblick der Kernsparte für Netz & Infrastruktur, die mit nun voraussichtlich 1,95 Mrd. Euro den Löwenanteil zum operativen Gewinn im Jahr 2018 beisteuern wird. Gründe seien höhere Einmaleffekte aus aufgelösten Rückstellungen und ein verbessertes Ergebnis aus Minderheitsbeteiligungen.Die im MDax notierte Innogy-Aktie, die nur noch zu 14 % im Streubesitz ist, notierte am Dienstag unverändert bei 39,50 Euro. Der alte Hauptaktionär RWE hat seine 77 % der Anteile bereits Eon angedient – ebenso wie weitere 9 % des Streubesitzes. Eon verfügt also über 86 % der Aktien, sobald die Kartellwächter in Brüssel – bei denen der Deal aber noch nicht angemeldet ist – grünes Licht für die Übernahme geben. Danach kann Eon entweder einen Beherrschungsvertrag anstreben oder mit 90 % eine Verschmelzung mit Innogy – oder bei 95 % das Herausdrängen der verbliebenen Minderheitsaktionäre.Sorgen bereitet die bis vor kurzem sicher geglaubte Fusion der britischen Innogy-Vertriebstochter Npower mit dem Vertriebsgeschäft des schottischen Konkurrenten SSE, aus der Großbritanniens zweitgrößter Energieversorger hinter der Centrica-Tochter British Gas entstehen soll.”Wir können ein Scheitern der Transaktion nicht ganz ausschließen”, sagte Günther. Auslöser für die Nachverhandlungen der beiden Partner für das Gemeinschaftsunternehmen, an dem Innogy 34 % hielte, sind die Verwerfungen am britischen Strommarkt, wo die Londoner Regierung Preisdeckel zugunsten der Verbraucher verfügt hat. Auch wegen der Abschreibungen von 748 Mill. Euro im dritten Quartal auf Npower hat Innogy in den ersten neun Monaten erheblich weniger verdient als im Vorjahr. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sank um 11 % auf gut 1,9 Mrd. Euro. Der bereinigte Überschuss ging um mehr als ein Viertel auf 721 Mill. Euro zurück.—– Wertberichtigt Seite 8