Innogy lässt Milliardendeal in England platzen

Energiekonzern gibt Joint Venture mit britischer SSE auf - Prognose kassiert

Innogy lässt Milliardendeal in England platzen

cru Düsseldorf – Die künftige Eon-Tochter Innogy und der britische Energiekonzern SSE lassen die schon seit einem Jahr geplante und bis vor kurzem sicher geglaubte Milliardenfusion ihrer Vertriebsgeschäfte in Großbritannien platzen. Innogy senkt die Jahresprognose um 100 Mill. Euro und stellt neben Belastungen von 250 Mill. Euro für 2019 eine sinkende Dividende in Aussicht. Die Transaktion sei nicht im besten Interesse der Aktionäre und Kunden, teilte SSE mit. Innogy wirkte davon überrascht, auch der Innogy-Mutterkonzern RWE hatte sich noch vor kurzem zuversichtlich gezeigt.Offenbar konnte sich Innogy-Vorstandschef Uwe Tigges nicht mit SSE-CEO Alistair Phillips-Davies auf die jeweils zu entrichtenden Finanzierungsbeiträge für das Joint Venture einigen, das einen Eigenkapitalwert von rund 2 Mrd. Pfund gehabt hätte und Ende 2019 an die Börse gehen sollte. Hintergrund für das Scheitern ist die Finanzausstattung: Im November hatte sich herausgestellt, dass das neu entstehende Unternehmen eine zusätzliche Finanzspritze gebraucht hätte, damit es die nötige Bonitätsnote der Oberklasse (Investment Grade) von den Ratingagenturen bekommt. Aus dem Zusammenschluss wäre mit addiert 11,5 Millionen Kunden der zweitgrößte britische Stromvertrieb hinter Centrica entstanden. Stromvertriebsunternehmen sind in Großbritannien stark unter Druck geraten, weil die Londoner Regierung einen Preisdeckel für Stromtarife verhängt hat. Die Innogy-Tochter Npower litt zusätzlich unter hausgemachten Problemen durch eine fehlerhafte Abrechnungssoftware, die hunderttausende Kunden zur Konkurrenz abwandern ließ.Mit der schon sicher geglaubten Fusion – das neue Unternehmen, an dem Innogy 34 % gehalten hätte, hatte schon einen Vorstand und grünes Licht der Kartellbehörden – hatte Innogy die Investmentbank Goldman Sachs betraut, während SSE von Credit Suisse beraten wird. Der künftige Eigentümer Eon dürfte nun rasch versuchen, die Innogy-Vertriebssparte Npower zu verkaufen, meint Bernstein-Analystin Deepa Venkateswaran. Es sei unwahrscheinlich, dass Npower in das britische Eon-Privatkundengeschäft integriert wird.—– Bericht Seite 7