Innogy streicht Investitionen zusammen
cru Essen – Schon kurz nach seinem Amtsantritt ist die Handschrift des neuen Innogy-Aufsichtsratschefs Erhard Schipporeit, der auch im Aufsichtsgremium des Mutterkonzerns RWE sitzt, deutlich zu erkennen: Als ehemaliger Eon-Finanzchef legt Schipporeit offenbar Wert auf Kostendisziplin. Deswegen ist das Innogy-Investitionsprogramm für die Jahre 2018 bis 2020, das der Aufsichtsrat noch im September 2017 gebilligt hatte, nun kräftig geschrumpft worden – von 10,5 Mrd. Euro auf 7 Mrd. Euro. “Der Umfang der Investitionen wird dadurch aber nicht reduziert, weil wir Finanzierungspartner hinzuziehen werden”, sagte der kommissarisch amtierende Innogy-Vorstandschef Uwe Tigges am Montag anlässlich der Bilanzvorlage für 2017 in Essen.Tigges musste einspringen, nachdem sein Vorgänger Peter Terium kurz vor Weihnachten wegen einer Gewinnwarnung samt Kursabsturz sowie wegen mangelnder Kostendisziplin und ausufernder Investitionen vom Aufsichtsrat vor die Tür gesetzt worden war. Angesichts der jetzt bevorstehenden Übernahme und Zerschlagung von Innogy durch den Konkurrenten Eon und den Mutterkonzern RWE erscheint die Personalie nun in neuem Licht. Auf die Frage, ob Innogy überhaupt noch einen neuen Vorstandschef suche, verwies Tigges auf die Zuständigkeit des Aufsichtsrats für dieses Thema.Innogy will die Ausschüttung für 2017 konstant bei 888 Mill. Euro halten. Das entspricht einer Ausschüttungsquote von 73 % und einer unveränderten Dividende von 1,60 Euro je Aktie. Diese Kosten sollen um 400 Mill. Euro im Jahr gesenkt werden. Für 2018 erwartet Innogy unverändert einen bereinigten operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern von 2,7 Mrd. Euro und ein für die Dividende relevantes bereinigtes Nettoergebnis von über 1,1 Mrd. Euro. Beide Werte liegen leicht unter dem Vorjahresniveau.Für den Innogy-Vorstand kommt die bevorstehende Zerschlagung völlig überraschend. “Wir haben Samstagabend Kenntnis von den Plänen erhalten”, sagte Tigges. Äußern wollte er sich zur geplanten Übernahme und anschließenden Aufteilung nicht. “Zum Bestand der Innogy können wir gar nichts sagen.”Innogy wolle am Investitionskurs festhalten und den Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben, kündigt Tigges an. Auch wenn hinter dem Vorhaben ein großes Fragezeichen steht, seitdem am Wochenende die Zerschlagungspläne von Eon und RWE bekannt wurden. Es ist erst die zweite Bilanzpressekonferenz des noch jungen Unternehmens und könnte schon die letzte sein. “Innogys Gründung inmitten der Krise konventioneller Stromerzeugung wurde von ihnen und vielen anderen als der richtige Schritt gewertet”, sagte Tigges.