Insolvenz der Gusswerke Saarbrücken trifft Deutz

Aktienkurs des Kölner Motorenherstellers bricht ein - Finanzierungspartner offenbar uneins

Insolvenz der Gusswerke Saarbrücken trifft Deutz

cru Düsseldorf – Deutz schreckt mit der Senkung der Gewinnprognose die Investoren ab. Ursache ist die Pleite “eines wichtigen Zulieferers”, wie der Kölner Motorenhersteller mitteilte. Es geht um die Gusswerke Saarbrücken. Statt auf mindestens 5 % werde die auf den bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit)bezogene Marge voraussichtlich nur auf 4 % bis 5 % steigen.Der Kurs der im SDax notierten Deutz-Aktie reagierte zunächst mit einem Minus von 10 %. Am Montagvormittag fiel der Kurs dann um 15 % auf 468 Euro. Damit hat sich der Börsenwert des Konzerns seit Jahresmitte beinahe halbiert auf 567 Mill. Euro. Das Deutz-Management geht indes davon aus, dass der Zulieferer seine Lieferungen trotz der Insolvenz aufrechterhalten kann. Daher bekräftigte Deutz auch den Plan, in diesem Jahr einen Umsatz von mehr als 1,8 Mrd. Euro zu erreichen.Bei dem insolventen Zulieferer handelt es sich um die Gusswerke Saarbrücken, die zusammen mit den Gusswerken Leipzig die “Avir Guss” bilden. Der Hintergrund ist ein Konflikt zwischen VW und dem früheren Avir-Guss-Eigentümer Prevent, hinter dem die bosnische Eigentümerfamilie Hastor steht. Die Familie spielt inzwischen als ehemaliger Eigentümer keine Rolle mehr. Aber in dem heftigen Kampf zwischen dem Zulieferer und dem Autohersteller kaufte die bosnische Gruppe 2018 die frühere Neue Halberg Guss, die jetzt unter dem Namen “Avir” operiert. Der Zulieferer erhöhte die Preise erheblich, um VW unter Druck zu setzen. Daraus resultierte ein Lieferstopp. Wegen des Streiks der Beschäftigten, der darauf folgte, lieferte Neue Halberg Guss zeitweise keine Kurbelgehäuse und Zylinderköpfe mehr an Deutz.Bei dem Motorenhersteller verursachte das eine Verringerung der Produktion um 12 000 Motoren im dritten Quartal des Jahres 2018. Zwar wurde ein großer Teil dieser Motoren später doch noch produziert. Aber das war mit zusätzlichen Kosten verbunden. Ende 2018 bildete sich ein Konsortium bedeutender Kunden – darunter GM, VW und Deutz -, das anschließend den Kauf der Gießerei durch den Münchener Sanierungsberater One Square Advisors für 50 Mill. Euro finanzierte. Doch wurde offenbar keine abschließende Übereinkunft der drei Finanzierungspartner erzielt. Am Freitag endete die gesetzlich vorgesehene Dreiwochenfrist ohne eine erste Anzahlung, was wiederum Avir ermöglichte, die Verhandlungen fortzusetzen, ohne sich der Insolvenzverschleppung schuldig zu machen. VW storniert BestellzusageDem Vernehmen nach weigerte sich zudem VW, am zugesagten Bestellvolumen festzuhalten, und verhinderte damit einen soliden Geschäftsplan für Avir. Bisher haben nur die Gusswerke Saarbrücken Insolvenz angemeldet. Auch wenn die Insolvenz nicht die sofortige Einstellung der Produktion bedeutet, dürften die Preiserhöhungen, Lieferverzögerungen, die Suche nach einem neuen Zulieferer und ein möglicher Streik nach Einschätzung von Hauck & Aufhäuser Deutz belasten. – Wertberichtigt Seite 6