IPO

Instacart und Klaviyo gehen an die Börse

Nach dem britischen Chipdesigner Arm haben nun auch der US-Lebensmittelbringdienst Instacart und die US-Marketingplattform Klaviyo ihren Börsengang offiziell gemacht und entsprechende Prospekte veröffentlicht. Die zahlreich vorhandenen Start-ups mit ähnlichen Plänen dürften genau hinschauen.

Instacart und Klaviyo gehen an die Börse

Instacart und Klaviyo gehen an die Börse

Start-ups befeuern Hoffnung auf frischen Schwung am Markt für VC-gestützte IPOs – Tausende Tech-Firmen in Wartestellung

dpa-afx/kro Frankfurt

Nach dem britischen Chipdesigner Arm haben nun auch der US-Lebensmittelbringdienst Instacart und die US-Marketingplattform Klaviyo ihren Börsengang offiziell gemacht und entsprechende Prospekte veröffentlicht. Die zahlreich vorhandenen Start-ups mit ähnlichen Plänen dürften genau hinschauen.

Das Geschäft mit Tech-Börsengängen in den USA kommt wieder in Gang: Kurz nach dem Chip-Entwickler Arm haben auch der größte US-Lebensmittelbringdienst Instacart aus San Francisco und der E-Commerce-Marketingdienstleister Klaviyo aus Boston eine Aktienplatzierung angekündigt. Damit könnten speziell in der Venture-Capital-Szene neue Hoffnungen auf eine verstärkte Rückkehr von IPOs als Exitoptionen aufkeimen, haben beide Firmen doch in der Vergangenheit jeweils große Summen an Wagniskapital erhalten.

Der Börsengang der 2012 gegründeten Instacart war schon seit einiger Zeit erwartet worden. Das Start-up hatte laut Medienberichten in einer Finanzierungsrunde Anfang 2022 die Gesamtbewertung von 39 Mrd. Dollar auf 24 Mrd. Dollar gekappt. Im späteren Jahresverlauf wurde sie demnach noch halbiert. Zu den Hauptinvestoren zählen unter anderem die US-Wagniskapitalgesellschaften Sequoia Capital, Andreessen Horowitz und Kleiner Perkins. Dazu will sich nun auch der Getränke- und Snack-Riese Pepsico mit 175 Mill. Dollar im Rahmen einer Privatplatzierung bei Instacart einkaufen.

Über die Instacart-App kann man sich Einkäufe aus Einzelhandelsläden liefern lassen. Das Geschäft boomte in der Corona-Pandemie, wuchs zuletzt aber langsamer und muss sich zunehmend gegen eine Vielzahl an Konkurrenten wie Doordash oder Amazon behaupten. Instacart verdient aber nicht nur Geld mit dem Lieferdienst, sondern auch mit dem Ausspielen von Werbung in der App, was höhere Margen abwirft. Dazu verkauft Instacart ihre Software auch seit einiger Zeit an Lebensmitteleinzelhändler.

Zu der nun angepeilten Bewertung der Firma und dem Volumen der Platzierung machte das Unternehmen zunächst keine Angaben. Der Umsatz stieg im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um gut 15% auf 716 Mill. Dollar. Der Gewinn sprang dem Börsenprospekt zufolge binnen eines Jahres von 8 Mill. Dollar auf 114 Mill. Dollar hoch. Instacart strebt ihre Notierung unter dem Kürzel CART an der Tech-Börse Nasdaq an.

Klaviyo wächst kräftig

Unter dem Kürzel KVYO will sich zudem das ebenfalls 2012 gegründete Marketing-Automatisierungsunternehmen Klaviyo an der New York Stock Exchange (Nyse) notieren lassen. Die Plattform hilft Unternehmen bei der Speicherung und Analyse von Kundendaten und dem Versand von personalisierter Werbung über E-Mail, SMS und andere Kanäle.

Zum angepeilten Volumen machte Klaviyo gleichfalls keine Angaben. Im Mai hatte Reuters jedoch über bereits vertraulich bei der SEC eingereichte IPO-Unterlagen berichtet, denen zufolge das Unternehmen mindestens 750 Mill. Dollar aufnehmen will. Der Börsengang werde im September erwartet, hieß es damals.

Trotz des scharfen Wettbewerbs im Bereich der Marketing-Automatisierungstechnik wuchs Klaviyo zuletzt kräftig. In der ersten Hälfte des laufenden Jahren lag der Umsatz bei knapp 321 Mill. Dollar, ein Plus von mehr als 50% im Vergleich zum Vorjahr. Der Gewinn unter dem Strich belief sich im gleichen Zeitraum auf etwa 15,2 Mill. Dollar, nach einem Verlust von 24,6 Mill. Dollar ein Jahr zuvor. Ende Juni zählte Klaviyo mehr als 130.000 Kunden, nach 105.000 Kunden ein Jahr zuvor. Diese kommen nicht mehr ausschließlich aus dem E-Commerce-Bereich, sondern nach Angaben von Klaviyo mittlerweile auch aus der Gastronomie, dem Reisesektor oder aus der Unterhaltungsbranche.

Im August 2022 war die kanadische Softwarefirma Shopify mit einer Geldspritze von 100 Mill. Dollar als strategischer Investor bei Klaviyo eingestiegen. Laut Daten von Crunchbase und Dealroom hat das Unternehmen insgesamt schon rund 780 Mill. Dollar an Wagniskapital eingesammelt. Im Mai 2021 war Klaviyo mit 9,5 Mrd. Dollar bewertet worden.

Volle Pipeline

Instacart wollte eigentlich schon im vergangenen Jahr an die Börse gehen, musste die Pläne dann aber wegen der schwierigen Marktlage vorerst auf Eis legen. Damit stand der Bringdienst bei weitem nicht allein da – mindestens 1.400 private Tech-Firmen mit einer Bewertung von 1 Mrd. Dollar oder mehr haben zuletzt auf bessere Marktbedingungen gewartet, wie die "New York Times" Brianne Lynch vom Online-Investment-Marktplatz Equity Zen zitiert. Der Datendienst Pitchbook bezifferte die Zahl der VC-gestützten US-Start-ups, die eigentlich bereit sind für einen Börsengang, Ende März auf über 200.

Zu den größeren Tech-Einhörnern, die schon vor längerer Zeit Unterlagen für einen Börsengang eingereicht haben, gehört auch die Social-Media-Plattform Reddit. Das Unternehmen hatte im September 2021 mit Blick auf das IPO eine Bewertung von 15 Mrd. Dollar angepeilt. Als Reaktion auf die Ankündigung, künftig Gebühren von Anbietern inoffizieller Reddit-Apps zu verlangen, kam es im Juni dieses Jahres jedoch zu weitreichenden Protestaktionen von Moderatoren der App.

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