Intel vereinbart Rekordakquisition

Weltgrößter Chiphersteller einigt sich im zweiten Anlauf mit Altera auf Übernahme für 17 Mrd. Dollar

Intel vereinbart Rekordakquisition

Die Übernahme von Broadcom durch Avago hat offenbar Bewegung in die Chipindustrie gebracht. Nun hat Intel nachgezogen und sich mit Altera doch noch auf eine Übernahme geeinigt. Nachdem die Gespräche zunächst am Preis gescheitert waren, zeigten sich nun beide Seiten mit einer Barofferte über 16,7 Mrd. Dollar zufrieden. Für Intel ist es die größte Akquisition der Konzerngeschichte.scd New York – Der weltgrößte Halbleiterhersteller Intel übernimmt den langjährigen Kooperationspartner Altera nun doch. Nachdem die im März begonnenen Gespräche im April wegen unterschiedlicher Preisvorstellungen zunächst abgebrochen wurden, einigten sich die beiden Firmen nun auf eine Barofferte von 54 Dollar je Aktie – der Preis, den Altera im April noch abgelehnt hatte. Dieser entspricht zwar nur einer Prämie von 11 % auf den Freitagsschlusskurs. Bezogen auf den letzten Handelstag vor Bekanntwerden des Kaufinteresses im März wird aber ein Aufschlag von 56 % gezahlt.Der Übernahmepreis von 16,7 Mrd. Dollar fällt mehr als doppelt so hoch wie bei Intels bisher größter Akquisition aus. Den Sicherheitssoftwareanbieter McAfee ließ sich der Chipproduzent mit Sitz im Silicon-Valley-Städtchen Santa Clara im August 2010 knapp 8 Mrd. Dollar kosten. Die Übernahmevereinbarung mit Altera erfolgt wenige Tage, nachdem die ehemalige Hewlett-Packard-Ausgründung Avago Technologies mit der Übernahme von Broadcom für 37 Mrd. Dollar die mit Abstand größte Akquisition in der Geschichte der Halbleiterindustrie bekannt gegeben hat (siehe Tabelle).Der Baranteil fiel bei Avago mit rund 17 Mrd. Dollar ähnlich hoch aus wie nun bei Intel. Allerdings ist der Kapitalbedarf beim Branchenführer wohl deutlich geringer. Während Avago zunächst einen 9 Mrd. Dollar umfassenden Kredit benötigt, dürfte Intel, die knapp 22 Mrd. Dollar an Liquiditätsreserven hält, einen Großteil des Übernahmepreises ohne frische Mittel stemmen. Ganz ohne Kredit wird aber wohl auch Intel nicht akquirieren. Das Unternehmen teilte mit, dass neben der Barreserve auch die Gelegenheit der günstigen Kreditaufnahme zur Finanzierung der Transaktion herangezogen werde. DiversifikationIntel rechnet damit, dass die Transaktion binnen sechs bis neun Monaten abgeschlossen sein wird – bestenfalls also noch 2015. Daraufhin soll Altera bereits im ersten Jahr positiv zum bereinigten Ergebnis je Aktie und zum freien Cash-flow beitragen. In erster Linie dient die Übernahme aber nicht der unmittelbaren Verbesserung der Finanzkennziffern, sondern der von CEO Brian Krzanich angestrebten Diversifikation. Intels Kerngeschäft mit Mikroprozessoren für PCs schwächelt bereits seit Jahren. Eine Ausweitung des Produktportfolios gilt daher auch aus Sicht der meisten Marktbeobachter als unabdingbar.”Intels Wachstumsstrategie ist es, mit unseren Kernkompetenzen in profitable, komplementäre Marktsegmente zu expandieren”, begründet Krzanich die Akquisition. Da beide Firmen seit zwei Jahren eine Produktionspartnerschaft und seit gut einem Jahr eine Entwicklungspartnerschaft unterhalten, dürfte der CEO die Stärken und Schwächen des Übernahmeziels mittlerweile bestens kennen. Und auch Altera-CEO John Daane erklärte, dass er durch die enge Partnerschaft “die zahlreichen Vorteile der Zusammenarbeit mit Intel aus erster Hand” erfahren habe.Altera produziert energiesparende programmierbare Halbleiter, die unter anderem in Datenzentren zum Einsatz kommen. Angesichts der wachsenden Bedeutung von Cloud-Diensten und mobilen Endgeräten gilt das Geschäft als sehr wachstumsstark. Intels eigenes Datenzentrengeschäft wuchs zuletzt im ersten Quartal um fast ein Fünftel, während der Umsatz im Gesamtkonzern stagnierte (vgl. BZ vom 16. April). Alteras Geschäft ist trotz der bisherigen Kooperation allerdings nicht nur komplementär zu Intel. So unterstützt Altera auch die Chipdesigns von Konkurrent ARM. Die bislang vor allem für ihre marktführende Position bei Smartphone-Chips bekannten Briten dringen zunehmend auch ins Datenzentrengeschäft vor.Intel lässt sich bei der Transaktion von J. P. Morgan und Rothschild beraten. Altera setzt exklusiv auf Goldman Sachs.—– Wertberichtigt Seite 8