Sparzwang bei Halbleiterkonzern

Intel verschiebt Bau von Chipfabrik in Magdeburg

Der kriselnde Halbleiterkonzern Intel muss seine Sparmaßnahmen ausweiten. Nun soll sich auch der Bau einer neuen Chipfabrik in Magdeburg erheblich verzögern.

Intel verschiebt Bau von Chipfabrik in Magdeburg

Intel verschiebt Bau von Chipfabrik in Magdeburg

Reuters San Francisco/Berlin

Intel verschiebt aufgrund ihres Sparprogramms den geplanten Bau einer Chipfabrik in Magdeburg. Das Projekt werde sich voraussichtlich um etwa zwei Jahre verzögern, teilte der kriselnde Chiphersteller am Montag nach US-Börsenschluss mit. Zudem lege das Unternehmen Pläne für ein Werk in Polen vorerst auf Eis, sagte Intel-Chef Pat Gelsinger. Der US-Konzern gab auch weitere Maßnahmen wie einen Verkauf von Immobilien bekannt. Eigentlich sollte in Magdeburg eine „Megafab“ mit rund 3.000 Arbeitsplätzen zum Ausbau der Produktion entstehen. Allein in Sachsen-Anhalt wollte Intel 30 Mrd. Euro investieren, von denen der Bund 10 Mrd. Euro beisteuern sollte. Der Produktionsbeginn für die Chips war für etwa 2027 erwartet worden.

Trennung von Auftragsfertigung und Entwicklung

Intel kämpft mit einem Milliardenverlust und hat ein Sparprogramm eingeleitet. Mit dem Verkauf von Geschäftsteilen, der Streichung von Investitionen und dem Abbau von rund 15.000 Arbeitsplätzen will Gelsinger das Ruder bei Intel herumreißen. Intel hat ihre Auftragsfertigung und die Produktentwicklung bereits getrennt und weist sie in der Bilanz separat aus. Außerdem wurde eine „Chinesische Mauer“ zwischen den Abteilungen errichtet, damit potenzielle Käufer eines Bereichs keinen Zugriff auf Geschäftsgeheimnisse der anderen Sparte erhielten.

Intel-CEO Pat Gelsinger hat eingeräumt, den KI-Boom unterschätzt zu haben. Foto: picture alliance / photothek | Thomas Koehler.

Intel hat den Boom bei Künstlicher Intelligenz (KI) verschlafen. Dem Konzern mit Sitz im kalifornischen Santa Clara fehlt es an konkurrenzfähigen Hochleistungschips für diese rechenintensiven Anwendungen. Gleichzeitig schwindet die Nachfrage nach klassischen Prozessoren. Während Erzrivale AMD mit diversen Übernahmen zum Angriff auf den Weltmarktführer Nvidia bläst, muss Intel mehr als 10 Mrd. Dollar einsparen und jede sechste Stelle streichen.

Milliardenschwere Vereinbarung mit AWS

Zugleich kündigte Intel eine mehrjährige, milliardenschwere Vereinbarung zur engeren Zusammenarbeit mit der Amazon-Tochter AWS an. Diese umfasse unter anderem eine gemeinsame Investition in maßgeschneiderte Chip-Designs, ergänzte Gelsinger. AWS werde für Design-Dienstleistungen und Fertigung zahlen. Man werde für die Amazon-Tochter dabei einen Chip für die Verwendung bei Künstliche Intelligenz (KI) bauen. Die Intel-Aktie stieg im nachbörslichen Handel um 9%.

Finanzminister Christian Lindner (FDP) will mit freiwerdenden Chip-Subventionen Löcher im Haushalt stopfen. Foto:picture alliance/dpa | Michael Bahlo.

Unmittelbar nach der Verzögerung beim Bau der geplanten Intel-Fabrik in Magdeburg stritt die Ampel-Regierung über die Verwendung freiwerdender Gelder. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) will die zunächst nicht benötigten Subventionen nutzen, um die Löcher im Haushalt zu stopfen. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will genau dies verhindern und die Mittel im Klimafonds KTF halten.

Streit um freiwerdende Mittel

„Alle nicht für Intel benötigten Mittel müssen zur Reduzierung offener Finanzfragen im Bundeshaushalt reserviert werden“, schrieb Lindner im Kurznachrichtendienst X. „Alles andere wäre keine verantwortungsbewusste Politik.“ Im Haushaltsentwurf für 2025 klafft eine Lücke von 12 Mrd. Euro, von der die Regierung bisher nicht konkret weiß, wie sie geschlossen werden soll. Die Ampel setzt darauf, dass weniger Mittel abfließen als eigentlich geplant sind. Für Intel waren Regierungskreisen zufolge in diesem Jahr 4 Mrd. der insgesamt 10 Mrd. Euro vorgesehen.

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will nicht benötigte Mittel für die Chipförderung im Klimafonds KTF halten. Foto: picture alliance/dpa | Rolf Vennenbernd.

„Wir werden jetzt gemeinsam beraten, wie wir mit nicht genutzten Mittel sinnvoll und sorgsam umgehen und sie zum Wohle des Landes einsetzen“, sagte Habeck. Im Umfeld seines Ministeriums hieß es, die Gelder müssten im KTF bleiben und könnten nicht für den Kernhaushalt verwendet werden. Aus dem KTF werden zahlreiche Klimaprojekte finanziert, die für die Grünen besonders wichtig sind. Nach einem Urteil des Verfassungsgerichts vom vergangenen Jahr wurden dort 60 Mrd. Euro gestrichen. Seitdem ringt die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP noch härter ums Geld.