Interessenten klopfen bei Bilfinger an
Auf nur noch zwei Kernsparten geschrumpft hat Bilfinger die Zukunft ansteuern wollen – Industriedienste sowie Building and Facility. Die verlustreiche Kraftwerkssparte ist noch nicht verkauft, da wird überraschend Kaufinteresse für das beste Pferd im Stall, das rentable Geschäft mit Aktivitäten rund um Immobilien, bekannt. Die Angebote sollen jetzt “ergebnisoffen” geprüft werden.po Frankfurt – Der Mannheimer Bilfinger-Konzern hat offenbar die Geduld der Investoren überstrapaziert. Nach sechs Gewinnwarnungen und Wechseln an der Vorstandsspitze dümpelt der MDax-Wert immer noch um 40 Euro – Anfang 2014 lag das Hoch bei knapp 93 Euro. Jetzt teilte das Unternehmen überraschend mit, dass es von verschiedenen Interessenten Angebote für einen möglichen Erwerb der Divisionen Building, Facility Services und Real Estate des rentablen Kerngeschäfts Hochbau und Gebäudemanagement erhalten habe. “Der Vorstand wird diese im besten Interesse der Gesellschaft und ihrer Aktionäre einer näheren Prüfung unterziehen.”Mit knapp 26 % Anteil ist der Finanzinvestor Cevian, der mit Eckhard Cordes auch den Vorsitzenden des Aufsichtsrats stellt, der größte Einzelaktionär. Nach Reuters-Berechnungen dürfte Cevian für den Einstieg in Mannheim mehr als 600 Mill. Euro ausgegeben haben. Mit aktuell 470 Mill. Euro ist das Engagement demnach “unter Wasser”.Nach langer Suche war im vergangenen Jahr, von Swissport kommend, Per Utnegaard an der Vorstandsspitze installiert worden. Er will Bilfinger mit zwei eigenständigen Säulen aus dem angeschlagenen Industrieservice sowie Building and Facility in die Zukunft führen. Details zur Strategie sollten in diesem Frühjahr ausgerollt werden. Bereits zum Verkauf gestellt ist die mit hohen Verlusten und Überkapazitäten kämpfende Sparte Power Services, die auf 1,2 Mrd. Euro Jahresleistung kommt. Zuvor hatte sich Bilfinger schon vom Ingenieurbau getrennt, der immer wieder mit hohen Projektverlusten negativ auffiel und an die schweizerische Implenia ging. Auch aus dem einst mit hohem Kapitaleinsatz aufgebauten Betreibergeschäft zog sich Bilfinger wieder zurück.Für 2015 hatte Bilfinger noch eine Konzernleistung von 6,25 Mrd. Euro prognostiziert. Davon sollten gut 2,8 Mrd. Euro auf den Hochbau und die Immobiliendienste entfallen, gut 3,4 Mrd. Euro auf die Industriedienste und der Rest auf den zum Verkauf ausgeschriebenen Kraftwerksservice, der wegen der Energiewende von der Ertragsperle zum größten Verlustbringer wurde. Würden neben Power auch Building and Facility verkauft werden, würde Bilfinger nur noch die Industriedienste betreiben, wo noch Portfoliobereinigungen anstehen. Ölpreisverfall drücktDie Industrieservices stehen wegen ihrer Abhängigkeit vom Öl- und Gasmarkt (40 %) angesichts des drastischen Preisverfalls selbst unter Druck. Stabilität in der schwierigen Umbauphase des Konzerns gibt derzeit lediglich die Kernsparte Building and Facility, die für 2015 mit 136 Mill. Euro etwa die Hälfte zum operativen Gewinn (Ebita) des Konzerns beisteuern dürfte.”Professionelle Berater” seien beauftragt worden, “den Markt zu evaluieren und entsprechende Gespräche zu begleiten”. Eine Entscheidung über eine mögliche Veräußerung sei damit nicht verbunden, an der Zwei-Säulen-Strategie hält der Vorstand vorerst fest. Mögliche Käufer der Kernsparte Building and Facility – hier ist Bilfinger in Deutschland vor Wettbewerbern wie Strabag oder Wisag Marktführer – werden eher bei Finanzinvestoren denn bei Strategen vermutet. Die Investmentbank UBS errechnete für Building and Facility einen möglichen Wert von 1,66 Mrd. Euro.