Investitionen global auf Sparflamme

Standard & Poor's: Positive Trendwende in der Technologie- und Gesundheitsindustrie

Investitionen global auf Sparflamme

Geld ist oft da, doch Unternehmen agieren angesichts des unsicheren konjunkturellen Umfelds vorsichtig mit Investitionen. Nach einer Studie von Standard & Poor’s werden die Ausgaben für Anlagen und Ausrüstung 2015 weltweit das dritte Jahr in Folge zurückgehen.swa Frankfurt – Geopolitische Risiken, volatile Rohstoffpreise und ungewisse Energiekosten – dies ist kein Umfeld für einen beherzten Ausbau oder eine Modernisierung von Anlagen und Ausrüstungen. Auch wenn viele Konzerne auf hohen Geldbeständen sitzen, das Pulver wird trocken gehalten oder ein Teil der Barschaft über Dividenden und Aktienrückkauf an die Anteilseigner verteilt.Nach einer Studie der Ratingagentur Standard & Poor’s (S & P) für Unternehmen außerhalb der Finanzindustrie werden die Investitionen über alle Branchen 2015 das dritte Jahr in Folge weltweit rückläufig sein. Die Analyse beruht auf der Auswertung der Daten von 2 000 Gesellschaften, die 2014 global die höchsten Summen für Sachanlageinvestitionen aufbrachten – das Intervall reicht von 248 Mill. bis 61 Mrd. Dollar, wobei China National Petroleum den Spitzenwert stemmte.Im laufenden Turnus wird ein Rückgang der Investitionen um 1 % erwartet, für 2016 sieht es noch düsterer aus mit Einbußen von 4 %, bevor 2017 mit einer Stabilisierung gerechnet wird.Trotz der generell geringen Investitionsneigung stellt sich das Bild in den Industriesektoren unterschiedlich dar. Geprägt wird das Szenario von den Unternehmen aus der Öl- und Gas- sowie Materialienindustrie – zu letzterer zählt die Ratingagentur Hersteller von Chemie, Baustoffen, Papier, Metallen und Forstprodukten sowie Bergbau. Auf diese als “Energy & Materials” abgegrenzten Firmen entfielen vergangenes Jahr 39 % der von S & P erfassten Investitionssumme. Ihre Ausgaben für Anlagen und Ausrüstung werden 2015 laut S & P um 14 % einbrechen und 2016 noch mal um 5 %. Hier schlägt sich der signifikante Ölpreisrückgang nieder, was die Erträge der großen Ölmultis drückt. Technologie führtIn einigen Industrien sieht es indes deutlich zuversichtlicher aus. So rechnet S & P mit höheren Investitionsausgaben in den Branchen IT, Automobil, Gesundheit, Telekommunikation und Konsumgüter. Lässt man die Firmen aus Energy & Materials außen vor, wird in diesem Jahr ein Anstieg der Investitionen um 8 % erwartet, was sich über alle Regionen erstreckt. Nur für zwei Branchen zeichnet sich indes eine stetige Ausweitung der Budgets über die kommenden Jahre ab, und zwar für Technologie und Gesundheit. Heruntergebrochen auf Unternehmen steht der chinesische Chemie- und Energiekonzern Sinopec bei den erwarteten Wachstumsraten der Investitionsausgaben bis 2017 für S & P als Champion an oberster Stelle, gefolgt vom Autokonzern Volkswagen sowie Nissan, Wal-Mart, Google und Apple.In den Regionen hat Nordamerika beim Anteil der Investitionen weltweit Westeuropa seit 2011 abgehängt (siehe Grafik). Die Ausgaben gehen aber auch in den Vereinigten Staaten 2015 deutlich zurück, was aber allein auf die Kürzungen bei den großen Ölkonzernen ExxonMobil, Chevron und ConocoPhillips zurückzuführen ist. Dieses Bild sollte sich 2016 und 2017 wieder aufhellen. Der Präsident des deutschen Chemieverbands, Bayer-Chef Marijn Dekkers, hatte jüngst Reformen in der Energiepolitik und beim Abbau von Innovationshemmnissen angemahnt, denn die deutsche Chemie investiere aus Kostengründen zunehmend im Ausland. Bei besseren Standortbedingungen würden viele dieser Projekte in Deutschland verwirklicht, so Dekkers.Geld für mehr Investitionen wäre weltweit verfügbar. Laut S & P haben die 2 000 Unternehmen der Studie rund 4,4 Bill. Dollar in ihren Kassen. Doch es mangele trotz historisch niedriger Zinsen an Zutrauen, was der Ungewissheit bezüglich politischer und wirtschaftlicher Trends geschuldet sei.