Investitionslücke in Europa
EU-Unternehmen müssen nach Einschätzung der Europäischen Investitionsbank (EIB) schneller neue Technologien einführen, um im internationalen Wettbewerb nicht in Rückstand zu geraten. Der Fachkräftemangel und ein Fehlen an geeigneten Qualifikationen bremst aber die notwendigen Investitionen aus, wie eine Umfrage der Bank zeigt.ahe Brüssel – Lediglich 44 % der Unternehmen in der Europäischen Union (EU) sehen derzeit ihren Maschinenpark und ihre Ausstattung als “state of the art” an. Dies ergab eine EIB-Umfrage unter 12 500 Firmen in ganz Europa. Der globale Wettbewerb und der technische Fortschritt forderten hier ein rasches Handeln, erklärte das Luxemburger Institut. EIB-Chefvolkswirtin Debora Revoltella, betonte, in ganz Europa sei zwar eine Erholung zu verzeichnen. “Der lange Zeitraum an zu geringen Investitionen hat aber einen Rückstand verursacht.”Die Unternehmen, die bei sich selbst einen technologischen Rückstand festgestellt haben, kommen vor allem aus Bulgarien, Polen und Litauen – unter den Top-5-Ländern mit diesen Problemen sind aber auch Großbritannien und Frankreich zu finden. In Deutschland sagten 2016 dagegen 62 % der Befragten, ihre Produktionsbasis sei auf der Höhe der Zeit. Dies ist in ganz Europa der Spitzenwert. Dementsprechend überproportional positiv fiel auch die Einschätzung der deutschen Firmen beim Thema Energieeffizienz aus. In Deutschland arbeiten zudem mehr Unternehmen an der Kapazitätsgrenze als im EU-Durchschnitt (siehe Grafik). Aufgabe für die PolitikGut die Hälfte (53 %) der im vergangenen Jahr getätigten Investitionen zielten nach Angaben der EIB darauf ab, existierende Gebäude, Maschinen, Ausrüstung oder IT zu ersetzen. Die Themen Kapazitätsausweitung oder neue Produkte/Services spielten eine weitaus geringere Rolle.Unter den größten Sorgen, die auch weitere Investitionen ausbremsen, wurden europaweit vor allem “Unsicherheit” (69 %) sowie das Fehlen von Facharbeitern (68 %) genannt. Nach Angaben der EIB gibt es in Europa ein Missverhältnis zwischen den benötigten und den auf dem Arbeitsmarkt erhältlichen Qualifikationen der Mitarbeiter, das nach Einschätzung der Unternehmen auch zu groß sei, um es über interne Weiterbildungsmaßnahmen zu beheben. Dies sei daher auch eine Aufgabe der europäischen Politik, mit fokussierten Aktionen dagegen vorzugehen, so das Institut.Als Investitionsbremse zeigte sich 2016 laut der Umfrage auch das regulatorische Umfeld. Zugang zu genügend Finanzierungsmitteln zu bekommen, ist vor allem bei jungen, kleinen, innovativen Firmen aus Ländern ein Problem, die besonders von der Finanz- und Wirtschaftskrise betroffen waren.Bei der externen Finanzierung spielen Bankkredite immer noch eine überragende Rolle. Sie kommen in Zypern beispielsweise auf 96 % und in Ländern wie Österreich, Spanien, Slowenien oder Griechenland auch noch auf über 70 % der Investitionssummen. Leasing spielt dagegen in Luxemburg, Großbritannien und Dänemark eine wichtige Rolle, wo der Leasinganteil der externen Finanzierung bei über 40 % liegt.—– Wertberichtigt Seite 6