Aktivistische Investoren

Investor Prime Stone erhöht Druck auf Brenntag

Für die Brenntag-Führungsspitze wird es ungemütlich. Auf der Hauptversammlung des Chemikalienhandelsriesen will der aktivistische Investor Prime Stone die Aufspaltung auf die Tagesordnung setzen.

Investor Prime Stone erhöht Druck auf Brenntag

Investor Prime Stone erhöht Druck auf Brenntag

Hedgefonds fordert Zeitplan für Abspaltung der Spezialitätensparte des Chemikalienhändlers

cru Frankfurt

Der aktivistische Investor Prime Stone Capital erhöht den Druck auf die Führungsspitze des weltweit größten Chemikalienhandelskonzerns Brenntag. In einem öffentlichen Brief an den Aufsichtsrat und das Management des Unternehmens aus Duisburg, an dem der britische Hedgefonds nach eigenen Angaben mit 2,1% beteiligt ist, fordert Managing Partner Franck Falezan einen Sitz im Brenntag-Aufsichtsrat und will den Chemiehändler aufspalten.

Es solle eine Entscheidung über die Herauslösung der Spezialitätensparte Brenntag Specialties getroffen und ein klarer Zeitplan dafür festgelegt werden. “So könnte der Teufelskreis der unzureichenden Performance dieses Geschäftsbereichs durchbrochen werden, in dem das Unternehmen als Teil von Brenntag gefangen ist, um es endlich in die Lage zu versetzen, auf Augenhöhe mit seinen leistungsstärkeren auf ihr Kerngeschäft fokussierten Wettbewerbern zu konkurrieren”, schreibt der Investor in dem Brief. Der Vorstand könnte angewiesen werden, unverzüglich die Trennung der beiden Brenntag-Geschäftsbereiche entweder durch eine Aufspaltung nach § 123 Abs. 1 Nr. 2 UmwG (Umwandlungsgesetz) oder durch eine Abspaltung nach § 123 Abs. 2 Nr. 2 UmwG vorzubereiten, damit die Aktionäre so bald wie möglich, spätestens jedoch in der nächsten Hauptversammlung, über diese Maßnahmen beschließen können.

Der Schritt von Prime Stone bereitet einen Showdown auf der Hauptversammlung Mitte Juni vor, bei dem der Londoner Hedgefonds versuchen wird, andere Aktionäre auf seine Seite zu ziehen. Prime Stone muss den formellen Antrag auf einen Sitz im Verwaltungsrat bis etwa zwei Wochen vor der Versammlung am 15. Juni einreichen.

Brenntag selbst erklärte vergangene Woche den Großaktionären, dass es nicht im Interesse des Unternehmens sei, den Aufsichtsrat erheblich umzugestalten”, während das Unternehmen strategische Entscheidungen erwäge.

Die jahrelang unzureichende Leistung zeige, dass der Aufsichtsrat gestärkt werden müsse, und die Entscheidung, bis 2024 mit der Abspaltungsentscheidung zu warten, zeige, dass es “keinen Sinn für die Dringlichkeit” gebe, die Schwächen des Unternehmens anzugehen, so Prime Stone in seinem jüngsten Schreiben an den Brenntag-Vorstand. “Beides muss sich schnell ändern, wenn es überhaupt geändert werden soll”, fordert Prime Stone. “Wir freuen uns darauf, unseren Mitaktionären diese Punkte in den kommenden Wochen deutlich zu machen.”

Dem Kurs des Konzerns hilft der aktivistische Vorstoß jedenfalls zunächst auf die Sprünge. Die Brenntag-Aktie legte am Dienstag um zeitweise 2% zu. Allerdings liegt das nicht nur am Vorstoß des aktivistischen Investors: Laut Barclays-Analyst Alex Stewart hat sich der in der zweiten Jahreshälfte 2022 beobachtete quartalsweise Rückgang der Nettopreise im ersten Quartal 2023 verlangsamt. Zu den wesentlichen Variablen zähle, wie die Volumina reagierten, wenn die Lager abgebaut seien, und ob bessere Verfügbarkeiten weitere Margenrückgänge nach sich zögen. J.P.-Morgan-Analyst Chetan Udeshi rechnet mit einem wie erwarteten oder leicht besseren Jahresauftakt des Chemikalienhändlers.