Investoren attestieren Eon "Stillstand"

Deka: Gewinn und Aktienkurs des Energiekonzerns kommen nicht vom Fleck

Investoren attestieren Eon "Stillstand"

cru Düsseldorf – Eon-Vorstandschef Johannes Teyssen hat auf der Hauptversammlung scharfe Kritik der Investoren einstecken müssen. “Offenbar stehen bei Eon die Zeichen auf Stillstand”, monierte Winfried Mathes, Portfoliomanager der mit 1% der Aktien beteiligten Fondsgesellschaft Deka Investment, beim Aktionärstreffen am Dienstag in der Essener Grugahalle. Beim bereinigten Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) mit rund 3 Mrd. Euro sei der Energiekonzern im Jahr 2018 “nicht wirklich vom Fleck gekommen”, urteilte Mathes.Dafür kommt Eon nach Angaben von Vorstandschef Johannes Teyssen bei der Vorbereitung der Innogy-Übernahme “gut voran”. “Wir haben inzwischen eine ganze Reihe von Entscheidungen zur künftigen Struktur vorbereitet”, sagte Teyssen. Man habe sogar schon mit der Auswahl der künftigen Führungsmannschaft begonnen. “Wir liegen voll im Zeitplan.” Er sei zuversichtlich, in der zweiten Jahreshälfte grünes Licht der EU-Kommission für die Übernahme zu erhalten. Der Konzern strebe “schlanke Strukturen und effiziente Prozesse an” – mit Synergien von 600 Mill. bis 800 Mill. Euro ab 2022. Keine Besserung in SichtLaut Fondsmanager Mathes pendelt jedoch nun schon seit drei Jahren der operative Gewinn um die Marke von 3 Mrd. Euro. Besserung scheine nicht in Sicht, denn die Ebit-Prognose für das Geschäftsjahr 2019 liegt weiter auf diesem Niveau. Auch beim Aktienkurs tue sich nicht viel.”Heute liegt der Aktienkurs um minimale 1 % höher als zur Zeit der letzten Hauptversammlung”, spottete Mathes. Einzig bei der Dividende hätten sich die Aktionäre 2017 und 2018 über eine Steigerung freuen können. Für 2018 liege der Dividendenvorschlag bei 43 Cent und damit um 43 % höher als noch im Vorjahr. “Doch auch hier wird unsere Freude schnell wieder getrübt, denn für das laufende Geschäftsjahr sollen wir nur eine fixe Dividende von 46 Cent erhalten”, bemängelte Mathes. Das sei eine sehr magere Steigerung.Nach der Innogy-Übernahme werde der neue Eon-Konzern in Zukunft zum reinen Stromnetzbetreiber und Anbieter von Kundenlösungen, “einmal abgesehen von der Kernkraft in Abwicklung”. Bis es so weit sei, fließe aber “noch viel Wasser die Ruhr hinunter”. Die EU-Kommission werde erst im zweiten Halbjahr entscheiden, unter welchen Auflagen sie die geplante Übernahme der RWE-Tochter freigibt. Komme es trotz der Kartellrisiken zu der erhofften Übernahme, “dann werden Sie, Herr Dr. Teyssen, zum Netzkönig von Deutschland”. “Und damit kommt Ihnen die Aufgabe zu, die Energiewende in jede Steckdose in Deutschland zu bringen”, forderte Mathes.Ähnlich kritisch äußerte sich Thomas Deser, Portfoliomanager der Fondsgesellschaft Union Investment. “Das Geschäftsjahr 2018 war für den Eon-Investor auch unter Berücksichtigung der Dividende ein Jahr, in dem ein Sparbuch weniger Arbeit und mehr Spaß gemacht hätte”, spottete Deser. Mit einer Gesamtrendite von minus 2 % habe die Eon-Aktie trotz des angekündigten Deals mit RWE und Innogy sogar schlechter abgeschnitten als der Branchenindex Stoxx Utilities, der plus 2% erreichte.Während sich die Aktionäre von RWE über eine positive Gesamtrendite von 20 % freuen konnten, die von Innogy sogar über 30 %, “schauten die Aktionäre von Eon im Geschäftsjahr 2018 in die Röhre”. Aus Sicht des Kapitalmarkts sei Eon zumindest für den Moment der klare Verlierer des Deals mit RWE und Innogy.”Die Skepsis des Kapitalmarkts kommt nicht von ungefähr”, stellte Deser fest. Im Endkundengeschäft in Großbritannien, wo Eon 200 000 Kunden verloren hat und der Gewinn eingebrochen ist, fänden Eingriffe in den Markt statt, Versuche von Wettbewerbern zur Marktbereinigung auf der Insel seien gescheitert. “Wann zieht Eon in Großbritannien die Notbremse?”, fragte Deser. Eon habe die Probleme im stark regulierten britischen Markt noch nicht lösen können, räumte Teyssen ein: “Wir kämpfen um die richtige unternehmerische Reaktion.”Im Bereich Kundenlösungen bleibt laut Deser abzuwarten, ob der Kundenzugang am Ende so wertvoll sei wie von Eon erhofft. Im Netzgeschäft sei bisher kein Schub durch Elektromobilität zu erkennen. “Smart-Home-Lösungen? Kleinteilig. Wachstum bei Glasfaser? Unklar”, monierte Deser. Segen aus Brüssel fehlt nochDie Übernahme des Netzgeschäfts von Innogy brauche noch den Segen der EU-Kartellbehörden. Die bloße Hoffnung auf Synergien nach Abschluss des Deals als Ausgleich für die absehbar entfallenden Ergebnisbeiträge der Atomstromerzeugung sei noch keine überzeugende Investment-Story. Zudem stelle sich die Frage: “Wie wird sich die Kapitalerhöhung gegen Sacheinlage, die für den Deal (Einstieg von RWE bei Eon mit 17 %) benötigt wird, auf die Perspektive für das Ergebnis je Aktie und die Dividende bei dann höherer Gesamtaktienzahl auswirken?”