Investoren begrüßen Griff nach Morphosys
Investoren begrüßen Griff nach Morphosys
Aktienkurs steigt fast auf Niveau der Übernahme-Offerte – Novartis baut mit Zukauf das Krebsgeschäft aus
Der Kapitalmarkt setzt auf den angekündigten Kauf des Biotech-Unternehmens Morphosys durch Novartis, der Aktienkurs stieg auf ein Niveau nahe der Übernahme-Offerte. CEO Jean-Paul Kress begründete den Verkauf auch mit den limitierten Ressourcen zur Entwicklung eines Krebsmedikaments.
mic München
Der Aktienkurs von Morphosys kletterte am Dienstag bis zum Schluss des Xetra-Handels um 13,0% auf 64,84 Euro, nachdem Novartis in der Nacht zuvor 68 Euro pro Aktie geboten hatten. Die Bewertung des Unternehmens aus Planegg bei München beträgt damit 2,7 Mrd. Euro. Bereits am Montag war der Kurs um 36% auf 57,40 Euro gestiegen, nachdem sich die Gerüchte über eine Übernahme intensiviert hatten.
Novartis ist vor allem am größten Hoffnungsträger von Morphosys interessiert, dem Medikament Pelabresib. Es soll für die Behandlung einer seltenen bösartigen Erkrankung des Knochenmarks eingesetzt werden. Diese Myelofibrose genannte Krankheit kann bisher nur mit dem Novartis-Mittel Jakavi behandelt werden, allerdings mit einer nachlassenden Wirkung im Zeitverlauf. Während Jakavi im vergangenen Jahr rund 1,7 Mrd. Dollar erlöste, erhofft sich Morphosys Pelabresib-Umsätze in nicht näher definierter Milliardenhöhe.
Das 1992 gegründete Unternehmen findet nun das Interesse von Novartis nicht wegen der ursprünglichen Produktpipeline, vielmehr hatten die Bayern die Rechte an Pelabresib selbst durch eine teure Übernahme erworben. Im Jahr 2021 kauften sie, finanziell unterstützt vom US-Konzern Royalty Pharma, den Krebsspezialisten Constellation Pharmaceuticals für 1,7 Mrd. Dollar.
Das einzige eigene Medikament des Unternehmens mit einer Marktzulassung wird nun an den Vertriebspartner Incyte verkauft. Incyte erhalte die weltweiten Exklusivrechte an Tafasitamab für 25 Mill. Dollar, erklärte Morphosys. Die volle Verantwortung liege künftig bei Incyte.
Hoher Aufschlag auf Kurs
Morphosys-Vorstandsvorsitzender Jean-Paul Kress verwies in einer Investorenkonferenz auf die Frage, warum er sich nun für den Verkauf entschieden habe, vor allem auf die Vorteile für die Aktionäre. Sie könnten den Wert des Unternehmens schnell realisieren.
Kress begründete die Übernahme durch Novartis zudem mit den eigenen limitierten Möglichkeiten: „Novartis verfügt über umfangreiche Ressourcen, die uns als eigenständiges Biotech-Unternehmen derzeit nicht zur Verfügung stehen, um die Entwicklungsmöglichkeiten von Pelabresib beschleunigen und das Vermarktungspotenzial schneller und in größerem Umfang ausschöpfen zu können.“ Finanzvorständin Lucinda Crabtree erklärte den Investoren, sie erwarte keinen Widerstand der Wettbewerbshüter.
Der Angebotspreis von 68 Euro entspricht einem Aufschlag von 94% auf den volumengewichteten Durchschnittskurs des letzten Monats – am 25. Januar waren erste Informationen über eine potenzielle Übernahme öffentlich geworden. Im Verhältnis zu den Schlusskursen der letzten drei Monate beträgt die Prämie sogar 142%.
Die Morphosys-Aktionäre hatten in den vergangenen Monaten bereits ein Wechselbad der Gefühle erlebt. Im November hatte sich der Aktienkurs innerhalb von nur zwei Wochen fast halbiert, anschließend ging es bis Anfang Januar um 16 Euro auf 36,50 Euro nach oben.
Der Hintergrund des rasanten Auf und Ab: Im November waren am Markt Zweifel an der Zulassungsfähigkeit des Mittels Pelabresib aufgekommen, da eine Studie in einigen Teilbereichen keinen statistisch bedeutsamen Nutzen gezeigt hatte. Im Dezember drehte sich die Stimmung, als detaillierte Pelabresib-Studiendaten auf der Jahreskonferenz der American Society of Hematology veröffentlicht wurden. Der Vorstand wollte Mitte 2024 sowohl in den USA als auch in der Europäischen Union einen Antrag eine Marktzulassung einreichen.
Centerview Partners wird als primärer Finanzberater von Morphosys genannt. Skadden, Arps, Slate, Meagher & Flom agieren als Rechtsberater.