Investoren entdecken PVA Tepla
hek Frankfurt
– Der Anlagenbauer PVA Tepla hat das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen im vergangenen Jahr um 35% auf rund 22 Mill. Euro ausgebaut. Das teilt das Unternehmen aus Mittelhessen jetzt mit. Die zur Jahresmitte veröffentlichte Prognose von 17 Mill. Euro wurde weit übertroffen.
An der Börse gibt die unerwartet gute Geschäftsentwicklung dem bereits stark gestiegenen Aktienkurs weiteren Auftrieb. Am Dienstag kletterte die Notierung über die Marke von 25 Euro. Ende Oktober 2020 bewegte sich das Wertpapier erst bei rund 10 Euro. Die Marktkapitalisierung liegt inzwischen über einer halben Milliarde Euro.
Die 1991 gegründete PVA Tepla baut Anlagen für die Halbleiterindustrie und für industrielle Hightech-Materialien. Die Gruppe profitiert vom anhaltenden Chipboom. Sie stellt zum Beispiel Silizium-Kristallzuchtanlagen – aus den Kristallen werden Wafer produziert – und Ultraschall-Messsysteme her. Das zweite Segment Industriesysteme bietet unter anderem Vakuumanlagen für den Hartmetallmarkt und Lötanlagen etwa für die Elektroindustrie an.
Als besonders aussichtsreich gilt Siliziumkarbid, das sich durch höhere Wärmerobustheit als Silizium auszeichnet, sehr hart ist und wenig wiegt. Daher gewinnt diese Technologie bei Hochleistungsbauteilen und Beschichtungen stark an Bedeutung. Als großer Treiber gilt die Elektromobilität. Unlängst verkündete PVA Tepla eine Kooperation mit MPA Industrie aus Frankreich zur Weiterentwicklung dieser Technologie. Es geht um Strukturbauteile für Anwendungen in Halbleiterindustrie, faserverstärkte Keramiken unter anderem in der Luft- und Raumfahrt sowie Siliziumkarbid-Schichten für Komponenten in erneuerbaren Energien.
Vor Zinsen und Steuern (Ebit) stehen für 2020 etwa 18 Mill. Euro Gewinn in den Büchern, was eine Marge von gut 13% ergibt. Im Vorjahr lag das Ebit bei 12,3 Mill. Euro oder 9,4% der Erlöse. Auch beim Umsatz hat PVA Tepla mit 136 Mill. Euro die Prognose von 130 Mill. Euro geschlagen. Der Vorjahreswert von 131 Mill. Euro wird um knapp 4% übertroffen. Der Analyst Tim Wunderlich von Hauck & Aufhäuser stuft die Geschäftszahlen als enorm positive Überraschung ein. „Aber das Beste kommt erst noch“, ist der Experte überzeugt und hebt seine Schätzungen für 2022 deutlich an. Die laufende Rechnungsperiode sieht Wunderlich eher als Übergangsjahr.
In das neue Geschäftsjahr ist der Konzern mit einem Auftragspolster von 127 Mill. Euro gestartet, was klar unter dem Bestand Ende 2019 von 171 Mill. Euro liegt. Die Aufträge würden zum Großteil 2021 umsatz- und ergebniswirksam, so die in Wettenberg bei Gießen ansässige Firma.
Diskussion um Siliziumkarbid
Derweil ist unter Aktionären eine Diskussion um die strategische Ausrichtung entbrannt. Das zeigt die Forderung der Investmentgesellschaft Riposte Capital, die zu Jefferies Financial gehört, nach einer umfassenden Überprüfung der Strategie. PVA Tepla habe „einige beneidenswerte Aktiva“ geschaffen, so Managing Principal Khaled Beydoun. Mit der richtigen strategischen Positionierung würden die Aktiva eine Marktkapitalisierung erzielen, die viel höher sei als der aktuelle Börsenwert. In ihrer Mitte Dezember veröffentlichten Antwort verteidigen Vorstand und Aufsichtsrat die aktuelle Aufstellung. Sie erlaube es, flexibel auf Marktchancen im Bereich der Siliziumkarbid-Technologien zu reagieren.
Riposte Capital macht sich dafür stark, die Division Semiconductor Systems als eigenständige Einheit abzuspalten oder das Halbleitergeschäft an einen globalen Akteur mit geringeren Kapitalkosten zu verkaufen, der die Siliziumkarbid-Technologie auf einer viel größeren Plattform nutzen könne. Im Alleingang treffe PVA Tepla bei der Skalierung auf erhebliche Beschränkungen. Laut Riposte ist PVA Tepla der weltweit einzige Anbieter von Maschinen, mit denen Siliziumhersteller eigene Siliziumkarbid-Prozesse und -Lösungen entwickeln können. Damit nehme das Unternehmen eine Vorreiterrolle in der E-Fahrzeug-Revolution ein, so der Investor aus New York, der nach eigenen Angaben 3,6% der Aktien hält. Siliziumkarbid sei der wichtigste Bestandteil für schnelleres Laden und höhere Reichweite von Batterien für E-Autos.