Investoren fliegen auf Berliner Go Euro
wb Frankfurt – Die Summen, die das Berliner Start-up Go Euro einsammelt, werden immer größer: In der aktuellen Finanzierungsrunde haben die Investoren Kinnevik aus Schweden und Temasek aus Singapur sowie Hillhouse Capital aus China der Reiseplattform für Bahn, Bus und Flug 150 Mill. Dollar anvertraut. Mit den außereuropäischen Investoren will Go Euro nun auch über den Alten Kontinent hinaus expandieren. Die Bewertung wird in Finanzkreisen bei nahezu 1 Mrd. Dollar taxiert, womit das Unternehmen kurz davor steht, zur “Einhorn”-Herde zu zählen. Es ist Politik des Start-ups, sich nicht zur Höhe der Bewertung zu äußern.Damit verdoppelt das von Naren Shaam, einem aus Bangalore stammenden Inder, vor fünf Jahren gegründete Unternehmen sein bisheriges Gesamtkapital. Mit dem Ziel, “das Reisen weltweit zu vereinfachen”, und die Reiseplanung zu “revolutionieren” will Go Euro die Mittel nutzen, in weitere Märkte zu expandieren und Produktinnovationen zu beschleunigen. Reisekosten drückenÜber die Plattform Go Euro können Reisende vergleichen, welches Verkehrsmittel am günstigsten ist – und je nach Anbieter direkt in der App buchen. Zunächst will der Gründer noch mehr Transportunternehmen gewinnen, was sehr große Datenmengen bedeute. Zudem soll das Team vergrößert werden. Und es soll das Marketing verstärkt werden.Die Hauptaktionärin von Kinnevik, die unter anderen an Zalando und einigen Rocket-Internet-Firmen beteiligt und in Stockholm börsennotiert ist, rückt in den Board ein, wird weiter mitgeteilt: Cristina Stenbeck ist auch Mitglied des Gremiums von Kinnevik und des schwedischen Streamingdienstes Spotify, der zuletzt an die New Yorker Börse gegangen ist. Sie war bis 2016 Vorstandschefin von Kinnevik und Aufsichtsratsvorsitzende von Zalando. Kinnevik investiert jetzt erstmals in Go Euro und zwar nach eigenen Angaben 443 Mill. skr, entsprechend knapp 50 Mill. Dollar. Metasuchmaschine seit 2013Go Euro wurde 2013 als Metasuchmaschine gegründet und betreibt heute die nach eigener Einschätzung führende “multimodale Transport-Buchungsplattform Europas”, die Tickets für mehr als 80 % der auf Go Euro gelisteten Transportanbieter verkaufe. Seit der vormaligen Finanzierungsrunde im Oktober 2016 sei Go Euro in mehr als 20 neue Länder expandiert und wachse in allen Aktivitäten.Drei Viertel der monatlich 27 Millionen Nutzer führen demnach ihre Buchungen auf Go Euro von mobilen Endgeräten aus. Das Unternehmen ist in 36 Märkten europaweit präsent, in 15 davon sei das Produkt in voller Bandbreite verfügbar. Darüber meldet Go Euro die Akquisition des europäischen Transport-Aggregators Busliniensuche aus Karlsruhe – der erste Zukauf für das Start-up. Laut Shaam hat die Firma in den vorigen fünf Jahren die meisten der europäischen Transportanbieter auf ihre Plattform gebracht. Das Ergebnis sei ein “übersichtliches, einfaches Produkt mit hohem Wiedererkennungswert”. Er macht Potenzial für die Transformation der Reisebuchung aus, indem Go Euro auch in den außereuropäischen Reisemarkt gehe und größtenteils nichtmobile Buchungssysteme ablöse. Partnerschaften gebe es mit mehr als 800 europäischen Transportunternehmen, darunter die Deutsche Bahn, SNCF aus Paris oder Flixbus. Die Nutzer erhalten eine Übersicht der Schienen-, Bus- und Flugverbindungen, abhängig von Kosten, gesamter Reisezeit und kombinierten Teilstrecken. Bei dem Reise-Start-up arbeiten momentan 300 Leute aus über 40 Ländern.Erst im Oktober 2016 hatten Investoren 70 Mill. Euro Dollar locker gemacht: Silver Lake Kraftwerk und Kleiner Perkins Caufield & Byers. Im Dezember 2015 investierten unter Führung von Goldman Sachs Atomico, hinter der Seriengründer Niklas Zennström steht, Yuri Milner (DST, Mail.ru)und Tom Stafford (DST), Sebastian Siemiatkowski vom Fintech Klarna und Ilkka Paananen (Supercell). Unter Führung der New Enterprise Associates aus den USA, sammelte das Start-up 27 Mill. Dollar ein. Die damals schon investierten Lakestar, Hasso Plattner Ventures und Battery Ventures stockten auf. Noch fünf Jahre”Wir sind nicht profitabel, aber wir verdienen Geld”. hatte Shaam im April der “Gründerszene” gesagt. “Profitabel sein ist auch nicht unser erstes Ziel, zunächst geht es um Wachstum, dafür müssen wir investieren.” Auf die Frage, ob er einen Exit erwäge, sagte er: “Nein. Ich habe das Unternehmen nicht des Geldes wegen gegründet, dann wäre ich auch in New York geblieben, wo ich studiert habe und hätte einen gut bezahlten Job angenommen. Ich möchte meine Vision von einer Plattform für alle Reisebuchungen verwirklichen. Wenn alles gut läuft, brauchen wir noch etwa fünf Jahre.”Zunächst will der Gründer noch mehr Transportunternehmen gewinnen, was sehr große Datenmengen bedeute. Zudem soll das Team vergrößert werden. Und es soll das Marketing verstärkt werden. Die “Transportpartner” zahlen eine Provision für Tickets, die über die Plattform verkauft werden. Zudem habe man Partner für Services wie Unterkünfte. Dies laufe ebenfalls über ein solches Provisionsmodell.