Investoren kritisieren Fresenius-Aufsichtsrat
swa Frankfurt – Fondsvertreter nehmen vor den Hauptversammlungen von Fresenius und deren Dialyse-Tochtergesellschaft Fresenius Medical Care (FMC) Anstoß an der Besetzung der Aufsichtsräte der beiden Dax-Gesellschaften. Winfried Mathes von Deka Investment und Vanda Heinen, Analystin der Union Investment, monieren eine zu lange Amtszeit der Aufsichtsratsvorsitzenden beider Unternehmen. Mathes bezeichnet FMC-Aufsichtsratschef Dieter Schenk mit 24 Jahren Zugehörigkeit als “Dinosaurier seiner Zunft”. “Trotz seiner Verdienste für Fresenius Medical Care würden wir es begrüßen, wenn im nächsten Jahr ein Führungswechsel an der Spitze des Aufsichtsrats erfolgt.”Ähnliche Bedenken gibt es für Fresenius, wo der 81-jährige Aufsichtsratschef Gerd Krick mit einer Zugehörigkeit von 17 Jahren nach den Abstimmungsrichtlinien der Fonds ebenfalls nicht mehr als unabhängig angesehen wird. Hier mahnt Deka einen Generationswechsel in den turnusmäßigen Wahlen im kommenden Jahr an. Die Vergütung von 580 000 Euro für Krick erscheine in Relation zur Unternehmensgröße “sehr generös”. Als Defizit wird es angesehen, dass der Aufsichtsrat neben der Festvergütung immer noch eine erfolgsorientierte Entlohnung erhält. FMC will anders als Fresenius mit Beschluss auf der Hauptversammlung am Donnerstag auf reines Fixum umstellen.Deka wie Union Investment kritisieren, dass Fresenius und FMC keine Altersgrenze für Vorstand und Aufsichtsrat festgelegt haben. Bei Fresenius wird auch der Prüfungsausschussvorsitzende Klaus-Peter Müller mit mehr als zwölf Jahren im Gremium nicht mehr als unabhängig angesehen. Nach den Kriterien der Fonds soll diese Position genauso wie der Aufsichtsratsvorsitz mit unabhängigen Vertretern besetzt sein. Deka kündigt an, wegen der Governance-Missstände dem Aufsichtsrat von FMC und Fresenius die Entlastung zu verweigern. Alle anderen Tagesordnungspunkte wolle man unterstützen. Union Investment will bei Fresenius entlasten und allen anderen Tagesordnungspunkten zustimmen – hier findet das Aktionärstreffen am 28. August ebenfalls virtuell statt. Zu FMC äußert sich die Fondsgesellschaft nicht vorab.Heinen verlangt eine internationalere Besetzung des Fresenius-Aufsichtsrats. Sie fragt zudem, wann mit einer Entscheidung über die Vertragsverlängerung von CEO Stephan Sturm zu rechnen sei. Der 57-Jährige ist seit 1. Juli 2016 Vorstandsvorsitzender von Fresenius und war zuvor elfeinhalb Jahre Finanzvorstand.