Investoren nehmen aktivere Rolle ein

Cevian fordert höheres Engagement von Fonds

Investoren nehmen aktivere Rolle ein

swa Frankfurt – Mit Minderheitsanteilen einsteigen, aber Denken wie ein Alleineigentümer, so umreißt Jens Tischendorf, Partner des Finanzinvestors Cevian die Strategie seines Hauses. Für ihn sei es eine Selbstverständlichkeit, bei den Unternehmen aus dem Portfolio einen aktiven Part im Aufsichtsrat zu spielen, sagte Tischendorf auf dem 4. Frankfurter Aufsichtsratstag. Als Gremienmitglied sei man näher am Geschäft. Der Deutschland-Statthalter von Cevian hat Mandate bei ThyssenKrupp und Bilfinger.”Wir fragen uns immer, was wir tun würden, wenn wie 100 % Aktienanteil am Unternehmen hätten”, erklärte er. Ziel sei, über fünf bis sieben oder zehn Jahre den Unternehmenswert zu steigern, “nur dann haben wir gute Arbeit gemacht”. Tischendorf zeigte sich überzeugt, dass immer mehr Investoren ihre Pflichten wahrnehmen und von einer passiven in eine aktive Rolle schlüpfen werden. Allerdings würden sich immer weniger Investoren noch als Eigentümer verstehen: “Unternehmen werden inzwischen wie Commodities gehandelt.””Mir macht es Spaß Aufsichtsrat zu sein”, bekannte Tischendorf. Cevian prüfe ihre Investments vor dem Einstieg über eine relativ lange Zeit auf Herz und Nieren. Somit gingen die Repräsentanten des Finanzinvestors mit großem Wissensschatz in den Aufsichtsrat. In dem Gremium versuche er, über Diskutieren und Fragenstellen das Transparenzniveau zu erhöhen, “damit der Aufsichtsrat eine gute Entscheidungsgrundlage hat”. Wichtig sei ihm eine intensive Vorbereitung der Sitzungen, wobei er auch Informationen von außen hole, etwa von Analysten.Dass der Aufsichtsrat die Aktionäre vertritt, ist für Tischendorf selbsterklärend. Die Kette müsse intakt sein: “Die Aktionäre bestimmen den Aufsichtsrat, der Aufsichtsrat bestimmt den Vorstand.” Der Cevian-Vertreter unterstützt die Forderung anderer Fondsvertreter, wonach institutionelle Investoren stärker in die Nominierung von Aufsichtsräten einbezogen werden sollten. Er verweist auf die Vorzüge des skandinavischen Modells, wo die vier größten Anteilseigner in einem Nominierungskomitee beratschlagen, wie das Boardprofil aussehen soll.Die deutsche Hauptversammlung mit ihrer Generaldebatte hält er nicht für das adäquate Forum für einen Dialog mit Investoren. Er fordert aber als originäre Aufgabe von Portfoliomanagern ein, sich die Arbeit nicht von Aktionärsdienstleistern abnehmen zu lassen, sondern wie die Proxy Adviser selbst die Corporate Governance der Unternehmen zu analysieren.