Investoren setzen auf Wind im Norden
In Deutschland ist der Ausbau der Windkraft fast zum Erliegen gekommen. Großinvestoren wie der Frankfurter Assetmanager Prime Capital wenden sich lieber nach Nordeuropa. Dort gibt es mehr Platz für Windräder, es weht mehr Wind – und die Renditen fallen höher aus. Darauf vertrauen etliche Institutionelle.cru Frankfurt – Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier plant einen “Krisengipfel” am 5. September, um den Windenergie-Ausbau in Deutschland wiederzubeleben. Mit den Ländern und Verbänden soll geklärt werden, warum die Flächen hierzulande fehlen.Großinvestoren wenden sich derweil lieber nach Norden und investieren in Skandinavien in Windenergie. “Dort gibt es mehr Platz und mehr Wind – teilweise sogar Offshore- Bedingungen”, fasst Mathias Bimberg die Vorteile zusammen. Der Windenergie-Experte arbeitet als Head of Infrastructure beim alternativen Frankfurter Assetmanager Prime Capital, der für überwiegend aus Deutschland stammende Großinvestoren insgesamt rund 15 Mrd. Euro in verschiedenen Assetklassen verwaltet.Zusammen mit der DekaBank als einem der wichtigsten Fremdkapitalfinanzierer hat Prime Capital in den Jahren seit 2015 rund 1,1 Mrd. Euro in viele große europäische Wind-, Solar- und Wasserkraft-Projekte investiert. Die beiden Finanzhäuser haben Windenergie-Projekte – trotz wechselnder Rahmenbedingungen – mit langfristiger Cash-flow-Planung so aufgesetzt, dass sie auch für regulierte Investoren wie Pensionsfonds oder Versicherungen attraktiv werden. Zu den Eigenkapitalgebern von Prime Capital zählen der Versicherer Alte Leipziger, die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe und andere berufsständische Versorgungswerke sowie ausländische Investoren, sogar aus dem fernen Korea. Ein bisschen grün”Großinvestoren suchen bei uns langfristige “grüne” Investments, die sichere Cash-flows abwerfen”, sagt Prime-Capital-Vorstand Andreas Kalusche, ein Ex-J.P.-Morgan-Banker. Es gehe teilweise um einen Ersatz für die Positionen, die früher Pfandbriefe und Staatsanleihen im Portfolio hatten.In Skandinavien erhalten Windparks keine Einspeisevergütung. Dennoch lohnt sich das Geschäft, weil die Stromgestehungskosten niedriger ausfallen. Anders als in Deutschland muss etwa der Turbinentyp nicht drei Jahre im Voraus für die Genehmigung festgelegt werden, so dass die Betreiber vom technischen Fortschritt auf dem jüngsten Stand profitieren.Bis 2030 soll sich beispielsweise die Onshore-Windkraftkapazität in Norwegen verachtfachen auf 9 Gigawatt.Durch einen frühzeitigen Projekteinstieg versuchen Prime Capital und die DekaBank, zusätzliche Renditen zu erwirtschaften. “Durch unsere Partner, zum Beispiel Turbinenlieferanten wie Siemens Gamesa, erfahren wir häufig frühzeitig von geplanten Projekten. Wir steigen dann als Entwickler ein, wenn alle Genehmigungen und Landrechte beisammen sind.” Von diesem Zeitpunkt an braucht es ein Dreivierteljahr, bis die Projektentwickler-Arbeit getan ist.Die beiden Investoren treten damit in Skandinavien in Wettbewerb zu erfahrenen Projektentwicklern wie Eolus und OX2. Damit das gelingt, sind auch ein Dutzend Spezialisten wie Techniker und Ingenieure direkt bei Prime Capital beschäftigt: “Wir steigen früher in die Projekte ein und sind deutlich öfter auf der Baustelle. Dadurch können wir zusätzliche Renditen für die Investoren erwirtschaften”, sagt Kalusche.Unterstützt wird Prime Capital regelmäßig von der DekaBank in Frankfurt, die sich auf die Fremdfinanzierung solcher großvolumiger Windparks in Skandinavien spezialisiert hat, wie Thomas Kling, Leiter Spezialfinanzierungen bei der DekaBank, erläutert. Die Finanzierung erneuerbarer Energie ist Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie der Bank. Klings Kollege Dirk Mous bringt dabei die Expertise für die Finanzierung solcher Projekte ein. Projekt in SchwedenMomentan befindet sich ein weiteres großes Windprojekt in Schweden kurz vor dem Abschluss. “Gegenwärtig legen wir einen Fonds mit sechs oder sieben Großprojekten für unsere Investorenbasis auf”, sagt Kalusche. Projekte mit einer Kapazität von bis zu 600 Megawatt konnten bereits gesichert werden. Rund 500 Mill. Euro Eigenkapital will Prime Capital dafür einsammeln. Der Fonds ist auf Nordeuropa fokussiert, da dort die Rendite erheblich besser ist: Sie liegt bei 8 % bis 10 % bezogen auf den Unternehmenswert. Dieser setzt sich meist je zur Hälfte aus Eigen- und Fremdkapital zusammen.