Investoren wetten auf Broadcom-Deal

Nach der an Trump gescheiterten Qualcomm-Übernahme jetzt Symantec für 15 Mrd. Dollar im Blick

Investoren wetten auf Broadcom-Deal

Der amerikanische Chipproduzent Broadcom will offenbar das Cybersicherheitsunternehmen Symantec schlucken. Analysten schätzen die Bewertung auf 18 Mrd. Dollar. Infolge der Nachricht schnellte der Kurs von Symantec, die im operativen Geschäft unter Druck steht und zahlreiche CEO-Wechsel hatte, um 20 % hoch. wb Frankfurt – Vor Übernahmen schützt keine Firewall: Der amerikanische Halbleitermulti Broadcom ist in fortgeschrittenen Gesprächen, um das US-Cybersicherheitsunternehmen Symantec zu kaufen. Investoren setzen auf diese von Bloomberg veröffentlichte Nachricht: Die Symantec-Aktie kletterte um knapp 20 %. Damit beläuft sich die Börsenkapitalisierung auf 13,7 Mrd. Dollar. Samt Prämie dürfte ein Deal auf etwa 18 Mrd. Dollar kommen, schätzen die Analysten von Creditsights. Broadcom-Eigner sind skeptisch: Die Aktie der an der Nasdaq 120 Mrd. Dollar schweren Gruppe knickte ein. Der Konzern könnte schon in Kürze eine Transaktion ankündigen.Die unter dem Huawei-Bann der USA leidende Broadcom will mit dem Zukauf des Antivirusanbieters vom einträglichen Softwaregeschäft profitieren und die Abhängigkeit von Funkchips verringern. Symantec ist bekannt für das Softwareprogramm Norton Antivirus.Broadcom, vormals Avago Technologies, die seinerzeit noch ihren Sitz in Asien hatte, musste im März 2018 den 148 Mrd. Dollar schweren feindlichen Übernahmeversuch für den US-Konkurrenten Qualcomm abbrechen, nachdem US-Präsident Donald Trump einen Deal unter Verweis auf Gefahren für die nationale Sicherheit per Erlass blockiert hatte.Zuvor hatte bereits das Committee on Foreign Investment in the United States (CFIUS), das Übernahmen aus dem Ausland auf Auswirkungen für die nationale Sicherheit prüft, Bedenken geäußert. In der Folge platzte ein weiterer Megadeal in der Halbleiterindustrie: Die 44 Mrd. Dollar schwere Akquisition von NXP durch Qualcomm scheiterte daran, dass sich Chinas Wettbewerbshüter als Retourkutsche nicht äußerten und so keine Genehmigung erteilten. Nachdem Qualcomm so von der Trump-Regierung vor der feindlichen Übernahme durch Broadcom bewahrt wurde, wurde sie das profilierteste amerikanische Opfer des Streits zwischen den USA und China. Häufige CEO-WechselDaraufhin schluckte Broadcom, nachdem sie ihren Sitz in die USA zurückverlegt hatte, das Softwarehaus CA für 18,4 Mrd. Dollar, das vor allem Programme für Großrechner anbietet. Der Konzern richtet sich mehr auf Software aus, Symantec passt daher ins Bild. Symantec setzte 2018/19 rund 4,7 Mrd. Dollar um, 380 Mill. blieben als Operating Income hängen.Der Konzern, bei dem der Aktivist Starboard Value etwa 6 % hält, hat seit längerem Probleme und hat im Mai den fünften Chef binnen sieben Jahren verschlissen. Selbst mit 18 Mrd. Dollar läge die Bewertung noch um rund 3 Mrd. unter dem, was Symantec 2017 auf die Waage brachte. Symantec könnte auch für einen Buy-out ins Spiel kommen. Thoma Bravo wurde Interesse nachgesagt; Silver Lake und Bain sind in der Wandelanleihe investiert und haben je einen Board-Sitz – Starboard drei.Symantec gilt als der weltgrößte Anbieter von Sicherheitslösungen auf Softwarebasis und hat mehr als 350 000 Firmenkunden und über 50 Millionen Privatkunden. Broadcom könnte mit neuen Investitionen dafür sorgen, dass Symantec ihre führende Position wieder festigt. Symantec akquirierte 2016 für 2,3 Mrd. Dollar Lifelock, nachdem für 4,6 Mrd. Dollar Bluecoat hinzugekommen war, die Software zur Sicherung von Kundendaten in der Cloud anbietet.Broadcom-CEO Hock Tan verfolgt einen aggressiven Wachstumskurs, der maßgeblich auf Übernahmen setzt. Inzwischen hat Broadcom den Sitz von Singapur nach Kalifornien verlegt. Zuletzt setzte es aber empfindliche Rückschläge für Tan. Broadcom hat Mitte Juni die Umsatzprognose für 2019 um 2 Mrd. Dollar gesenkt. Begründung: “Geopolitische Unsicherheiten” und “Exportbeschränkungen für einen unserer größten Kunden”. Denn der Huawei-Bann Trumps trifft nicht nur den chinesischen Telekomausrüster und Smartphonehersteller, sondern auch US-Konzerne. Zuvor ging Broadcom von 24,5 Mrd. Dollar Umsatz aus. Die neue Prognose bedeutet einen Rückgang gegenüber den Erlösen von 2018. Schon im zweiten Quartal spürte Broadcom die Auswirkungen der US-Sanktionen. Zwar stieg der Umsatz um 10 % auf 5,5 Mrd. Dollar, doch im wichtigsten Segment, dem Halbleitergeschäft, war ein Rückgang von 10 % auf 4 Mrd. Dollar zu verzeichnen. Er wurde von Zuwächsen im Geschäft mit Infrastruktursoftware kompensiert – also der Erstkonsolidierung von CA. Menetekel McAfee Wenig Mut macht allerdings der frühere Deal eines Halbleiterkonzern in der Sicherheitstechnologie: Intel legte sich 2010 mit McAfee den zweitgrößten Antivirussoftwarespezialisten für 7,7 Mrd. Dollar zu. Doch ohne Erfolg: Im September 2016 kündigte Intel an, 51 % der Anteile an den Finanzinvestor TPG für 3,1 Mrd. Dollar zu verkaufen. Seit April 2017 tritt McAfee wieder als eigenständiges Unternehmen auf und firmiert wieder unter ihrem alten Namen. Intel behielt 49 % der Anteile, an den restlichen 51 % hat neben TPG auch Thoma Bravo einen Minderheitenanteil.