IPOs aus Private Equity schneiden besser ab
Unternehmen, die zuvor im Besitz von Beteiligungsgesellschaften waren, schlagen sich an der Börse besser als die Konkurrenz. Das zeigt eine PwC-Studie. Seit 2009 sind in Europa nahezu 250 ehemalige Portfoliofirmen aufs Parkett gekommen. Allerdings brauchen sie eine gewisse Zeit, bis sie andere Neulinge in der Wertsteigerung überholen. wb Frankfurt – Wenn ein Unternehmen von Private Equity an die Börse geführt wird, ist der Drops gelutscht, es geht nur noch ums Kassemachen des Finanzinvestors. So lautet ein verbreitetes Urteil. Eine Untersuchung der Wirtschaftsprügungs- und Beratungsgesellschaft PwC, die der Börsen-Zeitung vorliegt, räumt mit dieser Einschätzung auf. Emittenten, die im Besitz von Beteiligungsgesellschaften waren, entwickeln sich an der Börse deutlich besser als andere Neulinge, die den Kurszettel verlängern. PwC hat über 600 europäische Börsengänge (über 50 Mill. Euro) seit Anfang 2009 analysiert. Demnach ist der Aktienwert der 243 vormaligen Private-Equity-Investments seit ihrem jeweiligen Listing um knapp 50 % gestiegen. Der Börsenwert der übrigen 364 Emittenten legte um 44 % zu.Die Fonds haben ihre Strategie in den vergangenen Jahren “stark angepasst”, sagt Steven Roberts. Der Leiter Private Equity von PwC in Deutschland beobachtet “ein deutlich längerfristiges Denken und auch mehr Investitionen in die eigenen Beteiligungen”. Das schlage sich in realen Wertsteigerungen nieder und komme nach dem Börsengang in der Kursentwicklung auch den neuen Eigentümern zugute.Dafür brauchen sie aber Geduld. Denn auffällig sei, dass viele frühere Private-Equity-Beteiligungen eine gewisse Zeit benötigten, bis sie die anderen Börsenneulinge in der Wertsteigerung überholen. So lag ihr Kurs einen Monat nach dem Debüt im Schnitt erst um 5,7 % im Plus, während es bei den übrigen Newcomern 9,0 % waren. Auch nach sechs Monaten und zwölf Monaten hinkten die ehemaligen Portfoliounternehmen noch hinterher. Erst im zweiten oder dritten Jahr beginnen sich die Verhältnisse umzukehren. Diese könnte auch daran liegen, dass Beteiligungsgesellschaften nach dem Börsengang – in aller Regel mit einem Minderheitsanteil – Folgeplatzierungen vornehmen, die kurzfristig den Kurs belasten können. Und Finanzinvestoren drücken vielfach besser als andere Emittenten zum IPO eine höhere Bewertung durch. Exit im BlickLaut Nadja Picard, Leiterin Capital Markets von PwC Deutschland “schaffen es diese Investoren besser als andere Eigentümer, einen angemessen IPO-Preis zu realisieren”. Das liege unter anderem auch daran, dass Private Equity schon zur Investition den Exit im Blick hat und das Unternehmen darauf vorbereiten. Finanzinvestoren hätten oftmals das rechte Verständnis davon, wie institutionelle Investoren auf ein Unternehmen schauen. Andere privat geführte Unternehmen setzten sich dagegen häufig erst im Rahmen des IPO-Prozesses mit den Bedürfnissen des Kapitalmarkts auseinander. “Das ist dann allerdings oftmals zu spät, um beispielsweise zusätzliche Informationen in ausreichender Tiefe und Qualität bereitzustellen oder gar an der strategischen Ausrichtung zu arbeiten”, beobachtet Picard. Im Schnitt 400 Mill. EuroVon 2013 bis 2017 sorgte Private Equity für 40 bis 50 % aller Börsengänge in Europa, sowohl der Zahl als auch dem Volumen nach. Mit der steigenden Bedeutung von Spin-offs und Carve-outs aus Konzernen – wie Siemens Healthineers, DWS oder Elkem in Norwegen – ist der Marktanteil 2018 gesunken. Hinzu kommt, dass nach der Welle von Exits über die Börse die Portfolios noch nicht wieder reif für neuerliche IPOs sind. Im Schnitt wurden bei Börsengängen 400 Mill. Euro aufgenommen. London ist dabei wenig verwunderlich der aktivste Markt für Emissionen von Private-Equity-Firmen; es folgen Stockholm, Frankfurt, Paris und Amsterdam. Das IPO von Brenntag ist seit dem Jahr 2009 das in Europa erfolgreichste mit einer indexgewichteten Performance von 715 %; BC Partners hatte den Chemiedistributeur 2010 in Frankfurt gebracht. Andere Emittenten wie Kabel Deutschland oder Nets in Kopenhagen wurden infolge von M&A wieder delistet. Im Schnitt haben IPOs im Volumen unter 1 Mrd. Euro eine stärkere Performance als Largecaps. Insbesondere Platzierungen aus Private Equity, die mehr als 500 Mill. Euro machen, schlagen sich besser als andere neue Emittenten.Die Platzierungen aus den führenden Branchen Industrie, Consumer Service und Finanzinstitutionen haben laut PwC den Index Stoxx Europe 600 geschlagen. Portfoliofirmen würden etwas häufiger als andere neue Emittenten am unteren Ende ihrer Preisspanne lanciert. Die Zuflüsse aus IPOs gehen nach PwC-Erhebungen seit 2009 zu 46 % an die Emittenten und zu 54 % an die Altgesellschafter. Finanzinvestoren sorgen für einen höheren Streubesitz – im Schnitt für 48 %, während andere Unternehmen auf knapp 40 % kommen. Lediglich drei der 243 analysierten Fällen sei es gelungen, zum Start sämtliche Aktien zu platzieren. Unter 50 Prozent StreubesitzDie meisten kommen zum Debüt auf einen Free Float von 25 bis 50 %. Wie die PwC-Auswertung darüber hinaus zeigt, landeten 54 % der IPO-Einnahmen bei den Private-Equity-Fonds und nur 46 % bei den Emittenten. Die Unternehmen verwenden die Mittel in den meisten Fällen, um Schulden zurückzuzahlen (37 %). Die Mittel dafür lockerzumachen sei der stärkste Treiber für Börsengänger aus Beteiligungsgesellschaften, schließlich kommen sie auch mit deutlich höheren Leverage an den Eigenkapitalmarkt. Die durchschnittliche Haltedauer vor einem IPO liegt in Europa laut PwC jetzt bei fünf Jahren; 2013 seien es noch 6,5 Jahre gewesen.Das Ranking der Private-Equity-gestützten Börsengänge seit 2009 führen der britische Zahlungsdienstleister Worldpay, das dänische Windenergieunternehmen Dong und der britische Onlinemarktplatz Auto Traders an (vgl. Tabelle). Die – gemessen an der Zahl der Börsenexits – aktivsten Finanzinvestoren sind CVC und Nordic, die jeweils elf Portfoliofirmen gebracht haben. Mit acht Going Publics folgen Bain, EQT und Apax. In Deutschland liegen in dieser Zeit Apollo und Triton (Stabilus und Befesa) mit je zwei IPOs vorn.