Im GesprächMatthias Uhrig

IT-Beratung Valantic nimmt Kurs auf Skandinavien

Die IT-Beratung Valantic, ein Portfoliounternehmen der DPE, wächst stark durch Zukäufe. Die jüngste Transaktion soll den Weg in den skandinavischen Markt ebnen. Partner Matthias Uhrig erklärt im Gespräch, was ein interessantes Zielunternehmen mitbringen sollte.

IT-Beratung Valantic nimmt Kurs auf Skandinavien

Im Gespräch: Matthias Uhrig

„Wir setzen auf dezentrale Verantwortung“

IT-Beratung Valantic nimmt mit jüngstem Zukauf Kurs auf Skandinavien – Mittel von Finanzinvestor DPE

Von Sabine Reifenberger, Frankfurt

Mit einer Reihe von Zukäufen ist die IT-Beratung Valantic in den vergangenen Jahren rasant gewachsen: 2018 waren 800 Beschäftigte für das Beratungshaus tätig, inzwischen sind es gut 3.000. Zu der 2012 gegründetem Valantic-Gruppe zählen inzwischen IT-Dienstleister, Transformationsberatungen und Software-Spezialisten. Die übernommenen Häuser behalten nach der Transaktion viele Freiheiten: „Wir setzen auf dezentrale Verantwortung bei den lokalen Managementteams“, sagt Valantic-Partner Matthias Uhrig, der bei Valantic die Division „Digital Strategy & Analytics“ leitet. Er kennt den Transaktionsprozess aus beiden Perspektiven: 2018 hat er selbst sein Unternehmen Intargia an Valantic verkauft.

Inspari hat Fokus auf Microsoft

Möglich macht die ausgedehnte Shoppingtour die Eigentümerstruktur der Valantic. Anfang 2019 ist der Investor Deutsche Private Equity (DPE) mit einer Mehrheitsbeteiligung bei dem Anbieter von Software-Lösungen für die digitale Transformation eingestiegen, Valantic machte damals 120 Mill. Euro Umsatz. Im September 2022 platzierte DPE einen Folgefonds („Continuation Fund“) über 708 Mill. Euro für Valantic und die seit 2017 zum Portfolio gehörende Eraneos Gruppe. Valantic kündigte daraufhin an, bis 2025 mehr als 500 Mill. Euro investieren zu wollen.

Die Mittel aus dem Continuation Fund werden vorwiegend in weitere M&A-Aktivitäten fließen. „Organisches Wachstum kommt dann aus den Gesellschaften“, ist Uhrig überzeugt. Die meisten Zielunternehmen haben laut Uhrig „signifikant zweistellige Umsätze“.

Der jüngste Zukauf ist die vor wenigen Wochen erworbene Inspari mit Sitz in Dänemark, die auf Microsoft-Technologien wie Azure und Power Platform spezialisiert ist und Kunden dabei berät, datengetriebene Geschäftsentscheidungen zu treffen. 2022 erzielte Inspari mit 180 Beschäftigten gut 25 Mill. Euro Umsatz. Das 2007 von CEO Jens-Jacob Thuun Aarup gegründete Unternehmen soll Valantic den Weg nach Skandinavien ebnen. Einen genauen Kaufpreis nennt Valantic nicht, gemessen an branchenüblichen Multiples für Smallcap-Softwareunternehmen dürfte dieser bei etwa 2x Umsatz und damit im mittleren zweistelligen Millionenbereich liegen.

Wir sehen Inspari als Tor in die Nordics-Region.

Matthias Uhrig, Valantic

Das Unternehmen passte in die für M&A gesetzten Schwerpunkte: Valantic will Technologien im Bereich künstliche Intelligenz, Daten- und Cloud-Lösungen zukaufen. „Wir investieren im gesamten Leistungsportfolio massiv in den Ausbau unserer KI- und Data-Kompetenz“, erklärt Uhrig. Durch ergänzende Zukäufe gebe es immer wieder Möglichkeiten, Schnittstellen zu anderen Gruppenunternehmen zu schaffen oder Beratungslücken zu schließen. „Indem wir das Service-Portfolio verbreitern, ergeben sich Gelegenheiten zum Cross-Selling.“ Gegenüber großen Software-Konzernen werde Valantic, die sich selbst als Tool-agnostisch versteht, durch ein breiteres Portfolio ebenfalls als Partner interessanter. „Wir waren bereits sehr stark im SAP-Umfeld, jetzt kommt mit Inspari ein Schwerpunkt auf Microsoft hinzu“, erklärt Uhrig.

Regional liegt der Wachstumsfokus neben den Benelux-Staaten zurzeit auf Skandinavien – der Zukauf in Dänemark ist dabei nur der erste Schritt. „Inspari soll ein Nährboden für mehr sein“, kündigt Uhrig an. „Wir sehen Inspari als Tor in die Nordics-Region.“

Die Führungsteams und die Beschäftigten müssen passen – und sie müssen an Bord bleiben.

Matthias Uhrig, Valantic

Wie schafft man es, die Organisation mit diesem Wachstumstempo nicht zu überfordern? „Wir haben spezielle Teams für das Onboarding, die in den vergangenen Jahren mit der Organisation mitgewachsen sind“, sagt Uhrig. Dazu zählten Spezialisten aus IT, Marketing und Personalabteilung.

Das Scouting nach interessanten Zielunternehmern steuert ein Valantic-M&A-Team in München. Dies stehe zwar mit dem DPE-Team im Austausch, agiere bei Transaktionen aber unabhängig. „Wir bekommen mehrere hundert Angebote im Jahr, auf diesem Wege sind wir auch auf Inspari aufmerksam geworden“, sagt Uhrig. Durch die umfassende Historie an Zukäufen habe sich Valantic bei verkaufswilligen Consulting-Firmen inzwischen einen Ruf als „unternehmerischer Hafen“ erworben, sagt er.

Deutliches Umsatzplus

Wichtig ist dem Käufer dabei, dass die verkaufenden Berater dies nicht als Eintritt in den Ruhestand betrachten. „Die Führungsteams und die Beschäftigten müssen passen – und sie müssen an Bord bleiben“, sagt er. In den meisten Fällen gelinge dies, sagt Uhrig: Von den Gründern, die in den vergangenen zehn Jahren ihr Unternehmen in die Gruppe eingebracht haben, seien mehr als 90% an Bord geblieben.

Zuletzt war Valantic beim Marktforschungsunternehmen Lünendonk in der Liste „Führende mittelständische IT-Beratungen in Deutschland“ an erster Position, mit einem Gesamtumsatz von 413 Mill. Euro. Im Vergleich zu 2021 verzeichnete das Beratungshaus demnach ein Umsatzplus von 53%, getragen durch organisches wie auch anorganisches Wachstum. Die Lünendonk-Liste für mittelständische IT-Berater setzt allerdings eine Umsatzgrenze von maximal 500 Mill. Euro, die Valantic in diesem Jahr wohl übersteigen wird. Auf Basis einer Like-for-Like-Betrachtung wäre Valantic ohne Inspari im laufenden Geschäftsjahr auf etwa 540 Mill. Euro gewachsen, nun liegt die Prognose bei über 560 Mill. Euro, sagt Uhrig. Die Zahl der Beschäftigten soll Ende 2023 bei rund 4.000 liegen


Zur Person: Matthias Uhrig
Matthias Uhrig ist Partner der IT-Beratung Valantic und leitet die Division „Digital Strategy & Analytics“, zu der auch der Neuerwerb Inspari organisatorisch gehören wird. Als Managing Director verantwortet Uhrig zudem die von ihm mitgegründete Managementberatung Intargia, die seit 2018 Teil der Valantic-Gruppe ist.


Die IT-Beratung Valantic, ein Portfoliounternehmen des Finanzinvestors Deutsche Private Equity, wächst stark durch Zukäufe. Die jüngste Transaktion soll dem Beratungshaus den Weg in den skandinavischen Markt ebnen. Partner Matthias Uhrig erklärt im Gespräch, was ein interessantes M&A-Ziel mitbringen sollte.

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