Italiens Kaffeeproduzenten setzen auf die USA
bl Mailand
Die italienischen Kaffeehersteller Illy und Lavazza sind 2022 in einem schwierigen Umfeld mit stark gestiegenen Rohstoff- und Logistikkosten sowie einer ungünstigen Wechselkursentwicklung deutlich gewachsen. Für die nächsten Jahre setzen sie vor allem auf die USA. Dafür hat sich Illy mit dem US-Investor Rhone Capital einen Partner ins Boot geholt, der 20 % des Kapitals kontrolliert, und plant laut CEO Cristina Scocchia einen Börsengang. Die USA sind der größte Kaffeemarkt der Welt.
Illy hat den Umsatz 2022 um 13,6 % auf 567,7 Mill. Euro gesteigert. Unter dem Strich stand ein Nettogewinn von 14,2 Mill. Euro (plus 18,9 %). Ein Drittel der Erlöse von Italiens drittgrößtem Hersteller stammen aus Italien, aber immerhin schon ein Sechstel aus den USA, wo der Umsatz 2022 um 27,4 % gewachsen ist. Bis 2025 sollen die Verkäufe dort noch einmal verdoppelt werden. Die Fertigungskapazitäten in Triest werden dafür massiv erweitert. Scocchia will Illy bis 2026 an die Börse bringen und schließt Akquisitionen nicht aus.
Auch Lavazza, mit einem Umsatz von 2,7 Mrd. Euro (plus 17,6 %) der größte Kaffeeproduzent Italiens, setzt vor allem auf die USA, die laut CEO Antonio Baravalle „prioritär“ sind. Der dort erzielte Umsatzanteil, der innerhalb von sieben oder acht Jahren auf 12 bis 14 % verdreifacht worden ist, soll laut Baravalle schon in etwa drei Jahren auf 30 % wachsen. Etwa 100 Mill. Euro will das Unternehmen aus Turin, das den Exportanteil mit 73 % angibt, jährlich investieren. Lavazza hat seit 2015 etwa 2 Mrd. Euro in Übernahmen investiert, etwa in Frankreich (Carte Noire), Dänemark (Merrild), Kanada (Kicking Horse) und in den USA (Mars Kaffeegeschäft). Der Nettogewinn ist 2022 auf 95 (i.V. 105) Mill. Euro geschrumpft.
Die Margen der italienischen Kaffeeproduzenten sind aber trotz des schwierigen Umfelds komfortabel geblieben, obwohl Preiserhöhungen nur in geringem Maße weitergegeben worden sind. Der Außer-Haus-Konsum, der in der Corona-Pandemie stark zurückgegangen war, erreicht etwa bei Illy inzwischen wieder mehr als die Hälfte der Verkäufe.
Die Wachstumsmöglichkeiten in Italien sind angesichts von 800 lokalen Röstereien relativ gering. Sogar der im Vergleich zu den drei „Großen“ Lavazza, Massimo Zanetti Beverages (Segafredo) oder Illy relativ kleine Produzent Caffè Vergnano aus Turin setzt deshalb auf die USA: Coca-Cola übernahm 30 %.