Ivan Glasenberg wieder auf der Pirsch
Von Walther Becker, FrankfurtEs ist eine Wette auf die Ölindustrie und Russland – mit bescheidenem Eigenkapitaleinsatz. Ivan Glasenberg, der Chef des hoch verschuldeten Schweizer Rohstoffkonzerns Glencore, ist mit dem überraschenden, insgesamt 10,2 Mrd. Euro schweren Deal mit Rosneft wieder auf M & A-Jagd. Und er investiert lediglich 300 Mill. Euro für einen Anteil von 9,75 %. Der große Rest für diese Privatisierung kommt von Qatar Investment Authority – der Staatsfonds ist zudem mit 9 % größter Anteilseigner von Glencore – und Banken, wobei vor allem Intesa Sanpaolo aus Italien engagiert sein soll. Die Bankdarlehen haben keine Rückgriffmöglichkeiten (non recourse). Die Bewertung der Transaktion entspricht einem Verhältnis von Enterprise Value zu operativem Ergebnis (Ebitda) von 5,2, hat Creditsights errechnet.Glencore, der nach Vitol größte unabhängige Ölhändler, bringt damit Russland auf die M & A-Bühne zurück, zumal sich die USA unter dem künftigen Präsidenten Donald Trump Wladimir Putin nähern könnten. Mit diesem Deal kann Putin triumphieren – es ist der größte seit Ausbruch der Ukraine-Krise und er gibt Rosneft besseren Zugang zu internationalen Märkten. Jüngst zogen zudem Russland und die Opec bei den Ölpreisen erstmals seit 15 Jahren an einem Strang. Glencore ist seit langem in Russland investiert, hält 25 % an Russneft und hatte 2007 den Aluminiumkonzern Rusal im Wege einer Fusion von drei Parteien verstärkt. Außerdem hat der Schweizer Rohstoffriese Agrobeteiligungen in dem Land.Gerade erst hat Glasenberg verkündet, das Schuldenabbauprogramm sei nun beendet: 12,5 Mrd. Dollar wurden binnen 18 Monaten abgebaut. Die Nettoschulden liegen bei 17 Mrd. Dollar und sollen längerfristig nicht das 2fache des Ebitda überschreiten. Assets für 6,3 Mrd. Dollar wurden schon abgestoßen. Für 2017 erwartet Glencore (Rating: “Baa 3″/”BBB-“) aus einem operativen Ergebnis (Ebitda) einen freien Cash-flow von 6,5 Mrd. Dollar; und es sollen 1 Mrd. Dollar an die Aktionäre verteilt werden.