IVG wendet Insolvenz in letzter Minute ab
Beim angeschlagenen Immobilienkonzern IVG gibt es nun doch wieder Hoffnung, eine Insolvenz vermeiden zu können. Wichtige Gläubigergruppen haben sich auf ein Paket geeinigt, das die Milliardenschulden der IVG um nahezu die Hälfte verringern würde. Die Altaktionäre gehen dabei allerdings wie erwartet fast leer aus.ahe Düsseldorf – Die wesentlichen Gläubiger der IVG Immobilien haben sich auf einen Debt-to-Equity-Swap verständigt und damit eine milliardenschwere Insolvenz gerade noch vermieden. Sollte der Plan umgesetzt werden, würden die Gläubiger eines syndizierten Kredits von 2007 (Syn Loan I), der einen Nominalwert von 1,35 Mrd. Euro hat, die Besitzer einer Wandelanleihe (Nominalwert 400 Mill. Euro) und die Gläubiger eines LBBW-Kredits über 100 Mill. Euro ihre Ansprüche komplett in Aktien des Unternehmens tauschen.Vorgesehen ist zunächst ein Kapitalschnitt um 99,5 %. Das bestehende Grundkapital wird also im Verhältnis 200 zu 1 auf 0,5 % herabgesetzt. Bei einer anschließenden Kapitalerhöhung sollen die Altaktionäre und auch die Inhaber einer Hybridanleihe zwar ein Bezugsrecht erhalten. Sie sollen aber in dem Zuge nur bis zu 3 % des Kapitals erwerben können, sodass sie gemeinsam am künftigen Unternehmen lediglich mit 3,5 % beteiligt sein werden. Die übrigen 96,5 % an der künftigen IVG teilen sich die Gläubiger von Syn Loan I/LBBW-Kredit und Wandelanleihe im Verhältnis 80 zu 20 auf.Da auch die Inhaber der Hybridanleihe – die im Insolvenzfalle eine Befriedigungsquote von 0 zu erwarten hätten – den Planungen nach auf ihre Ansprüche verzichten würden, würde die IVG durch diese Restrukturierung von heute 4,6 Mrd. Euro Schulden auf künftig nur noch 2,25 Mrd. Euro kommen. Nicht mit einbezogen in die Einigung sind die Objektfinanzierungen, die derzeit rund 1,5 Mrd. Euro ausmachen, sowie die Gläubiger eines zweiten syndizierten Kredits aus dem Jahre 2009 (Syn Loan II), da dieser weitgehend mit Immobilien abgesichert ist und die Gläubiger im Insolvenzfalle auch auf eine Befriedigungsquote von annähernd 90 % hätten hoffen können (vgl. BZ vom 16. Juli).Die Syn-Loan I-Gläubiger wollen der IVG zudem eine Brückenfinanzierung von 140 Mill. Euro zur Verfügung stellen. Diese soll die Finanzierung des Konzerns bis zum Abschluss der Restrukturierung sichern. Die Inhaber des LBBW-Kredits wollen die Fälligkeit ihrer Rückzahlungsansprüche zudem ebenso schieben wie die Wandelanleihe-Besitzer ihr Kündigungsrecht 2014.Gänzlich gerettet ist die IVG mit der nun veröffentlichten Einigung aber noch nicht. Die verschiedenen Gläubigergruppen und auch die Aktionäre müssen dem Sanierungsplan noch mit einer Mehrheit von jeweils 75 % zustimmen. Daher war in der Einigung auch darauf geachtet worden, dass auch die Aktionäre und die Inhaber der Hybridanleihe bei dem Deal nicht völlig leer ausgehen.Ursprünglich hatte sich die IVG schon bis Ende Juli um eine Einigung bemüht. Da dies nicht gelang, musste der Konzern schon vor knapp zwei Wochen mitteilen, die Fortführungsprognose zu überprüfen. Die IVG erklärte nun, man werde die Einigung kurzfristig prüfen, auf dieser Basis weitere Verhandlungen führen und dann zur Hauptversammlung und zur Versammlung der Hybridanleihegläubiger einladen. Hälfte des Grundkapitals wegDort muss den Stakeholdern dann auch der Verlust von mehr als der Hälfte des Grundkapitals beigebracht werden, den das Management jetzt schon einmal verkündet hat. Und auch die zusätzlichen Wertberichtigungen werden noch einmal Thema werden: Denn die vom Vorstand im Juli angekündigte strategische Überprüfung sämtlicher Geschäftsbereiche ergab nun einen Abschreibungsbedarf von 350 Mill. Euro, wie der Konzern mitteilte. Betroffen sind der Immobilienbereich, das Kavernengeschäft und auch der Bereich Beteiligungen und Forderungen. Details sollten mit dem Halbjahresbericht am 26. Juni kommen.