Hedgefonds

J.P. Morgan erwartet 2025 mehr M&A-Kampagnen aktivistischer Investoren in Europa

Laut J.P.-Morgan-Analysten dringen die Hedgefonds auf Aufspaltungen zur Vereinfachung von Konzernstrukturen wie bei Bayer und Brenntag oder auf die Verlegung der Hauptnotierung. Nicht alle sind erfolgreich.

J.P. Morgan erwartet 2025 mehr M&A-Kampagnen aktivistischer Investoren in Europa

Mehr aktivistische Kampagnen gegen Doppel-Listings

Gemessen an der Rendite liegen die Hedgefonds Sachem Head, Value Act und Engine Capital an der Spitze der Branche – Report von J.P. Morgan

cru Frankfurt

J.P. Morgan erwartet 2025 mehr Kampagnen aktivistischer Investoren wie Sachem Head, Value Act oder Engine Capital in Europa. Nach der vorübergehenden Zurückhaltung im vergangenen Jahr werde der Fokus von Hedgefonds angesichts der Wirtschaftskrise hierzulande nun auf M&A liegen, das die Strukturen der Konzerne vereinfacht. Das sagen die Analysten der Investmentbank unter Co-Head of Shareholder Engagement Darren Nowak in einem bisher unveröffentlichten Report voraus.

Delivery Hero und Deliveroo

Bei Bayer und Brenntag beispielsweise drängen jeweils gleich zwei aktivistische Investoren zur Aufspaltung in Pharma und Agrarchemie bzw. in Basischemie und Spezialitäten. Derweil hat sich der Investor Sachem Head von Bill-Ackman-Schüler Scott Ferguson, der laut J.P. Morgan gemessen an der Rendite an der Spitze der gesamten Branche steht, beim Lieferkonzern Delivery Hero einen Platz im Aufsichtsrat gesichert. Vorstandschef Niklas Östberg, den der US-Aktivist kritisch sieht, sitzt aber noch fest im Sattel. Spekuliert wird, dass Sachem Head auf eine Fusion von Delivery Hero mit dem britischen Rivalen Deliveroo dringt, an dem der Investor ebenfalls beteiligt ist. Gleichfalls bisher erfolglos dringt der Kölner Assetmanager Flossbach von Storch bei Reckitt auf den Verkauf der Nahrungsmittelsparte.

Tribeca gegen Glencore

Nach Einschätzung der Analysten von J.P. Morgan wird es neben M&A-Kampagnen 2025 auch vermehrt Forderungen nach der Verlegung der Hauptnotierung von Unternehmen an andere Börsen oder der Abschaffung von Doppel-Listings geben. Bereits im März 2024 hatte Tribeca Investment Partners den Kohlekonzern Glencore aufgefordert, seine Hauptnotierung von London nach Sydney zu verlegen und die Abspaltung der profitablen Kohlesparte zu unterlassen, um den Aktienkurs zu steigern. Beim Bergbauunternehmen Rio Tinto verlangte der aktivistische Investor Palliser Capital ebenfalls das Ende der dualen Notierung und eine Beschränkung auf das Listing in Melbourne. Weitere Beispiele sind International Workplace Group, Rentokil Initial und Wood.

Aktivisten und institutionelle Anleger dringen in Europa zudem immer häufiger auf Veränderungen in der Unternehmensführung – wobei ein Führungswechsel oft nur der erste Schritt ist, um strukturelle Veränderungen zu bewirken. Nach dem Einstieg von Primestone prüfte der Chemiehandelskonzern Brenntag die Aufspaltung. Dann wurde der Rücktritt von CEO Christian Kohlpaintner und CFO Kristin Neumann angekündigt. Inzwischen agieren die beiden Sparten unter dem neuen Großaktionär Kühne Holding, der auch im Aufsichtsrat vertreten ist, in gesellschaftsrechtlich eigenständigen Strukturen.

Sachem Head auf dem ersten Platz

Die höchste Rendite – gemessen an der annualisierten Kapitalverzinsung über die gesamte Fondslaufzeit – konnten institutionelle Geldgeber beim aktivistischen Investor Sachem Head mit 29,7% kassieren. Dahinter folgen die Konkurrenten Value Act mit 19,2% sowie Engine Capital mit 18,5% und Petrus Advisors mit 17,5%. Den höchsten Anteil an „siegreichen Kampagnen“ haben nach Zählung von J.P. Morgan auf der Basis von Bloomberg-Daten die Hedgefonds Trian Partners mit 95% sowie Value Act mit 83% und Cevian mit 78%. Nelson Peltz’ Trian Fund Management blitzte mit den einzigen erfolglosen Forderungen nach einem neuen Chef für den Unterhaltungskonzern Disney zwar ab, stieg aber mit Gewinn wieder aus. Nach einer Studie der britischen Investmentbank Barclays tummeln sich im Aktivisten-Geschäft inzwischen 160 Hedgefonds und andere Investoren, 45 davon traten dabei im vergangenen Jahr zum ersten Mal in Aktion. Das sind 18% mehr Aktivisten als ein Jahr zuvor.

Elliott eins mit RWE

Manchmal dauert es ein wenig, bis eine Kampagne wirkt: Im November 2024 trat Elliott für strategische Veränderungen bei RWE ein, leugnete aber eine Auseinandersetzung mit dem Management. Zuvor hatten andere Aktivisten, darunter Selwood, auf eine Klärung des Aktienrückkaufprogramms gedrungen. Wenige Tage nach dem Elliott-Statement kündigte RWE einen Aktienrückkauf in Höhe von 1,6 Mrd. Dollar an.

Nicht immer sind die Aktivisten erfolgreich. Im Branchenvergleich schlechte Renditen für ihre Investoren erzielten etwa Third Point mit 2,2% und Amber Capital mit 3,9% sowie ausgerechnet der Branchenveteran Elliott mit 8,7%. Ganz hinten in der Rendite-Rangliste von J.P. Morgan liegt jedoch einer der lautesten Kritiker des Bayer-Konzerns: Bluebell Capital Partners. Der Aktivist aus London kündigte im Dezember sogar an, den Hedgefonds aufzulösen, weil Aufwand und Ertrag im Missverhältnis stünden.

J.P. Morgan erwartet 2025 mehr Kampagnen aktivistischer Investoren, die die Strukturen von Konzernen durch M&A-Deals vereinfachen. Nach Einschätzung der Analysten wird es zudem vermehrt Forderungen nach der Verlegung der Hauptnotierung an andere Börsen oder der Abschaffung von Doppel-Listings geben.

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