Japan erweitert Offshore-Windkraft
Japan bringt Pläne zur Diversifizierung der Energiequellen mit großen Schritten voran. Bedeutender Teil der Strategie ist die Errichtung von Windparks. Die ersten Vergabeverfahren laufen, Chancen rechnet sich dabei auch die deutsche RWE Renewables, gemeinsam mit ihrem japanischen Partner, aus.mf Tokio – Die japanische Regierung will die Kapazität von Offshore-Windkraftanlagen massiv ausbauen. Zehn Standorte sind schon ins Auge gefasst, die ersten Konsortien stehen bereits in den Startlöchern. Zu den Beteiligten gehören Handelshäuser wie Mitsubishi, Sumitomo und Marubeni, Stromversorger wie Tepco und J Power sowie Baukonzerne wie Kato Construction. Sogar der kapitalstarke Telekomgigant NTT überlegt aufgrund der lukrativen Einspeisetarife einen Einstieg in dieses Geschäft. Vergabe läuftAuch ausländische Player mischen mit. Die deutsche RWE Renewables hat sich mit dem Stromversorger Kyushu Electric verbündet. Bei Offshore-Windkraft ist RWE Renewables nach eigenen Angaben die weltweite Nummer zwei. Die Chancen der Ausländer sind nicht schlecht, wenn sie sich mit japanischen Unternehmen verbünden. Denn die Projekte werden im Bieterverfahren nur zum Teil aufgrund des Strompreises vergeben. Vielmehr fließen auch Erfahrung, Verlässlichkeit und Engagement der Beteiligten in die Bewertung des Gebots ein.Das japanische Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (METI) kündigte kürzlich an, ab April 2021 jährlich drei bis vier Offshore-Windparks mit einer Gesamtkapazität von 1 Gigawatt (GW) – so viel wie ein Atomreaktor – auszuschreiben und zu vergeben. Nach einer Bloomberg-Schätzung könnte Japans Windstromkapazität in den nächsten zehn Jahren auf 7,3 GW anwachsen. Für den ersten Standort vor Nagasaki wird seit Anfang Juli ein Betreiber ausgewählt, der Vergabeprozess für drei weitere Standorte soll im Herbst beginnen.Laut Japans aktuellem Energieplan sollen im Jahr 2030 dann 22 bis 24 % des Stroms aus erneuerbaren Quellen stammen. Windstrom soll von der Gesamtkapazität bislang nur 1,7 % ausmachen. Doch der Plan wird derzeit überarbeitet. In der neuen Fassung dürfte der Windanteil laut japanischen Presseberichten deutlich aufgestockt werden. Bisher gibt es nur vier staatlich finanzierte Standorte mit insgesamt 20 MW. Doch bis 2040 soll die Kapazität der Offshore-Windanlagen um den Faktor 1 500 auf 30 GW zunehmen. Mit diesem Schwenk reagiert Japan auch auf die internationale Kritik, dass man zu stark auf klimaschädliche Kohle setzt. 100 von 150 Wärmekraftwerken für Kohle sollen daher bis 2030 stillgelegt werden. Asien im BlickZu den Nutznießern dieser neuen Politik will RWE Renewables gehören. Firmenchefin Anja-Isabel Dotzenrath, seit Oktober 2019 im Amt, will weltweit 5 Mrd. Euro in Ökostromprojekte investieren, davon 80 % im Ausland. Als Schwerpunkte für Offshore-Windkraft nannte sie in einem Interview Taiwan, Japan und Südkorea. Ostasien solle neben Europa und den USA zum dritten regionalen Standbein werden. Die japanische Tochtergesellschaft von RWE Renewables schloss im April 2019 ein Bündnis mit Kyuden Mirai Energy, der Ökosparte des Monopol-Stromriesen für die drittgrößte Hauptinsel Kyushu. Gemeinsam wollen die Partner Offshore-Projekte mit am Meeresboden befestigten Windrädern erkunden, bauen und betreiben. Außer um den ersten ausgeschriebenen Standort vor Nagasaki will sich das Bündnis auch um den Zuschlag für einen Windpark vor der Küste von Akita im Norden der Hauptinsel Honshu bemühen.