Japanische Firmen holen Produktion heim

Auslandskapazitäten werden aber nicht reduziert

Japanische Firmen holen Produktion heim

mf Tokio – Ein schwacher Yen und steigende Arbeitskosten in Asien haben einen Trendwechsel bei den Investitionen der japanischen Unternehmen ausgelöst. Erstmals seit Jahren erhöhen sie ihre Investitionen auf dem Heimatmarkt. Der Inlandsanteil an den Kapitalausgaben hat laut Daiju Aoki, Analyst von UBS Japan, seit Mitte 2014 angezogen. Im dritten Quartal hätten die Firmen 5,5 % mehr als im Vorjahr in Japan investiert. In den fünf Jahren davor hatte sich der Auslandsanteil an den Ausrüstungsinvestitionen auf etwa 27 % verdoppelt.Aber der UBS-Analyst erwartet nicht, dass die Firmen in ihrer Auslandsexpansion nachlassen. Zurückgeholt wird derzeit vor allem die Auslandsproduktion für den japanischen Heimatmarkt. Durch die Yen-Abwertung um über ein Drittel zum Dollar und wegen der gestiegenen Löhne in China und Südostasien rechnet sich die Fertigung für Japan dort nicht mehr. So will der weltgrößte Kamerahersteller Canon den Anteil seiner Inlandsfertigung innerhalb von zwei Jahren von 40 auf über 50 % aufstocken. Betroffen sind hauptsächlich Highend-Produkte, die sich mit hohem Automatisierungsgrad fertigen lassen. Sobald die Kapazitäten im Inland ausgelastet seien, werde man in neue Anlagen investieren, sagte Chairman Fujio Mitarai.Panasonic will Klimaanlagen, Waschmaschinen, Mikrowellen und andere Haushaltsgeräte vermehrt in Japan produzieren. Mit der bisher in China produzierten Weißen Ware für Japan verliert die Sparte mit jedem Anstieg des Wechselkurses um 1 Yen je Dollar 1,8 Mrd. Yen (13 Mill. Euro) an Betriebsgewinn. Unter dem gleichen Finanzdruck wird auch Sharp mehr Fernseher und Kühlschränke in Japan herstellen. Alle drei Konzerne wollen ihre Werke im Ausland jedoch nicht aufgeben, sondern mit der freiwerdenden Kapazität regionale Absatzmärkte bedienen.In der Autoindustrie ist der Anteil der Kapitalausgaben im Ausland seit 2010 von 35 % auf über 50 % gewachsen. Seit 2013 stagniert die Quote auf dieser Höhe. Aber in dieser Branche ist ein Ausbau der Kapazitäten in Japan wegen des schrumpfenden Heimatmarktes eher unwahrscheinlich. Honda zum Beispiel generiert mehr als die Hälfte des Umsatzes in Nordamerika. Der neue Sportwagen Acura NSX wird daher in den USA gebaut. Nach Jahren der Konsolidierung plant Toyota den Bau von zwei Werken in China und einer Fabrik in Mexiko ab 2016. Künftig will man sogar die Fertigung von Hybridautos nach China verlagern. Aber Nissan dürfte bereits überlegen, wie lange sich der Export von Kleinwagen wie dem “March” aus Thailand nach Japan noch rechnet.