Japans Textilriese Uniqlo kommt aus der Mode

Sinkende Kundenzahl im heimischen Markt gefährdet globale Expansion des Zara-Wettbewerbers

Japans Textilriese Uniqlo kommt aus der Mode

Von Martin Fritz, TokioDer reichste Japaner Tadashi Yanai hat seinen Traum nicht aufgegeben, Inditex (Zara) und H & M zu überholen. Doch seit einiger Zeit laufen die Geschäfte seines Konzerns Fast Retailing mit der Hauptmarke Uniqlo nicht so rund wie gewünscht. Zum dritten Mal in diesem Jahr musste Yanai die Prognose für 2015/16 (bis 31.8.) senken. Die Vorhersage von 45 Mrd. Yen (385 Mill. Euro) bedeutet einen Rückgang um 59 % zum Vorjahr. Die jüngste Gewinnwarnung wurde durch den starken Yen ausgelöst, der die Auslandserträge bei der Repatriierung mindert. Zuvor hatte die japanische Kundschaft negativ auf Preiserhöhungen reagiert.Die Durststrecke könnte im dritten Quartal zwischen März und Mai zu Ende gegangen sein. Der operative Gewinn stieg um 18,6 % zum Vorjahr, weil die Umsätze im direkten Ladenvergleich in Japan um 2,8 % wuchsen. Darauf stufte das Brokerhaus Nomura die Titel mit dem Kursziel 35 500 Yen auf “Kaufen”. Am Freitag ging die Aktie auf 32 640 Yen aus dem Handel. Allerdings standen die Titel Ende Juli 2015 bei 61 351 Yen und sanken bis April auf 26 610 Yen. Damit wurde das Kursziel von 27 000 Yen der Credit Suisse von Anfang 2015 verspätet erreicht.Ähnlich skeptisch blickte jetzt die Finanzzeitung “Nikkei” auf Fast Retailing: Der Konzern habe ein Plateau erreicht, weil die Hauptmarke Uniqlo in Japan Kunden verliere. Im dritten Quartal stieg zwar der Umsatz je Kunde trotz der Preissenkungen um 9,4 %. Aber die Zahl der Kundenbesuche ging um 6,1 % zurück. Der Trend hielt im Juni mit einem Minus von 3,6 % den fünften Monat in Folge an. Das Niveau entspricht jetzt 80 % der Kundenzahl im Juni vor zwei Jahren.Diese Entwicklung hat offenbar zwei Gründe: Erstens bieten inzwischen auch viele japanische Rivalen jene Funktionstextilien an, mit denen Uniqlo bekannt und groß wurde. Dies sind wärmende Wintertextilien (Markenname: Heattech) und kühlende Sommerkleidung (Airism). Ähnliche Waren hat in Japan inzwischen fast jedes Kaufhaus mit Textilabteilung im Angebot. Der zweite Grund ist, dass Uniqlo-Ware anders als früher nicht mehr mit den niedrigsten Preisen locken kann.So verkauft der japanische Rivale Shimamura seine Textilien im Schnitt für 900 Yen (7,70 Euro) und damit doppelt bis drei Mal so günstig wie Uniqlo. Dennoch meldete Shimamura für das Quartal März bis Mai eine Steigerung des Vorsteuerertrags auf den Rekord von 12,3 Mrd. Yen. Inzwischen betreibt Shimamura 1 350 sogenannte “Modezentren” in Japan und hat damit die 846 allerdings oft größeren Filialen von Uniqlo abgehängt. Während der Marktführer praktisch nicht mehr wächst, plant Shimamura 270 neue Filialen bis 2019. Verluste in den USADieser Trend ist schlecht für die globale Strategie von Uniqlo. Zuletzt erwirtschaftete das Japangeschäft noch knapp 59 % des Betriebsgewinns und finanziert damit defizitäre Auslandsgeschäfte etwa in den USA. Statt 15 neuen Filialen wurden dort 2016 nur 4 eröffnet. Zugleich wurde im März der Flaggschiff-Store in London erneuert und in diesem Monat eine Filiale in Disneyworld in Florida eröffnet. Auf Singapurs Einkaufsmeile Orchard Road macht im Herbst das erste Uniqlo-Kaufhaus auf. Um die rasante Expansion fortsetzen zu können, müssten aber vor allem die Japangeschäfte wieder besser laufen.