Luftverkehr

Jeder fünfte Passagier soll in die Bahn umsteigen

Die Bahn will künftig rund ein Fünftel der Passagiere auf innerdeutschen Flügen auf die Schiene holen. Damit sollen auch die CO2-Emissionen des inländischen Flugverkehrs deutlich zurückgeführt werden. Für die Airports steht allerdings die bessere Anbindung der Flughäfen im Vordergrund.

Jeder fünfte Passagier soll in die Bahn umsteigen

hei Frankfurt

Deutsche Bahn und Luftverkehrswirtschaft (BDL) wollen gemeinsam mehr Reisende im innerdeutschen Verkehr auf die Schiene umleiten und damit auch den Anteil des innerdeutschen Flugverkehrs an den CO2-Emissionen in Deutschland um ein Sechstel reduzieren. Die Branche baut damit auch einem möglichen innerdeutschen Flugverbot – vergleichbar den in Frankreich angekündigten Maßnahmen – vor, das von den Beteiligten einhellig abgelehnt wird.

Bei einer optimalen Umsetzung der Neu- und Ausbauprojekte der Bahn ließen sich den Berechnungen des BDL zufolge jährlich rund 4,3 Millionen bisherige Fluggäste auf die Schiene holen. Das wären knapp 20% gemessen am Passagieraufkommen des Vorkrisenjahres 2019 von etwa 24 Millionen. Allerdings ist bisher nicht absehbar, in welchem Tempo sich der Reise- und Mobilitätsbedarf erholt und welcher Teil des innerdeutschen Reiseverkehrs wo­möglich ganz zugunsten von virtuellen Begegnungen künftig entfällt. Auf einen genauen Zeitplan legten sich die Beteiligten indes ohnehin nicht fest. Der Plan enthält Elemente für die kommenden zehn Jahre, um eine verbesserte Verbindung zwischen Metropolen auf der Schiene und mehr intermodale Kooperation zu ermöglichen.

In der Vorkrisen-Gesamtzahl sind rund 15 Millionen innerdeutsch Reisende und rund 8 Millionen Umsteiger für internationale Flüge enthalten. Diese können nach Einschätzung von BDL-Präsident Peter Gerber nicht ohne Weiteres auf den Zug verwiesen werden. Insbesondere bei Langstreckenflügen könne der Kunde immer auch auf ausländische Drehkreuze ausweichen, so dass für die Umwelt nichts gewonnen sei. Auf langen innerdeutschen Verbindungen mit Zug-Fahrzeiten oberhalb von drei Stunden werde es auch langfristig eine Nachfrage nach Luftverkehr geben, erwartet der BDL.

Brennpunkt München

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte seinerseits bereits wiederholt eine bessere Anbindung von Knotenpunkten wie Frankfurt oder München durch die Schiene angemahnt. Flüge von Nürnberg nach München seien von Lufthansa keineswegs ge­wünscht, müssten jedoch bisher angeboten werden, um Passagiere einigermaßen effizient und planbar vor Ort zu bringen. Der fehlende Anschluss des Münchner Flughafens an den Zugfernverkehr ist ein Thema, zu dem die Bahn nun eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben hat. Sie soll Varianten einer zusätzlichen Anbindung prüfen. „Wir hoffen auf neue Erkenntnisse“, meinte dazu Bahn-Vorstand Ronald Pofalla.

In dem Aktionsplan ist auch ein wachsendes Angebot an Zubringerzügen zum Flughafen Frankfurt enthalten. Lufthansa und Bahn hatten bereits im März den Ausbau ihres Gemeinschaftsangebots „Lufthansa Express Rail“ angekündigt, das um fünf auf dann 22 Startbahnhöfe erweitert wird.

Ab Dezember soll es zudem zusätzliche Sprinterzüge zum größten deutschen Flughafen geben. Bislang sind fünf größere deutsche Flughäfen (Frankfurt, Düsseldorf, Berlin, Köln-Bonn und Leipzig-Halle) an Fern- und Nahverkehr der Bahn angeschlossen. Weitere sieben sind mit Nahverkehrszügen erreichbar. Obwohl der innerdeutsche Flugverkehr seit Jahren rückläufig ist und das starke Wachstum der Branche vor allem durch den Interkontinentalverkehr getragen wurde, gab es zuletzt ausgehend vom Rhein-Main-Flughafen noch täglich mehrere Flüge zu nahegelegenen Zielen wie Düsseldorf, Nürnberg oder Stuttgart. Fraport-Chef Stefan Schulte, der auch Präsident des Flughafenverbands ADV ist, zeigte sich erfreut über den Plan einer „kundenfreundlichen Anbindung der Flughäfen an das Schienennetz“, die eine wesentliche Voraussetzung für eine vermehrte Zuganreise zu den deutschen Flughäfen sei.