Jenoptik verkauft Vincorion im zweiten Anlauf
hek Frankfurt –
Der Fotonikkonzern Jenoptik hat im zweiten Anlauf seine Mechatroniksparte Vincorion verkauft. Der Finanzinvestor Star Capital Partnership erwirbt das Geschäft zum Unternehmenswert von rund 130 Mill. Euro, wie Jenoptik mitteilt. Der Eigenkapitalwert liege im mittleren zweistelligen Mill.-Euro-Bereich. Hinzu kämen unter anderem Ansprüche und Verpflichtungen etwa aus Pensionszusagen in Höhe eines weiteren mittleren zweistelligen Mill.-Euro-Betrags sowie gewinnabhängige Komponenten. Über weitere Details sei Stillschweigen vereinbart worden. Der Vollzug sei in der zweiten Hälfte 2022 zu erwarten.
An der Börse stieß der Deal auf Beifall. Die im SDax vertretene Jenoptik-Aktie legte am Donnerstag im Handelsverlauf gut 10 % zu und erreichte ein Jahreshoch. Die Investmentbank Kepler Cheuvreux bewertet die Transaktion positiv, wenngleich die Militärtechniksparte weniger bringe als zunächst gedacht. Zu einer ähnlichen Einschätzung gelangt Warburg Research. Der Eigenkapitalwert entspreche weitgehend dem Buchwert, der gesamte Transaktionspreis liege jedoch unter dem ursprünglichen Ziel von rund 250 Mill. Euro. Das spiegele Belastungen im Luftfahrtbereich durch die Covid-Pandemie und den verstärkten Druck, sich vom Rüstungsgeschäft zu trennen.
„Es ist vollbracht“, kommentiert Analyst Stefan Maichl von der Landesbank Baden-Württemberg. Aus Investorensicht überwögen die Vorteile: Fokus auf die wachstums- und margenstarke Fotonik, reduzierte Komplexität, erhöhte Finanzierungskraft und eine verbesserte Investierbarkeit für ESG-orientierte Anleger.
Vincorion erwirtschaftete im vergangenen Jahr aus 152 Mill. Euro Umsatz ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 16,6 Mill. Euro. Das Unternehmen entwickelt und produziert mechatronische Produkte für den Sicherheits- und Verteidigungssektor, Luftfahrt sowie Bahn- und Transportindustrie, während sich die Private-Equity-Gesellschaft Star auf Investments in mittelständische Unternehmen in Europa konzentriert.
Jenoptik will sich schon länger von Vincorion trennen. Im Juni 2019 startete das Management einen Verkaufsprozess, der aber im Januar 2020 auf Eis gelegt wurde, weil die Angebote als zu niedrig eingestuft wurden. Anschließend belastete die Corona-Pandemie die Geschäfte mit den Flugzeugbauern. Im August 2021 versicherte Vorstandschef Stefan Traeger im Gespräch mit der Börsen-Zeitung, der Vincorion-Verkauf bleibe ein „strategisches Ziel“.