Jetzt haben die Wettbewerbshüter das Wort
Das Management des Bergbaumultis Xstrata hat sich zu früh gefreut: Die Aktionäre haben bei der Abstimmung über den Zusammenschluss mit dem Rohstoffhändler Glencore gegen üppige Halteprämien votiert. Nun sind die Wettbewerbshüter bei der größten M & A-Transaktion in dem Sektor seit 2007 am Zug.wb Frankfurt – Die im Februar angekündigte Übernahme des Bergbaukonzerns Xstrata durch den eigenen Großaktionär, den Rohstoffhändler Glencore, hat die Zustimmung der Anteilseigner gefunden. Jetzt sind die Wettbewerbshüter insbesondere in Brüssel und Peking am Zug, mit welchen Auflagen die Elefantenhochzeit zu “Glencore Xstrata International plc” über die Bühne gehen kann. Brüssel will sich morgen dazu äußern. Es geht laut Dealogic um ein Transaktionsvolumen von rund 45 Mrd. Dollar. Damit handelt es sich um die größte angekündigte Übernahme des Jahres nach dem avisierten Kauf von TNK-BP durch Rosneft. Mit Boni gescheitertWährend die Übernahme von Xstrata 99 % Zustimmung bei Glencore fand, die schon mit 33,6 % an Xstrata beteiligt ist, waren es bei Xstrata keine 79 %. Zuerst scheiterte das umstrittene Bonusprogramm für Xstrata-Manager über etwa 220 Mill. Dollar. Glencore-Chef Ivan Glasenberg wollte mit den Prämien die Führungsmannschaft des Bergbaumultis halten. Einer geht nun auf jeden Fall: Xstrata-Verwaltungsratschef John Bond, (45 Jahre bei der Großbank HSBC, der er bis 2006 vorstand, und früher Chairman von Vodafone) zieht die Konsequenzen und kündigte seinen Rücktritt an, sobald der Zusammenschluss abgeschlossen ist. Er warf den Investoren vor, mit der Ablehnung der Zahlungen das neue Unternehmen unnötigen Risiken auszusetzen. Königsmacher vom GolfBei Xstrata sind außer Glencore Katar mit 11,7 %, BlackRock mit 4,1 % und der norwegische Staatsfonds mit 2,9 % engagiert. Katar hatte sich in dem lange dauernden Übernahmeprozess erstmals in einer solchen M & A-Transaktion als aktiver Investor entpuppt und wurde damit zum Königsmacher. Der Staatsfonds forderte ein höheres Umtauschangebot der rein auf Aktien basierenden Transaktion – 3,05 eigene Titel pro Glencore-Papier statt 2,8 – und setzte sich durch. Der Staatsfonds aus dem Golfstaat gab erst vorige Woche sein Plazet für den Deal. Das neue Angebot hatte Glencore-Chef und Milliardär Glasenberg mit einer Änderung verbunden: Xstrata-Chef Mick Davis darf nur für einige Monate den neuen Konzern führen, dann geht Glasenberg ans Ruder. Den Xstrata-Direktoren sollte der Deal mit dem “Management Incentive Arrangement” versüßt werden, doch das fiel bei den Aktionären nun durch. Zudem musste Xstrata den Aktionären entgegenkommen, dass sie in getrennten Abstimmungen die Übernahme auch ohne diese Zahlungen an die Manager billigen konnten.Der Zusammenschluss der beiden in der Schweiz ansässigen, in London notierten und international tätigen Konzerne ist der größte in der Branche seit fünf Jahren. (2007 übernahm Rio Tinto den Aluminiumhersteller Alcan.) Mit der Fusion entsteht ein kombinierter Produktions- und Vermarktungsgigant mit 140 000 Beschäftigten in 40 Ländern, bei dem die klassischen Grenzen zwischen Bergbauproduktion und Handelsaktivitäten aufgehoben werden und vom Abbau der Rohstoffe über Lagerung, Handel und Transport alles unter einem Dach angesiedelt ist. “Der Wettbewerb wird weiter eingeschränkt und die Position der Rohstoffabnehmer spürbar geschwächt”, befürchtet der deutsche Stahlverband. Xstrata verdiente 2011 netto 5,9 Mrd. Dollar bei 33,8 Mrd. Umsatz. Glencore kam auf Erlöse von 186 Mrd. Dollar und einen Gewinn von 4,3 Mrd. Dollar. Das Bergbauunternehmen ist groß bei Kohle, Zink, Blei, Chromit, Kupfer, Nickel, Silber, Platingruppenelementen, Molybdän, Gold, Vanadium und Magnesium. Schwellenländer dominierenDie Partner versprechen sich Einsparungen und Wettbewerbsvorteile. Das Geschäft ist von der Nachfrage aus China und anderen Schwellenländern geprägt. Der neue Konzern würde nach Marktkapitalisierung hinter BHP Billiton (Australien, Großbritannien), Vale aus Brasilien und Rio Tinto (Australien, Großbritannien) rangieren. Glencore, deren Aktie gestern um 1,6 % zulegte, war erst 2011 an die Londoner Börse geführt worden. Xstrata, seit 2002 notiert und selbst stark mit Übernahmen gewachsen, zogen um 3,1 % an.Alles in allem sollen die Beraterhonorare inklusive Anwälten bei über 200 Mill. Dollar liegen. Glencore setzt auf Citi und Morgan Stanley. Xstrata hatte Goldman Sachs, J.P. Morgan, Deutsche Bank und Nomura angeheuert. Katar lässt sich von Lazard unter die Arme greifen.—– Wertberichtigt Seite 8