Johnson & Johnson stemmt Megadeal

Pharmakonzern schluckt US-Biotechfirma Momenta für 6,5 Mrd. Dollar

Johnson & Johnson stemmt Megadeal

cru Frankfurt – Es ist der bis dato größte Pharmadeal in diesem Jahr – und zugleich schon der zweite Milliardendeal in dieser Woche mit Biotech-Medikamenten gegen Autoimmunerkrankungen: Nach dem Kauf von Principia durch Sanofi will nun der US-Pharma- und Medizintechnikkonzern Johnson & Johnson die US-Biotechfirma Momenta Pharmaceuticals für 6,5 Mrd. Dollar (5,5 Mrd. Euro) in bar erwerben und dabei 52,50 Dollar je Momenta-Aktie zahlen – 70 % mehr als der Schlusskurs vom Dienstag von 30,81 Dollar. Das sei fest vereinbart, erklärte der Konzern aus New Brunswick.Obwohl der Preis hinter einigen branchenverändernden Übernahmen der letzten Jahre zurückbleibt, ist der Deal das jüngste Anzeichen dafür, dass die Arzneimittelhersteller inmitten der Coronavirus-Pandemie nach Möglichkeiten zur Expansion suchen. Die Aktien von Momenta hatten in diesem Jahr schon rund 56 % zugelegt, nachdem das Unternehmen aus Cambridge, Massachusetts, ermutigende Daten aus klinischen Studien für seine Behandlung einer seltenen Blutkrankheit erhalten hatte, die Föten und Neugeborene betrifft. Diese Behandlung hat von der US-Arzneimittelbehörde FDA den Orphan-Drug-Status erhalten.Der Kurs der Momenta-Aktie stieg am Mittwoch in den USA zeitweise um 69 % auf 52,17 Dollar. Johnson & Johnson legte 0,6 % zu. Die Transaktion soll der Johnson & Johnson-Pharmasparte Janssen Pharmaceutical dabei helfen, die Position im Bereich der immunvermittelten Krankheiten auszubauen und in den Bereich der Autoantikörper-getriebenen Krankheiten zu expandieren. Dabei wird der unerwünschte Angriff weißer Blutkörperchen auf vermeintliche Eindringlinge gedämpft. Rechte für neues MedikamentDer Deal umfasse die vollen globalen Rechte an Momentas experimentellem Medikament Nipocalimab, hieß es. Momenta erhielt im Juni positive Nachrichten über das Medikament, als das Hauptziel in einer Phase-II-Studie zur Behandlung von Myasthenia gravis, einer autoimmunen neuromuskulären Erkrankung, erreicht wurde. Erhofft wird ein Umsatz von 1 Mrd. Dollar.Die Momenta-Übernahme erfolgt im Anschluss an den Deal des französischen Arzneimittelherstellers Sanofi am Montag dieser Woche, das US-Biotechunternehmen Principia Biopharma für rund 3,7 Mrd. Dollar zu übernehmen. Mit der ebenfalls vollständig in bar bezahlten Transaktion erhält Sanofi ähnlich wie jetzt Johnson & Johnson eine Pipeline von Medikamenten gegen eine Reihe von Autoimmunkrankheiten. Sanofi wendet sich damit vom angestammten Geschäft mit Medikamenten gegen weit verbreitete Herzerkrankungen und Diabetes ab und setzt stärker auf seltenere Krankheiten, die mit neuen und gewinnträchtigeren Medikamenten behandelt werden. Die Momenta-Transaktion soll in der zweiten Jahreshälfte 2020 abgeschlossen werden. Trotz der geplanten Übernahme bestätigte Johnson & Johnson das Ziel für den bereinigten Gewinn je Aktie für 2020. Demnach soll der bereinigte Gewinn je Aktie bei 7,75 bis 7,95 Dollar landen. 2021 würden mit dem Momenta-Zukauf aber zusätzliche Forschungskosten anfallen, die den Gewinn je Aktie mit etwa 10 bis 15 Cent belasten dürften, hieß es weiter.