Jungheinrich schockiert mit neuer Gewinnwarnung
ste Hamburg – Mit der zweiten Gewinnwarnung in diesem Jahr hat der Intralogistikkonzern Jungheinrich gestern Anleger vergrätzt. Die Vorzugsaktie des Hamburger SDax-Unternehmens stürzte um 25 % ab. Der zweitgrößte europäische Gabelstaplerhersteller begründete die Maßnahme neben der Marktabkühlung der vergangenen Monate und einer höheren Volatilität im Auftragseingang vor allem mit fehlenden positiven Konjunktur- und Marktsignalen.Deutlicher als im Juli nahm Jungheinrich gut drei Monate nach dem Wechsel an der Vorstandsspitze nun die Prognose für das im Geschäftsjahr 2019 erwartete operative Ergebnis (Ebit) zurück. So geht der Kion-Rivale nun noch von einem Ebit im Korridor von 150 Mill. bis 200 (i. V. 275) Mill. Euro aus. Im Sommer war das Gewinnziel nach einem “schwarzen” Juni – das Marktvolumen in der Kernregion Europa fiel um 16 % zurück – auf 240 Mill. bis 260 Mill. Euro von ursprünglich angekündigten 275 Mill. bis 295 Mill. Euro revidiert worden. Auch Umsatzziel kassiertDie im Juli ebenfalls auf 3,8 Mrd. bis 4,05 (3,97) Mrd. Euro von zuvor 4,05 Mrd. bis 4,2 Mrd. Euro gekürzte Prognose für den Auftragseingang ließ Jungheinrich gestern unverändert, doch das zuletzt noch nach dem dritten Quartal im November bekräftigte Umsatzziel von 3,85 Mrd. bis 4,05 (3,8) Mrd. Euro stufte der Konzern nun auf eine Spanne von 3,6 Mrd. bis 3,8 Mrd. Euro zurück. Damit wird Jungheinrich das für 2020 in Aussicht gestellte Umsatzziel von 4 Mrd. Euro nicht ein Jahr früher als geplant erreichen. Die operative Marge (Ebit-Rendite) erwartet das familiendominierte Unternehmen 2019 auf Basis der aktuellen Planungen zwischen 4,0 und 5,5 (7,2) %. Im Juli war Jungheinrich noch von 6,0 bis 6,7 % nach ursprünglich 7,0 bis 7,4 % ausgegangen.In einem im März erschienenen Interview der Börsen-Zeitung hatte der damalige Vorstandschef Hans-Georg Frey, der Anfang September den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden übernahm, in Aussicht gestellt, dass Jungheinrich in vier bis fünf Jahren eine operative Rendite von 8 % erreichen könne (vgl. BZ vom 5. März). Der inzwischen vom früheren Vertriebs- und Technikressortchef Lars Brzoska angeführte Vorstand hat neue mittelfristige Finanzziele bislang nicht vorgelegt.Der Konzern betonte gestern weiter, dass trotz der erschwerten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiterhin umfangreich investiert werde, vor allem in die Digitalisierung, Automatisierung sowie in die Lithium-Ionen-Technologie. Zudem würden Maßnahmen zur Effizienzsteigerung ergriffen, um die Profitabilität unter verschlechterten Marktbedingungen abzusichern. Stellenabbau?Konkrete Maßnahmen würden derzeit nicht kommuniziert, sagte ein Konzernsprecher am Mittwoch auf Anfrage. In einem Anfang Oktober erschienenen Interview mit dem “Hamburger Abendblatt” hatte Vorstandschef Bzroska erklärt, dass es “Ende des Jahres, Anfang nächsten Jahres an einzelnen Standorten zu Kurzarbeit kommen” könnte. Seit der letzten Branchenkrise 2008/2009 hat Jungheinrich die Zahl der Beschäftigten auf rund 18 000 fast verdoppelt.