Kabelmogul Drahi kommt bei Sotheby's zum Zug
wb Frankfurt – Der Hammer ist gefallen: Patrick Drahi, der 55-jährige Milliardär und Gründer der hoch verschuldeten Telekomgruppe Altice, übernimmt das traditionsreiche Auktionshaus Sotheby’s für 3,7 Mrd. Dollar inklusive Schulden. Das 1744 in London gegründete Unternehmen kommt damit nach 31 Jahren an der New Yorker Börse wieder in Privatbesitz. Der 1766 gegründete Erzrivale Christie’s wurde 1998 vom französischen Multimilliardär François Pinault (Großaktionär von Kering) für 1,2 Mrd. Dollar übernommen.Drahi bietet 57 Dollar je Aktie, was einer Prämie von 61 % auf den Schlusskurs zuvor entspricht. Der Sotheby’s-Kurs ist dieses Jahr mit 40 % unter die Räder gekommen. Das Auktionshaus hat seit 2013 den Aktionärsaktivisten Dan Loeb mit seinem Hedgefonds Third Point im Kreuz, der 14,4 % hält. Loeb unterstützt jetzt die Offerte von Drahi. Die Versicherung Taikang Life aus China ist mit 17,1 % seit 2016 größter Aktionär. BNP Paribas und Morgan Stanley sind für Drahi tätig, Liontree Advisors berät Sotheby’s. Drahi bezeichnet sich als langjährigen Kunden des Auktionshauses.Drahi ist vor allem für seine schuldenfinanzierte Expansion in Telekommunikation, Kabelnetzen und Medien bekannt. So baute der israelisch-französische Unternehmer die seit 2014 in Amsterdam notierte Altice auf, die Großaktionär von Numericable ist, für fast 12 Mrd. Euro die französische Mobilfunkfirma SFR übernommen und in den USA u. a. den Kabelnetzbetreiber Suddenlink für 9 Mrd. Dollar akquiriert hatte.”Forbes” taxiert Drahis Privatvermögen auf über 9 Mrd. Dollar. Anfang 2018 kündigte Kunstsammler Drahi an, das separat gelistete US-Geschäft von Altice ausgliedern und die europäischen Aktivitäten umstrukturieren zu wollen. Seitdem hat sich das US-Geschäft besser entwickelt als das europäische, das durch ein wettbewerbsintensives Umfeld gekennzeichnet ist.Als sich der Kunstmarkt 2016 erholte, zog auch die Sotheby’s-Aktie an – auf das Hoch von 51 Dollar. Sotheby’s setzte 2018 rund 6,4 Mrd. Dollar um, Christie’s kam auf 7 Mrd. Dollar. Das teuerste weltweit versteigerte Kunstwerk war bei Sotheby’s Amedeo Modiglianis “Liegender Akt”, der für 157 Mill. Dollar den Besitzer wechselte. Umsatztreiber des Auktionshauses sind vor allem die diskret abgewickelten Privatverkäufe. Sotheby’s punktet auch mit starken Geschäftsverbindungen nach Asien. Der Nettogewinn lag 2018 bei 109 Mill. Dollar.