KaDeWe-Gruppe meldet Insolvenz an
Die KaDeWe-Gruppe mit den Luxus-Kaufhäusern KaDeWe (Berlin), Oberpollinger (München) und Alsterhaus (Hamburg) hat Insolvenz angemeldet. Der Betrieb der Häuser gehe aber weiter, teilte das Unternehmen mit. Beantragt wurde demnach ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Das Handelsunternehmen betonte, dass vor allem die Mieten an den drei Standorten das Geschäft belasten. Sie machten "ein nachhaltiges, ertragreiches Wirtschaften nahezu unmöglich", hieß es.
Die Insolvenz der KaDeWe Group folgt wenige Wochen, nachdem das Signa-Firmengeflecht des österreichischen Investors René Benko in Schieflage geriet. Signa Retail hält 49,9% an KaDeWe, die Mehrheit von 50,1% kontrolliert die Central Group der thailändischen Familie Chirathivat. Eine Insolvenz in Eigenverwaltung beantragen in der Regel Unternehmen, die gute Aussichten haben, den Geschäftsbetrieb fortzuführen. Es ist eine Variante des Insolvenzrechts, die statt auf eine Abwicklung auf die Sanierung eines Unternehmens zielt. Zu Signa Retail gehört auch Galeria Karstadt Kaufhof, die ebenfalls in die Insolvenz gerutscht ist.
Indexmieten der Kaufhäuser "unverhältnismäßig hoch"
KaDeWe-Geschäftsführer Michael Peterseim hatte sich noch Ende November zuversichtlich gezeigt, dass die Gruppe nicht in den Sog der Signa-Krise geraten würde. "Operativ machen wir einen herausragenden Job. Alle Häuser verzeichnen auch in volkswirtschaftlich schwierigen Zeiten steigende Umsätze", sagte Peterseim nun laut Mitteilung. "Die Indexmieten jedoch sind unverhältnismäßig hoch, sie sind nicht marktüblich - und sollen weiter ansteigen." Zahlreiche Gespräche mit dem Vermieter hätten daran nichts geändert.
Die KaDeWe-Gruppe ist die Betreiberin der traditionsreichen Kaufhäuser in Berlin, Hamburg und München. René Benko ist über Signa ihr Vermieter.
Der Mitteilung von Montag zufolge hat die KaDeWe-Gruppe im Geschäftsjahr 2022/2023 einen Umsatz von knapp 728 Mill. Euro erwirtschaftet - ein Plus von fast 24% im Vergleich zum Vor-Corona-Geschäftsjahr 2018/2019. Die Gruppe beschäftigt eigenen Angaben zufolge etwa 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im KaDeWe in Berlin. Hinzu kommen etwa 200 Beschäftigte im Alsterhaus, etwa 300 Beschäftigte im Oberpollinger und weitere rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Berliner Unternehmenszentrale.
Berater: Luxus funktioniert weiter
Der Chef der Handelsberatung BBE, Johannes Berentzen, schätzt die Mietbelastung der KaDeWe-Gruppe je nach Standort auf 13 bis 20% des Umsatzes. "Für den Mehrheitseigner Central könnte sich eine Insolvenz lohnen, um aus den teuren Mietverträgen auszusteigen." Berentzen betonte: "Ich bin mir sicher, dass es in allen drei Häusern weitergeht." Luxus funktioniere trotz der Wirtschaftslage gut.
Zum verkaufsoffenen Sonntag am 28. Januar in Berlin blieben die Türen des KaDeWe jedoch anders als zunächst geplant geschlossen. Gründe erfuhren die Kunden an den Türen nicht.
Bei der Insolvenz in Eigenverwaltung bleibt die Geschäftsleitung im Amt, ihr wird allerdings ein sogenannter Sachwalter von außen zur Seite gestellt. Die alte Geschäftsführung behält damit große Teile der Verfügungsgewalt über das Unternehmen. Zugleich ist die Firma vor Vollstreckungen und Zwangsmaßnahmen von Gläubigern geschützt.