Kaeser fordert mehr soziale Marktwirtschaft

Siemens-CFO gegen Wiedereinstieg in Atomkraft

Kaeser fordert mehr soziale Marktwirtschaft

mic München – Für eine Rückbesinnung auf die soziale Marktwirtschaft hat der Siemens -Finanzvorstand Joe Kaeser beim Banken- und Unternehmensabend der Hauptverwaltung der Bundesbank in Bayern plädiert. Vor rund 150 Zuhörern fügte er am Donnerstagabend hinzu: “Nur wer hat, der kann auch geben.” Man brauche mehr Respekt vor Unternehmen und Unternehmern: “Es muss sich lohnen, etwas zu unternehmen, und nicht etwas zu unterlassen.”Kritisch setzte Kaeser sich mit dem zunehmenden Anspruch des Staates nach Kontrolle auseinander. Der “Schleuderkurs im regulatorischen Umfeld” sei auch bei der Energiewende zu beobachten. Diese sei verfehlt: “Man darf nicht die Augen davor verschließen, nur weil es grün und in ist.” Man müsse dafür sorgen, dass der gut gemeinte, aber schlecht gemachte Wendewahnsinn ein gutes Ende finde. Siemens ist in der Herstellung von erneuerbaren Energien investiert, beispielsweise beim Bau von Windenergieanlagen im Meer. Kaeser betonte, er sei nicht für den Wiedereinstieg in die Atomkraft.Der Finanzvorstand prophezeite einen industriellen Wiederaufstieg Amerikas. Das Land könne durch Schiefergas Energie zu günstigen Preisen bekommen. Die Chance Deutschlands sei, die dortige Reindustrialisierung mitzubetreiben. Allerdings werde sich die Produktion über den Atlantik verlagern. Die Herausforderung sei: “Design in Germany, aber made in den USA.”Hauptverwaltungs-Präsident Alois Müller hatte einleitend herausgestrichen, dass Siemens-Vorstandschef Peter Löscher sich nicht mit Mittelmäßigkeit in seinem Konzern zufriedengeben wolle. Kaeser erntete reichlich Lacher unter den 150 Zuhörern, indem er diesen Ball aufnahm: “Natürlich lieben wir nicht die Mittelmäßigkeit, wer mag das schon, aber manchmal wäre es besser, es würden mittelmäßige Züge fahren.” Kürzlich hatte Siemens eingestehen müssen, die ersten Züge des ICE 3 nicht pünktlich an die Deutsche Bahn auszuliefern.