Kahlschlag bei Rolls-Royce

Triebwerksbauer will mindestens 9 000 Stellen streichen - Nachfrage aus der Luftfahrtbranche bricht weg

Kahlschlag bei Rolls-Royce

Der Triebwerksbauer Rolls-Royce wird seine Belegschaft um fast ein Fünftel verringern. Mindestens 9 000 Stellen sollen gestrichen werden, kündigte der MTU-Rivale mit Blick auf die wegbrechende Nachfrage aus der zivilen Luftfahrtbranche an. Keine Regierung könne Löhne über Jahre hinweg subventionieren.hip London – Der britische Technologiekonzern Rolls-Royce geht davon aus, dass es Jahre dauern wird, bis sich die Nachfrage nach Verkehrsflugzeugen wieder erholt. Das Unternehmen kündigte deshalb an, mindestens 9 000 von weltweit 52 000 Stellen zu streichen. Man habe bereits Gespräche mit den Gewerkschaften aufgenommen. “Das ist keine selbstverschuldete Krise”, sagte CEO Warren East. “Aber es ist eine Krise, der wir gegenüberstehen, und mit der wir fertig werden müssen.” Die Personalkosten sollen dadurch um 700 Mill. Pfund sinken. Die einmaligen Kosten der Restrukturierung bezifferte das Unternehmen auf 800 Mill. Pfund. Es soll zudem weniger investiert werden. Insgesamt bezifferte East die Einsparungen auf 1,3 Mrd. Pfund.Die Gewerkschaft Unite sprach von “schamlosem Opportunismus”. Schließlich habe Rolls-Royce das Coronavirus Job Rentention Scheme (CJRS) der Regierung in Anspruch genommen und Tausende Mitarbeiter in den Zwangsurlaub geschickt. CJRS ist ein Programm, bei dem der Staat bis zu einer Obergrenze von 2 500 Pfund pro Kopf und Monat 80 % der Gehälter sowie die Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitgeber übernimmt, um Arbeitsplätze zu erhalten.”Keine Regierung kann Dinge wie Lohnsubventionierungsprogramme auf Jahre hinaus fortschreiben”, sagte East der BBC. “Wir müssen uns um uns selbst kümmern.” Keine Regierung könne eine nachhaltige Nachfrage ersetzen. Die British-Airways-Mutter IAG, die das Programm der Regierung ebenfalls in Anspruch nimmt, hatte mit Blick auf die neue Situation, die durch die Pandemie entstanden ist, bereits Ende April angekündigt, 12 000 Stellen zu streichen (vgl. BZ vom 29. April). Weniger Umsatz mit WartungDie Coronavirus-Pandemie hat nicht nur dazu geführt, dass weniger neue Triebwerke bei der FTSE-100-Gesellschaft geordert werden. An den Maschinen, die nun am Boden bleiben müssen, fallen auch weniger Wartungsarbeiten an. Der Umsatz in diesem Geschäft wird nach Flugstunden berechnet. Wie das Management Anfang des Monats auf der Hauptversammlung sagte, lagen die Flugstunden in den ersten vier Monaten des Jahres um zwei Fünftel unter Vorjahresniveau. Derzeit dürfte sich der Rückgang auf 90 % belaufen.”Wenn der Endmarkt geschrumpft ist und in den kommenden Jahren nicht mit einer Erholung gerechnet wird, muss das operative Geschäft bedauerlicherweise angepasst werden”, schrieb Sophie Lund-Yates, Analystin bei Hargreaves Lansdown, in einer ersten Einschätzung. Rolls-Royce habe den Vorteil, dass der große Auftragsbestand der militärischen Luftfahrtsparte bislang nicht von der Pandemie beeinträchtigt worden sei. Ein Blick auf die weltweiten Bestände zeigt, dass die Flugzeugflotten vergleichsweise neu sind (siehe Grafik). Mit den Maßnahmen gegen den Klimawandel waren Hoffnungen auf eine weitere Verjüngung verknüpft. Angesichts des Spritverbrauchs älterer Langstreckenjets sprach viel für einen Umstieg auf effizientere neue Modelle.